Johann Wolfgang von Goethe Zitate
seite 79

Wenn auch ein Tag uns klar vernünftig lacht, in Traumgespinst verwickelt uns die Nacht.

Ein großer Gelehrter ist selten ein großer Philosoph; und wer mit Mühe viel Bücher durchblättert hat, verachtet leicht das einfältige Buch der Natur, und es ist doch nichts wahr, als was einfältig ist.

Es ist Pflicht, anderen nur dasjenige zu sagen, was sie aufnehmen können.

Pah! Als ob die Liebe etwas mit dem Verstande zu tun hätte! Wir lieben an einem jungen Frauenzimmer ganz andere Dinge als den Verstand.

Die Kinder sind ein rechter Probierstein auf Lüge und Wahrheit; es ist ihnen noch gar nicht so sehr wie den Alten um den Selbstbetrug zu tun.

Es ist mit der üblen Laune völlig wie mit der Trägheit, denn es ist eine Art von Trägheit.

Seit sechzig Jahren seh ich gröblich irren Und irre so derb mit drein, Da Labyrinthe nun das Labyrinth verwirren, Wo soll euch Ariadne sein?

Lieblicher Morgenwind! Ruft drein die Nachtigall liebend nach mir aus dem Nebeltal.

Die Gegenwart hat wirklich etwas Absurdes; man meint, das wär es nun, man sehe, man fühle sich, darauf ruht man; was aber aus solchen Augenblicken zu gewinnen sei, darüber kommt man nicht zur Besinnung.

Ich denke immer, wenn ich einen Druckfehler sehe, es sei etwas Neues erfunden.

Drei sind, die da herrschen auf Erden: die Weisheit, der Schein und die Gewalt.

Alles muß man lernen: die Verachtung der andern, die uns als eine Maske begegnet, eine wohlbekannte, doch befremdlich; denn man muß lieben, was uns haßt, das vortreffliche haßt, – eben weil es nur ein Irrtum ist.

Reichhaltige nützliche Kenntnisse haben nur einen Feind, den Unwissenden. Sie verschönern die rosigen Tage der Jugend, erhellen den Abend des Lebens, sind eine Zierde im Glück und eine gute Quelle des Trostes im Leide.

Der Körper muss, der Geist will, und wer seinem Wollen die notwendigste Bahn vorgeschrieben sieht, der braucht sich nicht viel zu besinnen.

Er hat von Dir das edle Suchen und Streben nach dem Bessern, wodurch wir das Gute, das wir zu finden glauben, selbst hervorbringen.

Daß die Naturforscher nicht durchaus mit mir einig werden, ist bei der Stellung so verschiedener Denkweisen ganz natürlich.

Welch hoher Dank ist dem zu sagen, Der frisch uns an das Buch gebracht, Das allem Forschen, allem Klagen Ein grandioses Ende macht.

Willst dich nicht gern vom Alten entfernen? Hat denn das Neue so gar kein Gewicht? Umlernen müßte man immer, umlernen! Und wenn man umlernt, da lebt man nicht.

Ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig, die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig.

Laß mich an den Wohltaten deiner Überzeugungen teilnehmen und behalte deine Zweifel für dich selbst, da ich hieran schon genug allein zu tragen habe.

Es ist traurig anzusehen, wie ein außerordentlicher Mensch gar oft mit sich selbst, seinen Umständen, seiner Zeit herumwürgt, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Trauriges Beispiel: Bürger.

Doch sind wir auch mit diesem nicht gefährdet, in wenig Jahren wird es anders sein: Wenn sich der Most auch ganz absurd gebärdet, es gibt zuletzt doch noch e‘ Wein.

Die Natur allein ist unendlich reich, und sie allein bildet den großen Künstler.

Nennen Sie mir den Menschen, der übler Laune ist und so brav dabei, sie zu verbergen, sie allein zu tragen, ohne die Freude rund um sich her zu zerstören!

Die Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend eine Zeitlang sorglos sein könne.

Daran erkenn ich den gelehrten Herrn! Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, Was ihr nicht faßt, das fehlt euch ganz und gar, Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht, Was ihr nicht münzt, das, meint ihr, gelte nicht.

Man hat schon von alters gesagt: die Grammatik räche sich grausam an ihren Verächtern.

Meine Übung alle Dinge, wie sie sind, zu sehen und zu lesen, meine Treue das Auge licht sein zu lassen, meine völlige Entäußerung von aller Prätention, machen mich hier im stillen höchst glücklich.

Die Astrologie entspringt dem unbestimmten Empfinden, daß es eine große kosmische Einheit gibt.

Der Schauspieler muss stets bedenken, dass er um des Publikums willen da ist.

Gegen Denken läßt sich in der Tat nichts sagen, nur, daß es eine Arbeit ist, die jeder selbst leisten muß.

Der zur Tätigkeit geborne Mensch übernimmt sich am Planen und überladet sich mit Arbeiten.

Man wird nicht müde, Biographien zu lesen so wenig als Reisebeschreibungen: denn man lebt mit Lebendigen. Die Geschichte, selbst die beste, hat immer etwas Leichenhaftes, den Geruch der Totengruft.

Lilith ist das, Adams erste Frau. Nimm dich in acht vor ihren schönen Haaren, vor diesem Schmuck, in dem sie einzig prangt. Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, So lässt sie ihn so bald nicht mehr wieder fahren.