Johann Nestroy Zitate
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Der Ernst hat eine feierliche Seite, eine schauerliche Seite, überhaupt sehr viele ernsthafte Seiten, aber ein elektrisches Fleckerl hat er doch immer, und da fahren bei gehöriger Reibung Funken der Heiterkeit heraus.
Der Holzhacker: Die letzte Butten Weiches wird hinausgetragen aus dem Holzgewölb meines Gefühls, nur die harten Stöck meines Ingrimms liegen stoßweise herum, um den glühenden Ofen der Rachsucht zu heizen.
Die schönen Tage sind das Privileg der Reichen, aber die schönen Nächte sind das Monopol der Glücklichen.
Fassen Sie Mut, schonen Sie sich, das sind die albernen Gemeinplätze, die keinen Seufzer ersticken, keine Träne trocknen – Worte, ohne Überzeugung an widerstrebende Herzen gerichtet, können nie das große Vorrecht haben, das nur der Zeit zukommt.
An Scheidungsgründen fehlt es nie, wenn nur der gute Wille da ist.
Die Weiber sind doch etwas Prächtiges – wenn aber etwas Besseres erfunden wird, so nehme ich Aktien auf.
Ein Mädchen sitzenzulassen ist auf alle Fälle billiger als Heiraten.
Wem der Gegenstand seiner Liebe nicht zugleich seine Zukunft, sein Gewissen und seine ewige Seligkeit ist, der hat nie geliebt.
Die Liebe soll wohl mit ein‘ Anflug von Schwärmerei garniert sein, sich aber ja nicht strähnzwirnartig abhaspeln in endloser Schwärmerei. So ein trunkenes Paar Liebesseelen verfehlt das Ziel wie zwei Rauschige, die einander nach Haus führen wollen.
Also so betrauern die Erben einen Dahingeschiedenen? Den möchte ich sehen, dem da nicht der Gusto zum Sterben vergeht!
Nur zu häufig drängen sich Leute ans Ruder von Unternehmungen, wozu ihnen jede Fähigkeit fehlt.
Das Vorurteil is eine Mauer, von der sich noch alle Köpf‘, die gegen sie ang’rennt sind, mit blutige Köpf zurückgezogen haben.
Zwischen Hinauswerfenden und Hinausgeworfenen besteht ein magisches Band, und wenn sie sich nach Dezennien wiederfinden, gibt’s dem ein‘ noch einen Zucker, dem andern ein‘ Riß.
Es gibt sehr wenige böse Menschen, und doch geschieht so viel Unheil in der Welt; der größte Teil dieses Unheils kommt auf Rechnung der vielen, vielen guten Menschen, die weiter nichts als gute Menschen sind.
Ich hab mich in Ihnen getäuscht, Sie sind ein Konservativer! Man konserviert sich selber am besten dabei!
Hat der Schmerz heute einen besonderen Grund? – Ist nicht der Schmerz der tiefste, welcher grundlos ist?
Wenn der Zufall zwei Wölfe zusammenführt, fühlt gewiß keiner die geringste Beklemmung über das, daß der andere ein Wolf is; aber zwei Menschen können sich nie im Wald begegnen, ohne daß nicht jeder denkt, der Kerl könnt‘ ein Rauber sei.
Hören S‘ auf, wenn Sie vom Alter reden! Die Seel hat ein inwendiges, viel zarteres Gesicht, was deshalb auch oft viel früher Runzeln kriegt als die auswendige, alltäglichkeitsabgehärtete Humanitätslarve.
Er ist Misanthrop geworden, um doch etwas zu sein..
Keinen fruchtbareren Boden gibt’s in der Welt als das menschliche Herz; wenn man den Samen des Argwons hineinstreut, das schlägt Wurzel und wachst und schießt!
Sie sind zu alt zum Rinaldini! Streichen Sie also den Grundsatz: „Was nicht dein g’hört, das laß liegen“ nicht voreilig aus Ihrem Finanzsystem!
Die einzige Freude des Schauspielers ist die Schadenfreude.
Die Schwierigen sind die Einfachen.
