Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Mittelmäßigkeit ist von allen Gegnern der schlimmste, Deine Verirrung, Genie, schreibt sie als Tugend sich an.

Wir Menschen führen uns nicht selbst; bösen Geistern ist Macht über uns gelassen, daß sie ihren höllischen Mutwillen an unserm Verderben üben.

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren; Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.

Hätte ich mich nicht so viel mit Steinen beschäftigt und meine Zeit zu etwas Besserem verwendet, ich könnte den schönsten Schmuck von Diamanten haben.

Früchte bringet das Leben dem Mann; doch hangen sie selten Rot und lustig am Zweig, wie uns ein Apfel begrüßt.

Wenn wir mit Menschen leben, die ein zartes Gefühl für das Schickliche haben, so wird es uns angst um ihretwillen, wenn ihnen etwas Ungeschicktes begegnet.

Sie glauben, miteinander zu streiten, und fühlen das Unrecht von beiden Seiten.

So selten ist es, daß die Menschen finden, Was ihnen doch bestimmt gewesen schien.

Die schönste Metempsychose ist die, wenn wir uns im andern wieder auftreten sehen.

Eine falsche Lehre läßt sich nicht widerlegen, denn sie ruht ja auf der Überzeugung, daß das Falsche wahr sei. Aber das Gegenteil kann, darf und muß man wiederholt aussprechen.

Das schönste an Kindern ist doch die Nacht, da wir sie der lieben Frau gemacht.

Der Mensch ist doch wie ein Nachtgänger, er steigt die gefährlichsten Kanten im Schlafe.

Kein Mensch will begreifen, daß die höchste und einzige Operation der Natur und Kunst die Gestaltung sey, und in der Gestalt die Specification, damit jedes ein besonderes bedeutendes werde, sey und bleibe.

Wenn Künstler von Natur sprechen, subintelligieren sie immer die Idee, ohne sich’s deutlich bewußt zu sein.

Weißt du, worin der Spaß des Lebens liegt? Sei lustig! – geht es nicht, so sei vergnügt.

Sei auch noch so viel bezeichnet, Was man fürchtet, was begehrt, Nur weil es dem Dank sich eignet, Ist das Leben schätzenswert.

Toll ist: wer Toren belehrt, Weisen widerredet, von hohlen Reden bewegt wird, Huren glaubt, Geheimnisse Unsichern vertraut.

Die Stimmung, die von der Baukunst ausgeht, kommt dem Effekt der Musik nahe.

Es ist in der Welt nichts schätzbarer als ein Herz, das der Liebe und Leidenschaft fähig ist.

Wer nicht das Mechanische vom Handwerk kennt, kann nicht urteilen: den Meister kann niemand und den Gesellen nur der Meister meistern.

Daß niemand den andern versteht, daß keiner bei denselben Worten, dasselbe denkt wie der andere, hatte ich schon allzu deutlich eingeseh’n.

Seh‘ ich der Werke Meister an, So seh‘ ich das, was sie getan; Betracht‘ ich meine Siebensachen, Seh‘ ich, was ich hätt‘ sollen machen.

Ein Dichter aber, den Sokrates seinen Freund nannte, den Aristoteles hoch stellte, den Menander bewunderte und um den Sophokles und die Stadt Athen bei der Nachricht von seinem Tode Trauerkleider anlegte, musste doch wohl in der Tat etwas sein.

Keine Religion, sagten sie, die sich auf Furcht gründet, wird unter uns geachtet.

Daß ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält, Schau alle Wirkenskraft und Samen Und tu nicht mehr in Worten kramen.

Mich verwirren will das Irren; Doch du weißt mich zu entwirren. Wenn ich handle, wenn ich dichte, Gib du meinem Weg die Richte.

Um Gedanken und Anschauungen ist es den Leuten auch gar nicht zu tun. Sie sind zufrieden, wenn sie nur Worte haben, womit sie verkehren.

Dämmrung senkte sich von oben, Schon ist alle Nähe fern; Doch zuerst emporgehoben Holden Lichts der Abendstern!

In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.

Und da jeder Mensch doch in allen Hauptpunkten für sich selbst sorgen muss, so mische ich mich weder in seine innere Angelegenheiten noch in das, was andre Menschen besonders betrifft.

Ihre Geschichte sei unterhaltend, solange wir sie hören, befriedigend, wenn sie zu Ende ist, und hinterlasse uns einen stillen Reiz, weiter nachzudenken.

Ich will das Gegenwärtige genießen, und das Vergangene soll mir vergangen sein.

Scheint mir die Sonne heut, um das zu überlegen, was gestern war? und um zu raten, zu verbinden, was nicht zu erraten, nicht zu verbinden ist, das Schicksal eines kommenden Tages?

Der Dichter soll uns seine Personen in ihren Handlungen darstellen, der Gesprächschreiber darf sich ja wohl kürzer fassen und sich und seinen Lesern durch eine allgemeine Schilderung geschwind über die Exposition weghelfen.