Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Die Zeit ist unendlich lang und ein jeder Tag ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen läßt, wenn man es wirklich ausfüllen will.
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Die allmächtige Zeit Und das ewige Schicksal, Meine Herren und deine?
Nur eine papierne Scheidewand trennt uns öfters von unseren wichtigsten Zielen, wir dürfen sie keck einstoßen und es wäre getan.
Angedenken an das Gute hält uns immer frisch bei Mute.
Durch Stolpern kommt man bisweilen weiter; man muß nur nicht fallen und liegenbleiben.
Wenn dir’s in Kopf und Herzen schwirrt, was willst du Bess’res haben! Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.
Entstehen und Vergehen, Schaffen und Vernichten, Geburt und Tod, Freud und Leid, alles wirkt durcheinander.
Man sollte wirklich nicht alles mit sich selbst verarbeiten, sondern manchmal eine kleine Beschwerde führen, damit man so freundlich zurecht gewiesen und über sich selbst aufgeklärt würde.
Märchen, noch so wunderbar, Dichterkünste machen’s wahr.
Der eigentliche Obskurantismus ist nicht, daß man die Ausbreitung des Wahren, Klaren, Nützlichen verhindert, sondern daß man das Falsche in Kurs bringt.
Voltaire, Hume, Lamettrie, Helvetius, Rousseau und ihre ganze Schule haben der Moralität und der Religion nicht so viel geschadet als der strenge, kranke (Blaise) Pascal und seine Schule.
Der Liebhaber und Kenner zeigt dem Künstler an, was er wünscht, und überläßt ihm alsdann die Sorge, das Werk hervorzubringen.
Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lichts in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von Ferne ahnen können. Diese Funken in uns Flame werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen ist unsere höchste Pflicht.
Man fühlt sich wie in ägyptischen Gräbern. Die Phänomene sind ausgeweidet und mit Zahlen und Zeichen einbalsamiert.
Wenn einem Autor ein Lexikon nachkommen kann, so taugt er nichts.
Die Gegenstände der Bemühungen der Medizin sind die sinnlichsten und zugleich die höchsten, die einfachsten und die kompliziertesten. Die Medizin beschäftigt den ganzen Menschen, weil sie sich mit dem ganzen Menschen beschäftigt.
Fehlet die Einsicht oben, der gute Wille von unten, Führt sogleich die Gewalt, oder sie endet den Streit.
Du sehnst dich, weit hinaus zu wandern, bereitest dich zu raschen Flug? Dir selbst sei treu und treu den andern, dann ist die Enge weit genug!
Ach, und in demselben Flusse schwimmst du nicht ein zweites Mal.
Aufmerksamkeit ist das Leben.
Der beste Effekt ist, den zwei gleiche Seelen auf einander machen. Der auch in der Entfernung nicht fehlen kann und der von keinen dritten, Akteurs oder Instrumentalisten, abhängt.
An der Bibel wird sich jedes Geschlecht verjüngen, und der Maßstab für das Leben und die Kraft eines Volkes wird immer seine Stellung zur Bibel sein.
Selbst ist der Mann! Wer Thron und Kron begehrt, persönlich sei er solcher Ehren wert!
Was wir überall und immer um uns sehen, das schauen und genießen wir wohl, aber wir beobachten es kaum, wir denken nicht darüber.
Von drückenden Pflichten kann uns nur die gewissenhafteste Ausübung befreien.
Ist doch das Leben nur auf Gewinn und Verlust berechnet! Wer macht nicht irgendeine Anlage und wird darin gestört! Wie oft schlägt man einen Weg ein und wird davon abgeleitet! Wie oft werden wir von einem scharf ins Auge gefaßten Ziel abgelenkt, um ein höheres zu erreichen!
Ohne Fastnachtstanz und Mummenspiel ist im Februar auch nicht viel.
Armut selbst macht stolz, die unverdiente.
Der einzelne ist sich nicht hinreichend; Gesellschaft bleibt eines wackeren Mannes Gesellschaft.
Der entschließt sich doch gleich, den heiß ich brav und kühn! Er springt in den Teich, dem Regen zu entfliehn.
Für die Kinder ist das Beste gerade gut genug.
Und so gewohnt, für andere zu leben, schien Mühe nur ihm Fröhlichkeit zu geben.
Nicht überall, wo Wasser ist, sind Frösche; aber wo man Frösche hört, ist Wasser.
Was ist das Allgemeine? Der einzelne Fall. Was ist das Besondere? Millionen Fälle.
Freiherzige Wohltat wuchert reich.
Man tut nicht wohl, sich allzulange im Abstrakten aufzuhalten. Das Esoterische schadet nur, indem es exoterisch zu werden trachtet. Leben wird am besten durchs Lebendige belehrt.
Der echte Schüler lernt aus dem Bekannten das Unbekannte entwickeln und nähert sich dem Meister.
Die Meisterschaft gilt oft für Egoismus.
Was der Mensch als Gott verehrt, ist sein Innerstes herausgekehrt.
Wahre Neigung vollendet sogleich zum Manne den Jüngling.
Doch es muss jeder machen und tun, was ihm das beste dünkt.
So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.
In die Welt hinaus! außer dem Haus Ist immer das beste Leben. Wem’s zu Haus gefällt, nicht für die Welt Mag er leben!
Wer alt mit Fürsten wird, lernt vieles, lernt zu vielem schweigen.
Man muss nur immer sorgen, erregt zu werden, um gegen die Depression anzukämpfen. Das ist auch bei jetziger deprimierender Witterung der beste medizinische Rat.
Aber auch ist’s im Moralischen wie mit einer Brunnenkur, alle Übel im Menschen, tiefe und flache, kommen in Bewegung, und das ganze Eingeweide arbeitet durcheinander.
Unser Leben ist, wie das Ganze, in dem wir enthalten sind, auf eine unbegreifliche Weise aus Freiheit und Notwendigkeit zusammengesetzt.
Der Umgang mit Frauen ist das Element guter Sitten.
Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an.
Aber das ist auch eben das Schwere, daß unsere bessere Natur sich kräftig durchhalte und den Dämonen nicht mehr Gewalt einräume als billig.