Johannes Gross Zitate
Unser Körper erinnert uns täglich daran, dass er älter und alt wird; unser Geist spiegelt uns vor, dass er immer jung bleibe.
Der Machtlose entschädigt sich gern durch die Überzeugung, ein besserer Mensch zu sein.
Niemand wird so gestreichelt wie das Opferlamm auf dem Weg zur Schlachtbank.
Kein Volk hat die Regierung, die es verdient. So schlecht sind die Menschen nicht.
Wenn ein Mann gut kocht, gewinnt er ein Ansehen als Lebenskünstler. Wenn eine Frau gut kocht, festigt sie ihren Ruf als Hausfrau.
Die Deutschen, die immer das Bedürfnis haben, beliebt zu sein, sind heute geradezu versessen darauf, keinen Feind zu haben. Darum versetzen sie gern die Politik mit Motiven, die für andere uneinsichtig sind und deshalb gefährlich wirken, obwohl sie naiv sind.
Die Demokratie lebt davon, dass sie viele Hüter hat.
Wenn die Wörter fremden Ursprungs sind, braucht es niemanden zu wundern, dass auch die Ideen von anderswo kommen.
Seid fruchtbar und mehret Euch! Als das Gebot erging, lebten zwei Menschen auf der Erde.
Unentbehrlich für den Karrieremann: sich den richtigen Vorgänger zu suchen.
Als wirklicher Fachmann wird von Kollegen nur ernst genommen, wer sonst nichts kann.
Politiker zu kaufen ist altmodisch; in der modernen Demokratie kauft man Wähler.
Eine größere Demütigung der Frau als der Hosenrock ist nie erdacht worden.
Wenn der Chef einen Witz erzählt. Das ist die Situation in der keiner gewinnen kann – wer herzhaft lacht, sieht aus, wie wenn er für die Prokura trainierte; wer den Applaus verweigert, wie ein Stoffel der sich auf seine Ecken und Kanten Haken und Ösen etwas zugute tut.
Was deprimierend ist: Du bist wie alle anderen. Was tröstlich ist: Alle anderen sind wie du.
Die Gehirnwäsche gilt allenthalben als fürchterlich und schrecklich. Es gibt aber Gehirne, denen eine Wäsche ganz gut täte.
Das Computerzeitalter bedeutet erstens Kommunikation auf der Basis der Isolation und zweitens einen großen Verlust an Mündlichkeit. Wer nicht gut lesen oder schreiben kann, ist verloren und ausgeschlossen. Die Klassengesellschaft der Zukunft.
Der Psychoanalytiker Mitscherlich hat den Deutschen Unfähigkeit zur Trauer vorgeworfen. Unfähigkeit zur Freude wäre richtiger gewesen.
Frei ist der Mensch, der ohne Begründung eine Einladung ablehnen kann. Oder: wer ohne zu kränken sagen kann, ich habe keine Lust.
Der Applaus ist das Brot des Künstlers.
Vermögensbildung. Hinter dem Wort steckt der deutsche Aberglaube, es könne einer durch Sparen reich werden.
Ich danke Ihnen, daß Sie so zahlreich erschienen sind, aber ich bin ganz alleine gekommen.
Der Patron ist im französischen Restaurant der Chef im amerikanischen der Kunde.
Gute Eltern lehren die Kinder: Du sollst nicht lügen. Sie vergessen, das Kind zu lehren: Du mußt nicht jede Frage beantworten.
Wer immer auf der Hut ist, wird gern betrogen.
Je öfter ich ehrende Trauerreden auf Verstorbene lese oder höre, desto stärker wird der Wunsch, am Leben zu bleiben.
Ein anständiger Deutscher liebt Probleme mehr als ihre Lösungen.
Eine echte Revolution erkennt man daran, dass gegen sie kein Widerstand stattfindet.
Man muss den Absichten misstrauen, auch den guten, vor allem aber den eigenen.
Das Recht zu schweigen ist auch ein Menschenrecht.
Im Spanischen wird das Schwägerverhältnis mit dem Adjektiv politisch bezeichnet. Die Schwiegermutter ist die madre politica.
Der Ruin des Planeten wäre selbst dann unvermeidlich, wenn die Erde ein Garten der politischen und ökologischen Vernunft werden. Die Erde ist nicht für fünf Milliarden Menschen gebaut.
Die Angst vor dem Kalauer ist das Grab vieler guter Scherze.
Ein höflicher Mensch kokettiert lieber mit seinen Lastern als mit seinen Tugenden.
Früher glaubte jede neue Generation, mit ihr fange die Welt an. Heute glaubt die neue Generation, mit ihr gehe sie zu Ende.
In der Demokratie heißt es: mit den Schafen heulen.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Das ist richtig. Wer aber immer lügt, hat ganz gute Chancen.
Ein Ehemann muss den Seitensprung geheimhalten, aber, dass er nie einen getan hat, auch.
Zur geistigen Urheberschaft. Warum, in aller Welt, sind die Richter angesehener als die Henker?
Satt macht faul – heißt es. Not macht erfinderisch. Deutschland ist in Not. Es muss also erfinderisch werden.
Norbert Blüm ist ein ausgezeichneter Mann. Er ist, was er gelegentlich durch seine humoristischen Auftritte vergessen macht, eine der intellektuellen Leuchten im Kabinett.
Es ist lästig: Erst hilft man einem aus Schwäche, Gutmütigkeit oder Nächstenliebe, und dann bedankt er sich auch noch dafür.
Wenn es zum Leben einen Beipackzettel gäbe, würde niemand damit anfangen.
Manche Pluralbildung bereichert die Sprache, schenkt ihr neue Nuancen – Ängste sind nicht so arg wie Angst; eines Menschen Dummheiten müssen nicht auf genereller Dummheit beruhen, von seinen Weisheiten lässt sich nicht auf Weisheit schließen.