Johannes Tauler Zitate
Es ist eine große Schmach, daß der Mensch so viele andere Dinge kennt, sich selbst aber kennt er nicht.
Also soll der Mensch mit großem Fleiß, sich selber umgraben und in seinen Grund sehen.
Der Mensch soll seine Arbeit einfach und nüchtern tun. Er soll dabei der bleiben, der er ist, und soll Gott in sich hereinnehmen und oft vor ihm gegenwärtig sein, innig und gesammelt. Und so lerne er Gott in das Werk tragen.
Der Brunnen des Lebens ist die Liebe, und wer in der Liebe nicht ist, der ist tot, wie St. Johannes spricht in seiner Epistel.
Gott kann sich durch die Anfechtung ebenso zu eigen geben wie durch die Tugend und die heiligen Sakramente.
Das einzige wirkliche Lehrbuch ist unser Herr Jesus Christus. Diese Schule hat mich gelehrt, alles dranzugeben. Diesem Meister will ich leben.
Der Mensch soll sich unter Tag oder Nacht immer eine gute Zeit nehmen, und in der soll er sich in den Grund senken, jeder nach seiner Weise.
Man vermag dem Wort nicht besser als mit Schweigen und Hören zu dienen.
Der Mensch soll niemandes Fehler groß wägen, wenn er will, daß Gott seine Fehler mit Barmherzigkeit übersehe.
Unsere Seligkeit liegt nicht an unseren Werken, sondern an der Größe der Liebe.
Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
Niemand maße sich an, des anderen Richter zu sein, er habe sich denn selber zuvor gerichtet.
Laß niemals Schwermut über dich kommen, denn sie hindert dich an allem Guten.
Der Frieden in allen Dingen, den lernet man allein in der wahren Abgeschiedenheit und Innigkeit. Wer ihn haben will, der soll und muß es da lernen; er muß es mit eingekehrtem Gemüt suchen und nirgend anders; hier ist er befestigt und bewurzelt.
Der Abgrund, der geschaffen ist, leitet in sich den ungeschaffenen Abgrund, und die zwei Abgründe werden ein einig Eins, ein lauteres göttliches Wesen, dann hat sich der Geist in Gottes Geist verloren, in dem grundlosen Meere ist er ertrunken.
Üben mußt du dich, willst du ein Meister werden. Doch erwarte nicht, daß der Herr dir Gnade eingießt ohne deine Mitarbeit. Man soll nicht glauben, daß Vater, Sohn und Heiliger Geist in einen Menschen einströmen, der sich nicht in der Tugend übt.
Betrübnis ist ein großes Hindernis; sie erstickt das Leben, verdüstert das Licht und verlöscht das Feuer der Liebe.
Dein Leiden ist deine oberste Wirkung.
Damit, daß man die Wahrheit erkennt, hat man sie noch nicht.
Eine wahre Reue ist eine zweite Unschuld.
Der Leib soll sein ein Knecht der Seele, die Seele eine Dienerin des Geistes und der Geist ein Anstarren Gottes.
Wir werden erst am Kleinen reif für’s Große.