Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Dass die Menschen den beharrenden Willen über alles zu schätzen wissen und um so mehr schätzen, als sie sämtlich in Parteien geteilt ihre eigene Sicherheit und Dauer beständig im Auge haben.
Ich hasse alle Pfuscherei, wie die Sünde, besonders aber die Pfuscherei in Staatsangelegenheiten, woraus für Tausende und Millionen nichts als Unheil hervorgeht.
Es ist mit der Jurisprudenz wie mit dem Bier; das erste Mal schaudert man, doch hat man’s einmal getrunken, kann man’s nicht mehr lassen.
Armer Mensch, an dem der Kopf alles ist!
Dummheit ist etwas Ursprüngliches.
Auf Schweigen und Vertrauen ist der Tempel aufgebaut.
Das Beste, was du wissen kannst, darfst du den Buben doch nicht sagen.
An unmöglichen Dingen soll man selten verzweifeln, an schweren nie.
Wie aber den Frauen der Augenblick, wo ihre bisher unbestrittene Schönheit zweifelhaft werden will, höchst peinlich ist, so wird den Männern in gewissen Jahren, obgleich noch in völliger Kraft äußerst unangenehm.
Was man mündlich ausspricht, muß der Gegenwart, dem Augenblick gewidmet sein; was man schreibt, widme man der Ferne, der Folge.
Kein Mann ist imstande, den Wert eines Weibes zu fühlen, das sich zu ehren weiß.
Und so ist mir das Dasein eine Last, Der Tod erwünscht, das Leben mir verhaßt.
Dem Volke hier wird jeder Tag ein Fest. Mit wenig Witz und viel Behagen dreht jeder sich im engen Zirkeltanz, Wie junge Katzen mit dem Schwanz.
Genau besehen, ist alle Philosophie nur der Menschenverstand in amphigurischer Sprache.
Wir würden unser Wissen nicht für Stückwerk erklären, wenn wir nicht einen Begriff von einem Ganzen hätten.
Den Timon fragte jemand wegen des Unterrichts seiner Kinder. „Laßt sie“, sagte der, „unterrichten in dem, was sie niemals begreifen werden.“
Die Nachahmungsgabe des Menschen ist allgemein; er will nachmachen, nachbilden, was er sieht, aber auch ohne die mindesten inneren und äußeren Mittel zum Zwecke.
Wir sind nicht Herren unseres Aberglaubens und unserer Hoffnungen.
Die Jugend will lieber angeregt als unterrichtet sein.
Wer das Dichten will verstehen, Muß ins Land der Dichtung gehen; Wer den Dichter will verstehen, Muß in Dichters Lande gehen.
Das Höchste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Bewußtsein eigener Gesinnungen und Gedanken, das Erkennen seiner selbst, welches ihm die Einleitung gibt, auch fremde Gemütsarten innig zu erkennen.
Zu schwer bezahlt man oft ein leicht Vergehen.
Das Schwierige leicht behandelt zu sehen, gibt uns das Anschauen des Unmöglichen.
Die Liebhaber sind so pünktlich wie die Sonne.
Das arme Volk muss immer den Sack tragen, und es ist ihm ziemlich einerlei, ob er ihm auf der rechten oder linken Seite zu schwer wird.
Engländer mit ihrer buchstäblichen Auslegung der Gesetze, besonders um sie zu eludieren*, kommen mir vor wie lauter Eulenspiegel.
Denn eben, wenn man Probleme, die nur dynamisch erklärt werden können, bei Seite schiebt, dann kommen mechanische Erklärungsarten wieder zur Tagesordnung.
Manches unangenehme Ereignis tritt ein als Vorbedeutung künftiger Gefahr…
Der Buchbinder ist der älteste Konservenfabrikant der Erde: seine geistigen Konserven bewegen die Menschheit und haben alle ihren Fortschritt verursacht.
Es ist nichts inkonsequenter als die höchste Konsequenz, weil sie unnatürliche Phänomene hervorbringt, die zuletzt umschlagen.
Was ist ein Philister? Ein hohler Darm, mit Furcht und Hoffnung ausgefüllt; daß Gott erbarm!
Das ist eine von den alten Sünden; sie meinen, Rechnen, das sei Erfinden.
Freunde offenbaren einander gerade das am deutlichsten, was sie einander verschweigen.
Vollkommenheit kann mit Disproportion bestehen, Schönheit allein mit Proportion.
Das Unglück, das wir mit Augen sehen, ist geringer, als wenn unsere Einbildungskraft das Übel gewaltsam in unser Gemüt einsenkt.
Die Kirche schwächt alles, was sie anrührt.
So ist es die allmächtige Liebe, die alles bildet, alles hegt.
Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten. Talente können sich zum Charakter gesellen, er gesellt sich nicht zu ihnen, denn ihm ist alles entbehrlich außer die Persönlichkeit.
Du machst uns Freude, wenn du Freude hast.
Newton steht als Mathematiker in so hohem Ruf, dass sich der ungeschickteste Irrtum, nämlich das klare, reine, ewig ungetrübte Licht sei aus dunklen Lichtern zusammengesetzt, bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Und sind es nicht Mathematiker, die dieses Absurde noch immer verteidigen?
Für Sorgen sorgt das liebe Leben Und Sorgenbrecher sind die Reben.
Der Mensch begreift niemals, wie anthropomorphisch er ist.
Nein, er gefällt mir nicht, der neue Burgemeister! Nun, da er’s ist, wird er nur täglich dreister.
Auch dem Weisen fügt behaglich Sich die Torheit wohl zur Hand.
Sag mir warum dich keine Zeitung freut? Ich liebe sie nicht, sie dient der Zeit.
Verheiratete Frauen, wenn sie sich auch unter einander nicht lieben, stehen doch stillschweigend miteinander, besonders gegen junge Mädchen, im Bündnis.
Ein ausgesprochenes Wort fordert sich selbst wieder.
Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; und bist du nicht willig, so gebrauche ich Gewalt.
Mir, der ich selten selbst geschrieben was ich zum Druck beförderte, und, weil ich diktirte, mich dazu verschiedener Hände bedienen mußte, war die konsequente Rechtschreibung immer ziemlich gleichgültig.
Was ich besitze, mag ich gern bewahren. Der Wechsel unterhält, doch nutzt er kaum.