Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Es entsteht ein eigenes allgemeines Behagen, wenn man einer Nation ihre Geschichte auf eine geistreiche Weise wieder zur Erinnerung bringt; sie erfreut sich der Tugenden ihrer Vorfahren und belächelt die Mängel derselben, welche sie längst überwunden zu haben glaubt.
Wollte man die Herrlichkeit des Frühlings und seiner Blüten nach dem wenigen Obst berechnen, das zuletzt noch von den Bäumen genommen wird, so würde man eine sehr unvollkommene Vorstellung jener lieblichen Jahreszeit haben.
Man will bemerkt haben, daß zwei verschiedene Menschenmassen, in einem engen Raum, zum Beispiel eines Schiffs, vereinigt, wenn schon beide gesund, doch einen gefährlichen, krankhaften Zustand erzeugen.
Die Sorge verleiht kleinen Dingen einen großen Schatten.
Man wird es den jungen Leuten in den Verhältnissen ihres künftigen Lebens anmerken, daß sie eine glückliche Jugend gehabt haben.
Anderer Orten muß man das Bedeutende aufsuchen, hier werden wir davon überdrängt und überfüllt.(…) Man müßte mit tausend Griffeln schreiben, was soll hier eine Feder!
Lasst es immer Sitte werden, dass man die Heroen aller Art feiert, welche über die Atmosphäre des Neides und des Widerstrebens erhoben sind.
Schönheit und Geist muß man entfernen, wenn man nicht ihr Knecht werden will.
Es bleibt einem jeden immer noch so viel Kraft, das auszuführen, wovon er überzeugt ist.
Nur in dem, was der Mensch tut, zu tun fortfährt, worauf er beharrt, darin zeigt er Charakter.
Der Mensch ist als wirklich in die Mitte einer wirklichen Welt gesetzt und mit solchen Organen begabt, daß er das Wirkliche und nebenbei das Mögliche erkennen und hervorbringen kann. Alle gesunden Menschen haben die Überzeugung ihres Daseins und eines Daseienden um sie her.
Und Tränen fließen gar so süß, erleichtern mir das Herz.
Den Dummheiten seiner Epoche entgeht kein Mensch ganz.
Der Mensch kommt moraliter ebenso nackt auf die Welt als physice. Daher ist seine Seele in der Jugend so empfindlich gegen die äußere Witterung.
Das herrliche hat die Natur, wie man auf sie losgeht, daß die immer mehr entfaltet, immer neu erscheint, ob sie gleich die alte, immer tiefer, ob sie gleich immer dieselbe bleibt.
Ach, die Erscheinung war so riesengroß, Daß ich mich recht als Zwerg empfinden sollte.
Der Tor bläst ein – der Weise spricht.
Was ehemals Grund war, ist nun Gipfel. So gründen auch hierauf die rechten Lehren: Das Unterste ins Oberste zu kehren.
Der Mensch vernimmt nur, was ihm schmeichelt.
Alles Prägnante, was allein an einem Kunstwerke vortrefflich ist, wird nicht anerkannt, alles Fruchtbare und Fördernde wird beseitigt, eine tiefumfassende Synthesis begreift nicht leicht jemand.
Einem bejahrten Manne verdachte man, daß er sich noch einmal um ein Frauenzimmer bemühte. Es ist das einzige Mittel, versetzte er, sich zu verjüngen, und das will doch jedermann.
Gebe uns Gott den Sinn, uns an das Nächste zu halten.
Nicht alles, was der Vortreffliche tut, geschieht auf die vortrefflichste Weise.
Dass die serbischen Lieder sich in deutscher Sprache besonders glücklich ausnehmen.
Im eignen Auge schaue mit Lust, Was Plato von Anbeginn gewusst; Denn das ist der Natur Gehalt, Dass außen gilt, was innen galt.
Aber die Kreise des Wahren berühren sich unmittelbar; aber in den Intermundien hat der Irrtum Raum genug, sich zu ergehen und zu walten.
Wie das reinste Glück der Welt Schon eine Ahnung vom Weh enthält.
Man betrügt sich oder den andern, und meist so beide.
Was für Mängel dürfen wir behalten, ja an uns kultivieren? Solche, die den anderen eher schmeicheln als sie verletzen.
Wo das Vertrauen fehlt, da fehlt dem Kranz der Liebe seine schönste Blüte.
Was ich in meinem Leben durch falsche Tendenzen versucht habe zu tun, hab ich denn doch zuletzt gelernt begreifen.
Die Liebe, Freude, Wärme und Wonne, die ich nicht hinzu bringe, wird mir der andere nicht geben.
Die Notwendigkeit aber ist der beste Ratgeber.
Den Zufall bändige zum Glück.
Der törichste von allen Irrtümern ist, wenn junge gute Köpfe glauben, ihre Originalität zu verlieren, indem sie das Wahre anerkennen, was von anderen schon anerkannt worden ist.
Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los.
Ach, daß wir doch dem reinen stillen Wink des Herzens nachzugeh’n so sehr verlernen!
Schönheit ist überall ein gar willkommener Gast.
Genau besehen haben wir uns noch alle Tage zu reformieren und gegen andere zu protestieren, wenn auch nicht in religiösem Sinne.
Kirschkerne wird niemand kauen; Man kann sie verschlucken, doch nicht verdauen.
Um unerkannt in der Welt umherzugehen, müßte man nur niemand wehe tun.
Es kann doch kein Deutscher einen Schuh zuschnallen, der es nicht von einer fremden Nation gelernt hat.
Was wäre aus mir geworden, wenn ich nicht gelernt hätte, die Meinung anderer zu respektieren.
Das sogenannte Romantische einer Gegend ist ein stilles Gefühl des Erhabenen unter der Form der Vergangenheit.
Wenn jemand sich wohl im Kleinen däucht, So denke, der hat ein Großes erreicht.
Ein Kraftwort, und wir sind auf unseren Füßen.
Der Schauspieler soll auch ins gemeinen Leben bedenken, dass er öffentlich zur Kunstschau stehen werde.
Nur diejenige Erzählung verdient moralisch genannt zu werden, die uns zeigt, dass der Mensch in sich eine Kraft habe, aus Überzeugung eines Bessern, selbst gegen seine Neigung zu handeln.
So bleibt die eigentliche Religion ein Inneres, ja Individuelles, denn sie hat ganz allein mit dem Gewissen zu tun, dieses soll erregt, soll beschwichtigt werden.
Eine allzu reichliche Gabe lockt Bettler herbei, anstatt sie abzufertigen.