Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Wenn das Blut einmal von Liebe schwillt, reißt es gar leicht der Ehrfurcht Grenzen nieder.
Auch zu schmecken sind die Farben: Blau wird alkalisch, Gelbrot sauer schmecken. Alle Manifestationen der Wesenheiten sind verwandt.
Wenn man es genau betrachtet, so wird jede, auch nur die geringste Fähigkeit uns angeboren.
Wie der Mensch das Pfuschen so liebt! Fast glaub ich dem Mythos, der mir erzählet, ich sei selbst ein verpfuschtes Geschöpf.
Das beste Genie ist das, welches alles in sich aufnimmt, sich alles zuzueignen weiß, ohne daß es der eigentlichen Grundbestimmung, demjenigen, was man Charakter nennt, im mindesten Eintrag tue, vielmehr solches noch erst recht erhebe und durchaus nach Möglichkeit befähige.
Hass gleicht einer Krankheit, dem Miserere, wo man vorne herausgibt, was eigentlich hinten weg sollte.
Man kann sich selbst von innen schmücken.
Lieber Freund, brich du einer Pflanze das Herz aus, sie mag hernach treiben und treiben, unzählige Nebenschößlinge – es gibt vielleicht einen starken Busch, aber der stolze königliche Wuchs des ersten Schusses ist dahin.
Aber man gelangt gar bald auf dem Wege der Berühmtheit zur Geringachtung derselben.
Mißverständnisse und Trägheit machen vielleicht mehr Irrungen in der Welt als List und Bosheit.
Willst du mich nicht glücklich lassen, Sorge, nun so mach mich klug.
Ich möchte keineswegs das Glück entbehren, an eine künftige Fortdauer zu glauben; ja, ich möchte sagen, daß alle diejenigen auch für dieses Leben todt sind, die kein anderes hoffen.
Ernst in beschränkter Sphäre, auf kleine enge Gegenstände gerichtet, ist Fanatismus oder Pedantismus*. In einer gewissen Höhe angesehen, erscheint er uns lächerlich, und dies ist in der Tat das beste Mittel, uns davon herzustellen.
Nein, das (Feindschaften) wird mich nicht kränken, Ich acht‘ es für Himmelsgabe! Soll ich geringer von mir denken, Weil ich Feinde habe?
Uns ist ganz kannibalisch wohl, Als wie fünfhundert Säuen!
Märchen: das uns unmögliche Begebenheiten unter möglichen oder unmöglichen Bedingungen als möglich darstellt. Roman: der uns mögliche Begebenheiten unter unmöglichen oder beinahe unmöglichen Bedingungen als wirklich darstellt.
Er hat die Händel angefangen; Laß mich davon den Vorteil ziehn!
Ausgezeichnete Personen sind daher übler dran als andere: da man sich mit ihnen nicht vergleicht, paßt man ihnen auf.
Ach, zwei liebende Herzen, sie sind als wie zwei Magnetuhren, was in dem einen sich bewegt, muß auch das andere mit bewegen, denn es ist nur Eins, das beide bewegt. Eine Kraft, die sie durchgeht.
So erkennt der Unterrichtete immer recht die Natur des Menschen, und der Ununterrichtete sieht sie bald so, bald so an, und jeder ahmt sie nach seiner Weise nach.
Die Erinnerung an Abwesende wird durch die Zeit nicht ausgelöscht, aber doch verdeckt.
Die Geschichte wie die des Universums, das sie repräsentieren soll, hat einen realen und idealen Teil.
Kein kluger Geist, der nicht im Vatikan seinen Meister fände.
Gehorsam fühlt‘ sich meine Seele stets am schönsten frei!
Hier kann ich eine Betrachtung nicht verschweigen, die ich gemacht habe: dass es nämlich bequemer und leichter sei, die Natur als die Kunst zu beobachten und zu schätzen.
Die Hauptsache ist, daß man eine Seele habe, die das Wahre liebt und die es aufnimmt, wo sie es findet.
Man erkundige sich ums Phänomen, nehme es so genau damit als möglich und sehe, wie weit man in der Einsicht und in praktischer Anwendung damit kommen kann, und lasse das Problem ruhig liegen.
Die Natur hat kein Geheimnis, was sie nicht irgendwo dem aufmerksamen Beobachter nackt vor die Augen stellt.
Phantasie und Witz finden mehr ihre Rechnung, sich mit dem Hässlichen zu beschäftigen als mit dem Schönen. Aus dem Hässlichen lässt sich viel machen, aus dem Schönen nichts.
Weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.
Bin ich der Flüchtling nicht? Der unbehauste? Der Unmensch ohne Zweck und Ruh; der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste, begierig wütend, nach dem Abgrund zu?
Die Weisheit ist nur in der Wahrheit.
Das Nützliche befördert sich selbst, denn die Menge bringt es hervor, und alle können’s nicht entbehren; das Schöne muß befördert werden, denn wenige stellen’s dar und viele bedürfen’s.
Die Jugend erlaubt sich manche Willkür, das Alter gehorcht unwillig der Notwendigkeit.
Die Ehe ist der Beginn und der Höhepunkt der Zivilisation.
In Rücksicht aufs Praktische ist der unerbittliche Verstand Vernunft, weil der Vernunft Höchstes ist, vis-à-vis des Verstands nämlich, den Verstand unerbittlich zu machen.
Der Mensch sehnt sich ewig nach dem, was er nicht ist.
Für den Guten bleibt es wohl das höchste Fest, wenn alte Schulden zu entrichten ihm gelingt.
Das eigentlich Unverständige sonst verständiger Menschen ist, daß sie nicht zurechtzulegen wissen, was ein anderer sagt, aber nicht gerade trifft, wie er’s hätte sagen sollen.
Doch das ist unser schönster und süßester Wahn, den wir nicht aufgeben dürfen, ob er uns gleich viel Pein im Leben verursacht, daß wir das, was wir schätzen und verehren, uns auch wo möglich zueignen, ja aus uns selbst hervorbringen und darstellen möchten.
Ein Geheimnis ist ein verspieltes Kind, das sich auf der Achterbahn unserer Zunge amüsiert und immer wieder fahren möchte.
Gewiss auch hast du recht, dass der Gedanke im Menschen das beste ist, von dem Kapital, das er doch hat, und wie er mit wuchern möchte, um es aufs tausendfältige zu treiben, es entstehe daraus Gewinn oder Verlust.
Was der Künstler nicht geliebt hat, nicht liebt, soll er nicht schildern, kann er nicht schildern.
Mit Worten lässt sich trefflich streiten.
Ich hab als Gottes Spürhund frei Mein Schelmenleben stets getrieben; Die Gottesspur ist nun vorbei, Und nur der Hund ist übrigblieben.
Sonntag waren wir in Pompeji. – Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte
Das sieht schon besser aus! Man sieht doch, wo und wie.
Es ist keine Frage, dass bei allen gebildeten Nationen die Frauen im ganzen das Übergewicht gewinnen müssen.
Der Zweck bei der Feier großer Männer ist, sich vertraut zu machen mit großen Gedanken, zu verbannen, was zerknirscht, was den Aufschwung lähmt.
Der Kopf faßt kein Kunstprodukt als nur in Gesellschaft mit dem Herzen.