Joseph Joubert Zitate
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Man berührt nur die Werte der Oberfläche in der Gesellschaft, die der Tiefe in der wahren Freundschaft.
Das Herz muß dem Geist vorangehen, und die Nachsicht der Wahrheit.
Die Zeit ist Bewegung im Raum.
Zeiten sind für uns wie Örtlichkeiten; wir leben in der einen wie in der anderen; sie umgeben uns, sie berühren, umhüllen uns und formen uns immer durch irgendeinen Eindruck.
Jeder ist seine eigene Parze und spinnt sich selber seine Zukunft.
Ihre Entstehung verdanken die Meisterwerke dem Genie, ihre Vollendung dem Fleiß.
Den Völkern schmeicheln bei politischen Stürmen, heißt den Wogen sagen, daß sie das Schiff lenken sollen.
Die Wissenschaft ist eine Nahrung, die diejenigen bläht, die sie nicht nährt.
Kinder brauchen Vorbilder nötiger als Kritiker.
Irrtum erregt, Wahrheit beruhigt.
Man begreift die Erde erst, wenn man den Himmel erkannt hat. Ohne die religiöse Welt bleibt die sinnliche ein trostloses Rätsel.
Erziehen heißt, nicht nur den Verstand schulen, sondern den Willen leiten.
Maximen sind für den Intellekt das, was Gesetze für die Handlungen sind: Sie erleuchten nicht, aber sie leiten und führen und, obgleich selbst blind, sind sie Schutz.
Die Menschen werden ungleich geboren. Der große Segen der Gesellschaft besteht darin, diese Ungleichheit so weit wie möglich durch die Beschaffung von Sicherheit, des erforderlichen Eigentums, der Ausbildung und des Beistands für einen jeden zu mindern.
Das Alter raubt dem geistreichen Menschen nur die für die Weisheit zwecklosen Eigenschaften.
Es steckt oft mehr Geist und Scharfsinn in einem Irrtum als in einer Entdeckung.
Lehren heißt: die Dinge zweimal lernen.
Ein König ohne Religion scheint immer ein Tyrann.
Gerechtigkeit ohne Macht und Macht ohne Gerechtigkeit: welch‘ erschreckliche Übel!
Seine Gedanken an vorübergehende Ereignisse heften, heißt, in den Sand schreiben, in die Wogen zeichnen und auf Windesflügel bauen.
Denke beratend an die Vergangenheit, genießend an die Gegenwart und handelnd an die Zukunft.
Respekt zu bezeugen ist heutzutage fast ebenso schwer, wie Respekt zu verdienen.
Alt mußte ich werden, um zu erfahren, was ich wissen wollte, nun müßte ich jung sein, um schön formulieren zu können, was ich weiß.
Wer für die Zukunft sorgen will, muß die Vergangenheit mit Ehrfurcht und die Gegenwart mit Mißtrauen aufnehmen.
Angst kommt aus der Phantasie, Schwäche aus dem Charakter.
Ich habe zuviel Gehirn für meinen Kopf; es findet in seinem Gehäuse keinen rechten Spielraum.
Ehe man ein schönes Wort anwendet, muß man ihm einen Platz bereiten.
Die Richtung unseres Geistes ist wichtiger als sein Fortschritt.
Der Triumph der Frauen beseht nicht darin, ihre Verfolger zu ermüden und zu besiegen, vielmehr darin, sie zu erweichen und entwaffnen.
Der Verstand paßt sich der Welt an, Weisheit sucht Einklang im Himmel.
Illusion ist ein wesentlicher Bestandteil der Wirklichkeit und verhält sich zu ihr wie Wirkung zur Ursache.
Man ist eigentlich nur durch Nachdenken unglücklich.
Kinder quälen, wen sie lieben.
Freundlichkeit ist die Kunst, den Menschen mehr Liebe entgegenzubringen, als er verdient.
Man soll in ein Buch nur so viel Geist legen wie nötig, man kann aber im Gespräch mehr haben als nötig ist.
Die Grazie imitiert die Zartheit wie die Höflichkeit die Güte.
Man kann, kraft des Vertrauens, es jemandem unmöglich machen, uns zu betrügen.
Revolutionen sind Zeiten, in denen der Arme seiner Rechtschaffenheit, der Reiche seines Reichtums und der Unschuldige seines Lebens nicht sicher ist.
Glücklich ist man, wenn man aus dem Zustand der Gesundheit in den der Weisheit übergeht.
Logik ist für die Grammatik das, was der Sinn für die Worte ist.
Zieht Gott sich von der Welt zurück, so zieht der Weise sich in Gott zurück.
Ich habe meine Blüten und meine Frucht dahingegeben, nun bin ich nur noch ein hohler Stamm, aber wer sich in meinem Schatten niederläßt und auf mich hört, wird weiser werden.
Alle Frauen lieben die Geister, die in jungen Körpern wohnen, und Seelen, die schöne Augen haben.
Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.
Die Langsamkeit des Alters erleichtert die Geduld bei der Arbeit.
Man muß die Leidenschaften reinigen. Selbst der Haß kann sich in einen lobenswerten Affekt verwandeln, wenn er nur aus Liebe zum Guten entsteht.
Der Gewissensbiß heiligt das Laster.
Die Menschen sind dazu verdammt, entweder Sklaven der Pflicht oder Sklaven der Macht zu sein.
Das Beste im Menschen sind seine jungen Gefühle und seine alten Gedanken.
Frauen in Männerkleidern, ohne ihre wallenden Gewänder, verlieren an Anmut.