Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigener Geist. In dem die Zeiten sich bespiegeln.
Wenn der Mensch bei sich selbst bleibt, bleibt ihm viel.
Wer einen Schriftsteller, der sich und die Sache fühlt, nicht lesen mag, der darf überhaupt das Beste ungelesen lassen.
Denn das Naturell der Frauen ist so nah mit Kunst verwandt.
Von der Vernunftshöhe herunter sieht das ganze Leben wie eine böse Krankheit und die Welt einem Tollhaus gleich.
Ein unnütz Leben ist ein früher Tod.
Dieses alles, was dem Erzählenden und der Erzählung angehört, habe ich hier unter dem Worte: Dichtung begriffen, um mich des Wahren, dessen ich mir bewusst war, zu meinem Zweck bedienen zu können.
Die Jugend verschlingt nur, dann saufet sie fort. Ich liebe, zu tafeln am lustigen Ort, ich kost‘ und ich schmecke beim Essen.
Wer freudig tut und sich des Getanen freut, ist glücklich.
Man darf keinen Zustand, der länger dauern, ja, der eigentlich ein Beruf, eine Lebensweise werden soll, mit einer Feierlichkeit anfangen. Man feiere nur, was glücklich vollendet ist!
Die Lust der Deutschen am Unsichern in den Künsten kommt aus der Pfuscherei her; denn wer pfuscht, darf das Rechte nicht gelten lassen, sonst wäre er gar nichts.
Ich bin sehr selten mit meinem Herzen im Streit, aber noch seltener einig. Das heißt, wir geben einander oft nach als gute Freunde, ob wir gleich nicht einer Meinung sind.
Entbehren sollst du, sollst entbehren! Das ist der ewige Gesang, Der jedem an die Ohren klingt. Den, unser ganzes Leben lang, Uns heiser jede Stunde singt.
Und bring‘, da hast du meinen Dank Mich vor die Weiblein ohn‘ Gestank. Musst alle garst’gen Worte lindern, Aus Scheißkerl Schurken, aus Arsch mach Hintern, Und gleich‘ das Alles so fortan, Wie du’s wohl ehmals schon getan.
Alles, worein der Mensch sich ernstlich einläßt, ist ein Unendliches, nur durch wetteifernde Tätigkeit weiß er sich dagegen zu helfen…
Wenn ich dumm bin, lassen sie mich gelten; Wenn ich recht hab‘, wollen sie mich schelten.
In der Welt kommt es nicht darauf an, daß man die Menschen kenne, sondern daß man im Augenblick klüger sei als der vor uns Stehende.
Vom Absoluten in theoretischem Sinne wag‘ ich nicht zu reden; behaupten aber darf ich, daß, wer es in der Erscheinung anerkannt und immer im Auge behalten hat, sehr großen Gewinn davon erfahren wird.
Fürchterlich ist einer, der nichts zu verlieren hat.
Ein großer Geist irrt sich so gut wie ein kleiner, jener, weil er keine Schranken kennt, und dieser, weil er seinen Horizont für die Welt nimmt.
Ist, der nicht einsam sein kann, des Namens Mensch auch nur würdig?
Im Leben ist es schwer zu sagen, wer uns am meisten Übel zugefügt hat, Feinde mit den schlimmsten oder Freunde mit den besten Absichten.
Anschauen, wenn es dir gelingt, Daß es erst ins Inn’re dringt, Dann nach außen wiederkehrt: Bist du am herrlichste belehrt.
Du trägst sehr leicht, wenn du nichts hast; aber Reichtum ist eine leichtere Last.
Alle Wege bahnen sich vor mir, weil ich in der Demuth wandle.
Unsere deutschen Ästhetiker reden zwar viel von poetischen und unpoetischen Gegensätzen und sie mögen auch in gewisser Hinsicht nicht ganz unrecht haben; allein im Grunde bleibt ein raler Gegenstand unpoetisch, sobald der Dichter ihn gehörig zu gebrauchen weiß.
Das Studium der Rechtswissenschaft ist das herrlichste.
Über vieles kann der Mensch zum Herrn sich machen, seinen Sinn bezwinget kaum die Not und lange Zeit.
Wer die Gefahr nicht scheut, fürchtet doch, verunziert zu werden.
Ein gesunder Mensch ohne Geld ist halb krank.
An den ältesten Männern und Schulen gefiel mir am besten, daß Poesie, Religion und Philosophie ganz in eins zusammenfielen.
Etwas Denken ist dem Menschen immer nütze.
Eine einzige eigene Erfahrung lehrt uns, eine Menge fremder zu benutzen.
Wohlhabend ist jeder, der dem, was er besitzt, vorzustehen weiß; vielhabend zu sein, ist eine lästige Sache, wenn man es nicht versteht.
Es gibt keine Lage, die man nicht veredeln könnte durch Leisten oder Dulden.
Der schlimmste Neidhardt in der Welt, Der jeden für seinesgleichen hält.
Genie und Talent haben zwar das innere Gewisse, stehen aber nach außen äußerst ungewiß. Sie treffen nicht immer mit den Bedingungen und Bedürfnissen der Zeit zusammen. Sie sind des Beifalls nicht gewiß.
Rom ist eine Welt, und man braucht Jahre, um sich nur erst drinnen gewahr zu werden. Wie glücklich find‘ ich die Reisenden, die sehen und gehen.
Freunde können und müssen Geheimnisse voreinander haben: sie sind einander doch kein Geheimnis.
Die Worte sind gut, sie sind aber nicht das Beste. Das Beste wird nicht deutlich durch Worte. Der Geist, aus dem wir handeln, ist das Höchste.
Alles Vortreffliche beschränkt uns für einen Augenblick, indem wir uns demselben nicht gewachsen fühlen, nur insofern wir es nachher in unsere Kultur aufnehmen, es unsern Geist und Gemütskräften aneignen, wird es uns lieb und wert.
Der Unglückliche wird argwöhnisch, er kennt weder die gute Seite des Menschen noch die günstigen Winke des Schicksals.
Hammer zu sein, scheint jedem wünschenswerter und rühmlicher als Amboß.
Man studiere nicht die Mitgeborenen und Mitstrebenden, sondern große Menschen der Vorzeit, deren Werke seit Jahrhunderten gleichen Wert und gleiches Ansehen behalten haben.
In einem Augenblick gewährt die Liebe, was Mühe kaum in langer Zeit erreicht.
Manchmal sieht unser Schicksal aus wie ein Fruchtbaum im Winter. Wer sollte bei dem traurigen Ansehn desselben wohl denken, daß diese starren Äste, diese zackigen Zweige im nächsten Frühjahr wieder grünen, blühen, sodann Früchte tragen können?
Es gibt Menschen, die ihr Gleiches lieben und aufsuchen, und wieder solche, die ihr Gegenteil lieben und diesem nachgehn.
Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort. Verein‘ und leite! Bessrer Hort!
Selbst wer gebieten kann, muss überraschen.