Johann Nestroy Zitate
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Wenn’s drauf ankommt, eine Geliebte zu betrügen, da ist der Dümmste ein Philosoph.
Da ich nicht stolz sein konnte, bin ich demütig geworden, um mir die Scham zu ersparen, niederträchtig zu werden.
Es gibt so viele Ausrottungs- und Vertilgungsmittel, und doch ist noch so wenig Übles ausgerottet, so wenig Böses vertilgt auf dieser Welt, daß man deutlich sieht, sie erfinden eine Menge, aber doch’s Rechte nicht.
Das Volk muß physisch am G’nack gepackt und moralisch mit der Nasen drauf g’stoßen werd’n.
I laß mir mein Aberglaub’n Durch ka Aufklärung raub’n, ’s is jetzt schön überhaupt, Wenn man an etwas no glaubt.
Warum sollte die Gegenwart dem ihre Blicke schenken, der immer mit der Zukunft kokettiert?
„Mein Mann ist schuld an meinem Unglück“, das sagt jede Frau. „Meiner Frau hab‘ ist es zu danken, daß ich unglücklich bin“, das sagt jeder Mann.
Ja, ja – der Körper ist ein hartnäckiger Anbeter des Lebens und lehnt sich auf gegen den Grabesentschuß des Geistes.
Wie albern der Grundsatz über die Unbeständigkeit des Glücks, es gibt gar nix Beständigeres.
Auskennen muß man sich in der Welt, das is die Hauptsach! Lieber andere balbieren als selbst balbiert werden, lieber anderen zu ein Weib verhelfen, als selber eins nehmen.
Recht und Freiheit sind ein paar bedeutungsvolle, aber nur in der einfachen Zahl unendlich groß, drum hat man sie uns auch immer nur in der wertlosen vielfachen Zahl gegeben.
Ja, die Zeit, das is halt der lange Schneiderg’sell, der in der Werkstatt der Ewigkeit alles zum Ändern kriegt. Manchmal geht die Arbeit g’schwind, manchmal langsam, aber fertig wird’s, geändet wird alles!
Die Lieb‘ ist eine Nachtigall, und die Nachtigallen haben das, daß sie im dunklen Laub des Verbotes viel reizender schlagen als auf der offenen flachen Heerstraße der Pflicht.
Die Liebesschwüre der Männer sind lauter Wechsel an die Ewigkeit, in diesem Leben zahlt sie keiner aus.
Jetzt geh, Narr, und komm gescheit zurück.
Oh, für Zukunft gibt’s schon ein Mittel. Gar nicht dran denken!
Guter Mond, du goldne Zwiebel, Ach, ich seh dich äußerst gern, Doch auch du bist gar nicht übel, Hochgeehrter Abendstern.
Wer bewundern will, findet immer was zu bewundern, denn die Bewunderung ist eine Art Aberglauben, die Wunder erwartet.
Die Reaktion ist ein Gespenst, aber Gespenster gibt es nur für die Furchtsamen.
Sie reden von Ihren Rechten der Geburt, und ich studier grad, ob es recht is, daß Sie geboren sind.
Der Mensch ist gut, nur die Leut‘ sind schlecht.
Zur ernsten Besserung wie zum totalen Bösewicht zu schwach, wandelt er den breiten Weg zwischen Reue und Verstocktheit.
Strenge Moralisten sagen: Um glücklich zu sein, muß man alle Leidenschaften aus sich verdammen. Dieser Rat ist ungefähr so gut, als wie wenn man einem, der über enge Stiefel klagt, sagt, er soll sich beide Füß‘ amputieren lassen, damit er kein Verdruß mehr hat.
Ich hab immer wollen für die Nachwelt etwas sein, und man soll bloß für die Mitwelt etwas vorstellen. Der kluge Mann der Gegenwart sagt: Was hat denn die Nachwelt für mich getan? Nichts! Gut, das nämliche tu ich für sie! Und gewissermaßen hat er recht, der kluge Mann der Gegenwart.
