Jürgen Wilbert Zitate
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Für Gedankenlose ist und bleibt Denken ein Lotteriespiel.
So manche Pflichtübung ist schon am Neigungswinkel verreckt.
Aphorismen sind Papiertiger: Sie fallen nur die Fantasiebegabten an.
Versierte Mitläufer sonnen sich sogar im Windschatten.
Ausgerechnet die Kleinigkeiten suchen Anlaß zum großen Auftritt.
Beim Hochstapeln kann einfach nichts Tiefsinniges herauskommen.
Wem jedes Mittel recht ist, dem ist kein Recht mehr zu vermitteln.
Wer allzu eifrig missioniert, schlägt selbst seine eifrigsten Anhänger in die Flucht.
So mancher Nachlaß hat schon dafür gesorgt, daß bei den Hinterbliebenen der Schmerz nachläßt.
Wer den Geiz auf die Spitze treibt, kommt nicht umhin, sich an totaler Konsumverweigerung zu ergötzen.
Wer seinem Gegenüber die Maske vom Gesicht reißt, darf sich nicht wundern, wenn er einen Spielpartner verliert.
Aus Angst einzelner, ihr Gesicht zu verlieren, haben schon Tausende ihr Leben verloren.
Wer die Gewalt über einen Schlüssel besitzt, glaubt nicht selten, er verfüge über das ganze Haus.
Aphoristische Leidenschaft: Redewendungen so lange zu drehen, bis eine neue Seite zu erkennen ist.
Von dem, der den Kopf in den Sand steckt, kann man auch sagen: Er geht den Dingen auf den Grund.
Nicht wenige Chefs sehen in der Erkrankung eines Mitarbeiters eine persönliche Kränkung.
Redefreiheit: früher ein Menschenrechtsartikel, jetzt nur noch ein Gebührensatz.
Viele beschwören den Geist der Waffen, nur wenige schwören auf die Waffen des Geistes.
Schicksal politischer Größen: sich zugleich in Szene und zwischen die Stühle zu setzen.
Viele bilden Vermögen, weil sie sich nicht zu bilden vermögen.
Wenn Geiz geil ist, dann ist das geilste der Gefühle der Konsumverzicht.
Anhebung des Rentenalters: damit sich das Rentnerdasein wieder rentiert – für den Staat.
Wer glaubt, überall den Ton angeben zu müssen, findet bald kein Gehör mehr.
Einige Zeitgenossen hinterlassen den stärksten Eindruck, wenn sie auf der Stelle treten.
Wenn sämtliche Maßstäbe verloren gehen, dann wird das Unmaß zum Maß aller Dinge.
Wahlkampf: Wettstreit hinkender Vergleiche.
Kennen Sie die Sorte Mensch, die sich nur dann erleichtert fühlt, wenn sie sich beschwert?
Ein Aphoristiker ist ein Mensch, der keinen Anstoß an Denkanstößen nimmt.
Aphorismen sind Schlupflöcher für Querdenker.
Über die Köpfe anderer hinweg solltest du nur dann entscheiden, wenn die den Kopf in den Sand gesteckt haben.
In Zeiten des bargeldlosen Verkehrs wird auch Denkbares aus dem Verkehr gezogen.
Aphoristiker sind Menschen, die gerne Denkzettel verteilen, oder sich verzetteln.
Wenn andere zu dir sagen, du seiest ruhiger geworden, dann kann das auch ein Grund zur Beunruhigung sein.
Immer mehr Zeitgenossen halten Denkanstöße für abstoßend.
Aphorismen sind wahre Halbheiten.
Ein Aphoristiker ist ein Denker, dem der Zeitgeist auf den Geist geht.
Wer Gott und die Welt kennt, schert sich einen Teufel um seine Nachbarn.
Einigen ist die Ehe einfach zu traulich.
Ein Aphoristiker ist Jemand, der andere in seine Gedankengänge hineinzieht – und dann allein lässt.
Wunschtraum des Aphoristikers: Die geschärfte Zunge wird zum Zünglein an der Waage.
Wer viel Aufhebens macht, dem schmerzt früher oder später der Rücken.
Viele Aphoristiker ticken nicht richtig. Sie gehen nicht mit der Zeit.
Flausen im Kopf sorgen für die Federung des Denkapparates.
Auch mit Worthülsen kannst du andere mundtot machen.
Vor lauter Medienpräsenz geht die Geistesgegenwart verloren.
Fortschritt kann auch bedeuten: Erhaltenswertes schreitet für immer fort.
Wenn dich jemand über den grünen Klee lobt, dann spätestens solltest du das Gras wachsen hören.
In unserer Leistungsgesellschaft ist das Fingerspitzengefühl in die Ellenbogen gerutscht.
Das einzig Leidtragende im Karneval: das Nervenkostüm.
Wer alles besser weiß, der bessert das Wissen nicht.