Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Auch das Leben verlangt ruhige Blätter im Kranz.
Liest doch nur jeder aus dem Buch sich heraus, und ist er gewaltig, so liest er in das Buch sich hinein, amalgamiert sich das Fremde.
Man klagt über wissenschaftliche Akademien, dass sie nicht frisch genug ins Leben eingreifen; das liegt aber nicht an ihnen, sondern an der Art, die Wissenschaften zu behandeln, überhaupt.
Lavatern [Johann Kaspar Lavater] hab‘ ich immer ausgelacht, dass er auf seinen Reisen jede Viertelstunde an die Seinigen schrieb, und mit jeder Post Briefe und Zettelchen erhielt, worauf eigentlich nichts stand, als dass sie sich wie vor vier Wochen noch immer herzlich liebten.
Man sei erst liebenswert, wenn man geliebt sein will.
Wer ist denn heutzutage noch ein Christ, wie Christus ihn haben wollte?
Frage sich doch ein Jeder, mit welchem Organ er allenfalls in seine Zeit einwirken kann und wird.
Wenn man zu Hause den Menschen so vieles nachsähe als man auswärts thut, man könnte einen Himmel um sich verbreiten.
Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte; Seht hin und findet mir andre Gestalt! Es ist die ganze Kirchengeschichte Mischmasch von Irrtum und von Gewalt.
Der Wind, der von den Gräbern der Alten herweht, kommt mit Wohlgerüchen wie über einen Rosenhügel. Die Grabmäler sind herzlich und rührend und stellen immer das Leben her.
Es ist nichts jämmerlicher, als Leute unaufhörlich von Vernunft reden zu hören, mittlerweile sie allein nach Vorurteilen handeln.
Es ist nichts so groß als das Wahre, und das kleinste Wahre ist groß.
In der Naturforschung bedarf es eines kategorischen Imperativs so gut als im sittlichen; nur bedenke man, daß man dadurch nicht am Ende, sondern erst am Anfang ist.
Lieb-, Lied- und Weines Trunkenheit,Ob’s nachtet oder tagt,Die göttlichste Betrunkenheit,Die mich entzückt und plagt.
Jedes Gewaltsame, Sprunghafte ist mir in der Seele zuwider, denn es ist nicht naturgemäß.
Erfahrung bleibt des Lebens Meisterin.
Wenn ihr Euch nur selbst vertraut, vertrauen euch die andern Seelen.
Nur der verdient die Gunst der Frauen, der kräftig sie zu schützen weiß.
O weh der Lüge! Sie befreiet nicht Wie jedes andre wahrgesprochene Wort, Die Brust.
Aber ein jeder, der in der Ferne ein Land studieren will, er habe es früher nun selbst gesehen oder nicht, wird immer soviel Zeugen aufsuchen, als er nur kann.
Dass doch die Jugend immer zwischen den Extremen schwankt!
Habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrücken hinzugeben, euch ergötzen zu lassen, euch rühren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja euch belehren und entflammen zu lassen.
Nur werde immer die Frage entstehen, ob es zugleich möglich sei, ein großer Forscher und Beobachter und auch ein bedeutender Verallgemeinerer und Zusammenfasser zu sein.
Man ist schon halb gerettet, wenn man in traurigster Lage im fremden Land einen hoffnungsvollen Blick in die gesicherte Heimat zu tun aufgeregt wird; so genießen wir diesseits auf Erden, was uns jenseits der Sphären zugesagt ist.
Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts.
Wer Gott ahnet ist hoch zu halten, Denn Gott wird nie im Schlechten walten.
Das ist ein Hauptfehler gebildeter Menschen, daß sie alles an eine Idee, wenig oder nichts an einen Gegenstand wenden mögen.
O, laß dem Menschen des Schweigens edlen Stolz! Gar vieles kann, gar vieles muß geschehen, was man mit Worten nicht bekennen darf.
[Die französische Sprache:] Zu Reservationen, Halbheiten und Lügen ist es eine treffliche Sprache; sie ist eine perfide Sprache!
Wer Tiere quält, ist unbeseelt und Gottes guter Geist ihm fehlt, mag noch so vornehm drein er schaun, man sollte niemals ihm vertraun.
Wer aus großen Absichten fehlgreift, handelt immer lobenswürdiger, als wer dasjenige tut, was nur kleinen Absichten gemäß ist. Man kann auf dem rechten Wege irren und auf dem falschen recht gehen.
Der Dilettantismus befördert das Gleichgültige, Halbe und Charakterlose.
Wer nicht liebt, wird sich des schönen Maien, so gut er kann, doch leider halb nur freuen.
Kinder fühlen ein ganz eigenes Erstaunen und werden zu emsigen Untersuchungen angereizt, sobald ihnen etwas, das sie bisher unbedingt verehrt, einigermaßen verdächtig wird.
Wer klare Begriffe hat, kann befehlen.
Dem Blöden wird das Glück nicht zu teil, der Kühne sucht die Gefahr auf und er freut sich mit ihr; sie hilft ihm wieder entkommen.
Schönheit bändigt allen Zorn.
Sehen wir unsre Literatur über ein halbes Jahrhundert zurück, so finden wir, daß nichts um der Fremden willen geschehen ist.
Blinde, weiß ich, fühlen und Taube sehen viel schärfer, Aber mit welchem Organ philosophiert denn das Volk?
Ein historisches Menschengefühl heißt ein dergestalt gebildetes, daß es bei Schätzung gleichzeitiger Verdienste und Verdienstlichkeiten auch die Vergangenheit mit in Anschlag bringt.
Alle Freiheitsapostel, sie waren mir immer zuwider; Willkür suchte doch nur jeder am Ende für sich.
Da habe ich nun in meinem Leben viele Verse gemacht, darunter sind ein paar gute und viele mittelmäßige, da macht der Eyck ein solches Bild, das mehr wert ist als alles, was ich gemacht habe.
Denn ein äußerlich Zerstreuen, Das sich in sich selbst zerschellt, Fordert inneres Erneuen, Das den Sinn zusammenhält.
Beseelte Gott den Vogel nicht mit diesem allmächtigen Triebe gegen seine Jungen, und ginge das Gleiche nicht durch alles Lebendige der ganzen Natur, die Welt würde nicht bestehen können. So aber ist die göttliche Kraft überall verbreitet und die ewige Liebe überall wirksam.
In des Weinstocks herrliche Gaben Gießt ihr mir schlechtes Gewässer! Ich soll immer unrecht haben, Und weiß es besser.
Rasch im Fliehn haschen wir des Lebens Gaben.
Sie peitschen den Quark, ob nicht etwa Creme daraus werden wolle.
Widerspruch und Schmeichelei machen beide ein schlechtes Gespräch.
Jeglichen Schwärmer schlagt mir ans Kreuz im dreißigsten Jahre, Kennt er nur einmal die Welt, wird der Betrogne der Schelm.
Das ist ja wohl das Klügste, was man tun kann, um sich Ruhe zu verschaffen, daß man gegen die anderen etwas unverträglich sei.