Die Zensur is‘ die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. Die Zensur is‘ das lebendige Geständnis der Großen, daß sie nur verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren können.
Zum Luftschlösserbauen braucht man nicht einmal einen Grund, und in einem Luftschloß hat selbst die Hausmeisterwohnung eine paradiesische Aussicht.
Die Dummheit hat sich hinter ein festes Bollwerk von Eigensinn verschanzt, pflanzt beim Angriff noch die spitzen Pallisaden der Bosheit drauf und steht so unbesiegbar da.
Nein, auf’m Land heraußen is’s schöner, da sagen s‘ doch noch, wenn einer stirbt: Gott hat ihn zu sich genommen. – Aber in der Stadt heißt’s nur: Der Doktor hat ihn unter die Erd‘ gebracht… Boshafte Rasse!
Wissen’s eigentlich, was ein Wachmann ist? – Ein in Tuch gehülltes Abführmittel.
G’spaßige Sachen schreiben und damit nach dem Lorbeer trachten wollen, das ist eine Mischung von Dummheit und Arroganz.
In einem gebildeten Lächeln muß mehr Nichtssagendes liegen… dann muß man es permanent behaupten. So ein Lächeln muß eine spanische Wand sein, hinter welcher man alle seine Gefühle und Empfindungen vor die Leut‘ versteckt.
Jede versteckte Protektion setzt in den Augen der Welt ein strafbares Interesse voraus.
Jede Frau halt‘ ihren Namen, feurig ausgesprochen, für die schönste, geistreiche Red‘.
Sie brauchen nichts zu wissen, Sie sind ein reicher Mann. Aber ich bin ein armer Teufel. Mir muß was einfallen.
Das Glück ist eine leichtfertige Person, die sich stark schminkt und von fern schön aussieht.
Also hat sich der Fall schon wieder ereignet? Nein, was ’s Jahr Onkel und Tanten sterben müssen, bloß damit alles gut ausgeht -!
Jugend ist die Zeit des Lebensgenusses, die Triumphe des Mannesalters und der Reichtum vorgerückter Jahre bieten keinen Ersatz für eine in genußloser Anstrengung vergeudete Jugend.
Es ist kaum zu glauben, was jeder Mensch glaubt, was er für ein Mensch ist!
Der Mensch ist schön, aber die Menschen sind Schweine.
Betrug is freilich gemein, aber es heißt ja per nefas (mit Unrecht), und aufs per nefas versteh’n sich die anständigen Leut‘.
In den ersten Lebensjahren eines Kindes bringen ihm die Eltern Gehen und Sprechen bei, in den späteren verlangen sie dann, daß es stillsitzt und den Mund hält.
Still schleicht das Schicksal Herum auf dieser Welt, Der eine hat den Beutel, Der andre, der hat’s Geld.
Gedanken sind zollfei! – Ah, nein, es gibt Gedanken, für die man den Zoll mit der Herzensruhe bezahlt.
Für was hängt’s denn da droben, ihr dummen Wolken, wenn’s nit blitzen könnt‘ zur rechten Zeit?
Ich hab‘ feste Grundsätz‘, fest bleib ich dabei. Nur wenn ich ein Geld seh‘, da änder‘ ich’s glei.
Das Schicksal tut doch rein mit die Menschen, was es will; da kann man was sagen von einer Tyrannei. Nach den Grundsätzen des Fortschritts, sollt‘ es schon lang gar kein Schicksal mehr geben.
Sie sagen: Wer nicht arbeit’t, der soll auch nicht essen – und wissen gar nicht, wen sie alles mit diesem Ausspruch zum Hungertod verurteilen.
Kaum ist die Ernte einer Erfahrung glücklich eingebracht, so wird der Acker vom Schicksal neu umgepflügt.
Kultur beginnt im Herzen jedes einzelnen.
Wenn ihr selbst gesteht, daß es euch an Einsehen mangelt, dann darf es euch nicht wundern, wenn ihr blind gehorchen müßt. Wenn nur der Kutscher klar sieht, dann wird auch mit blinden Pferden das Ziel erreicht.