Der Mensch soll nie ohne Parapluie sein, es ist die großartigste Waffe: aufgespannt ist es Schild, zugemacht ist es Schwert, und horizontal gebraucht ist es Lanze.
Es gibt eine Sprache, die nicht spricht und doch alles sagt -!
Sehr viel, aber nichts gründlich gelernt, darin besteht die Genialität; und jetzt kann ich mir’s erklären, warum’s so viele Genies gibt.
Der Mensch kann nur halten, was er hat. Hab ich ihm mein Wort gegeben, dann hat er’s, da is das Halten ein Hirngespinst!
Die Liebe der Schöpfungsherren ist selten echtfärbig, beinahe wie in der Wolle, immer nur ein Stück g’färbt, drum wirkt die Erfüllung ihrer Wünsche als Laugen auf die Liebe: wie man s‘ drüber gießt geht s‘ aus.
Heiratsfähige Töchter sollte man eigentlich „Ringkämpferinnen“ nennen.
Für einen Reichen existieren keine Abenteuer. Das Geld räumt zu leicht die Hindernisse auf die Seite.
Dickkopf: Aber ich heirat‘ ja. Kasimir: Das ist der sicherste Weg, um für einen Narren gehalten zu werden.
Geduld – verdammtes Wort! – Im Wörterbuch der Liebenden ist’s nicht zu finden.
Es ist wirklich ein Luxus vom Schicksal, daß es Pfeile schleudert; an seinen Fügungen sieht man ohnedem, daß es das Pulver nicht erfunden hat.
Ich hab die Not mit ihnen geteilt, es ist jetzt meine heiligste Pflicht, auch in die guten Tag‘ Sie nicht zu verlassen!
Unbesonnene Menschen taugen nicht für die Welt, nicht für das Leben, nicht einmal für den Eh’stand.
Die Christenpflicht sagt nur, man soll seinen Feinden Gutes tun! Gut! Deswegen seh‘ ich aber noch nicht ein, warum man ihnen nicht dann und wann a bißl was Böses wünschen soll, es is ja keine Folge, daß es ausgehen muß.
Und dann ist – Gott sei Dank – die Zeit vorbei, wo das „Geheimer Rat“ eine Auszeichnung war. Ein guter, ehrlicher Rat darf jetzt nicht mehr geheim sein, das ganze Volk muß ihn hören können, sonst ist Rat und Ratgeber keinen Groschen wert!
Man braucht ja nix als Liebe und alles mögliche andere, und die Erde ist ein Paradies.
Es ist eine schöne Zeit, wo man sich noch Mühe gibt, die Zeit zu töten, aber es kommt leider nur zu schnell die Zeit, wo man merkt, daß die Zeit einen selbst tötet.
Welcher Entdecker hat das schon bemessen, wie weit sich die äußersten Vorgebirge der Möglichkeit ins Meer der Unmöglichkeit hinein erstrecken?
Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, daß er viel größer ausschaut, als er wirklich ist.
Es gibt Augenblicke im Leben, in welchen man nicht würdig ist, Mensch zu heißen, wenn man nicht alles andere vergißt, als nur Mensch zu sein.
Der Gescheite macht den Vorgesetzten oft darauf aufmerksam, was er Dummes tut – und das ist dumm.
Gerichte können kein Gerücht zum Schweigen bringen.
Das Alter hat nichts als Erfahrung, und die zählt nichts bei einer Generation, die nur Erfindung will. Neues! Frisches! ruft die Gegenwart, und das leistet nur die Jugend, die Kraft.
Die Sprach‘ soll uns auszeichnen vor die Tier‘, und mancher zeigt grad‘ durch das, was für a Viech er is.
Zarte Seelen werden von drei Räubern ihrer Freuden angefallen, vom Volk, vom Schicksal und vom eigenen Herzen.
Lang leben will halt jeder, aber alt werden will kein Mensch.
Die eigenen Kinder sind dem Vater immer die liebsten, und wenns wahre Affen sind, so gefallen einem doch die eigenen Affen besser als fremde Engel.
Der Ehestand verwandelt die feenhafte Villa des Ideals in einen ergiebigen Meierhof.