Johann Gottfried Herder Zitate
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Fleuch Krieg und Streit; Hab‘ acht der Zeit!
Gold, du Vater der Schmeichler, du Sohn der Schmerzen und Sorgen! Wer dich entbehret, hat Müh‘, wer dich besitzet, hat Leid.
Wir alle haben Stunden der Einsamkeit nötig. Stunden, in denen wir uns erforschen, wo wir wieder suchen, was wir verloren haben.
Des Menschenfreundes Lüge in der Not Ist edler als des Menschenhassers Wahrheit.
Weißt du, was nie zu sättigen ist? Das Auge der Habsucht. Alle Güter der Welt füllen die Höhle nicht aus.
Verrat Löblich ist es, verzeih’n. Doch Menschenquälern die Wunden zu balsamen, ist gegen die Menschheit Verrat.
Der Tor schmeichelt sich selbst und der Kluge dem Toren.
Das Glück ist die Braut der Jugend.
Je mehr die Kultur der Länder zunimmt, desto enger wird die Wüste, desto seltener ihre wilden Bewohner.
Jede Zerstörung ist Übergang zu höherem Leben.
An nichts verzweifeln! – alles ist möglich; nichts ist ohne Hoffnung; aber auch nichts der Bewunderung wert.
Die zarten Bande, die das Weltall halten, die ewig rege, junge Sympathie, die Harmonie, nach der die Wesen brennen, wie willst du anders es, als Liebe nennen.
Was dich regt, sei die Sache, Die du thust, nicht ihre Folgen; Elend wird, wer sie berechnet, Weisheit ruhet in der Handlung.
Jedes Phänomen der Geschichte wird Naturerzeugung.
Wissenschaften allein haben die Welt erleuchtet.
Ich liebe den Frieden, aber keinen andern als einen guten, standhaften, ehrenvollen Frieden.
Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache beraubt.
Auch der tiefsten Liebe Wurzel stirbt im Herzen, wenn man sie nicht pflegt.
Der stolze Mensch wehret sich, sein Geschlecht… als einen Raub der alleszerstörenden Verwesung zu betrachten; und dennoch, dringen Geschichte und Erfahrung ihm nicht dieses Bild auf? Was ist denn Ganzes auf der Erde vollführt? Was ist auf ihr Ganzes?
Jedes Lebendige freut sich seines Lebens. Es fragt und grübelt nicht, wozu es da sei. Sein Dasein ist ihm Zweck und sein Zweck das Dasein.
Liebe, du der Menschen göttlichster Verstand, die des Unglücks Stürme siegend überwand, die im Unglück fester Herz an Herz band, knüpfte Seel an Seele, knüpfte Hand in Hand.
Wehe unserer Sprache, wenn Fremdwörter ein Muster des Geschmacks würden.
Freie Untersuchung der Wahrheit von allen Seiten ist das einzige Mittel gegen Wahn und Irrtum, von welcher Art sie sein mögen.
Wie wir sind, sind unsere Kinder; niemand kann was besseres als sich selbst der Nachwelt geben. […] Denn kein Abfluß springt höher als seine Quelle.
Der Mensch ist also eine künstliche Maschine, zwar mit genetischer Disposition und einer Fülle von Leben begabt; aber die Maschine spielet sich nicht selbst, und auch der fähigste Mensch muß lernen, wie er sie spiele.
Bildung der Denkart, der Gesinnungen und Sitten ist die einzige Erziehung, die diesen Namen verdient, nicht Unterricht, nicht Lehre.
Die größten Veränderungen der Welt sind von Halbwahnsinnigen bewirkt worden, und zu mancher rühmlichen Handlung, zu manchem scharf verfolgten Geschäfte des Lebens gehörte wirklich eine Art bleibenden Wahnsinns.
Aus glücklichen Familien besteht das Wohl des Staates; oder seine Glückseligkeit ist Scheingröße.
Wie Menschen denken und Leben, so bauen und wohnen sie.
Wo sind denn die Zwecke, für die Welt zu leben, je (wenn man beides einzurichten weiß) den Zwecken, für sich zu leben, entgegen?
Alles Übertreibende und Übertriebene geht vorüber. Jede Bewegung sucht den Schwerpunkt, auf welchem sie ruhen möge.
Die Zeit ist ein strenger Buchhalter, ein wahres Kontinuum der Dinge, das nichts übersieht, das nie belügt.
Wer verzeiht sich nicht Vieles, sobald man sich Eins verziehen hat?
Mache deine Bilder der Einbildungskraft so ewig, daß du sie nicht verlierest, wiederhole sie aber auch nicht zur Unzeit!
Denn das ist eben die große und gute Einrichtung der menschlichen Natur, daß in ihr alles im Keim da ist und nur auf eine Entwicklung wartet.
Man spricht oft von unglücklichen Familien und warum sollte es deren nicht geben? Erben sich nicht falsche Grundsätze und Gedankenverwirrungen, böse Anlagen und Leidenschaften wie Seuchen und Gebrechen fort und werden sie nicht oft durch Erziehung genähret?
Jeder Abschied ist betäubend. Man denkt und empfindet weniger, als man glaubte…
Ein Mensch in verschiedenen Lebenszeiten ist sich nicht gleich, denkt anders, nachdem er anders empfindet.
Die Religion ist die höchste Humanität des Menschen.
Eine vernunftlose blinde Macht ist zuletzt immer eine ohnmächtige Macht; entweder zerstört sie sich selbst oder muß am Ende dem Verstande dienen.
Soll die Kunst nichts Vorübergehendes zu ihrem Anblicke wählen: so verliert sie ihr Leben. Soll sie für jede wiederholte Erblickung arbeiten: so ihr Wesen.
Die liebe kalte spekulierende Vernunft wird deinen Willen eher lähmen, als dir Willen, Triebfeder, Gefühl geben.
Allenthalben irrt umher, wen Gott vor die Türe stößt.
Die Ehe soll Freundschaft sein und wehe, wo sie es nicht ist, wo sie nur Liebe und Appetit sein wollte!
Wir, wie uns die Zeit erschafft, erschaffen Zeit.
Zum Empfangen und Geben ist der Mensch geschaffen, zu Wirksamkeit und Freude, zum Tun und zum Leiden.
Hoffnungen sind der Tränen Kinder.
Wir tragen alle ein Ideal in und mit uns, was wir sein sollen und nicht sind; die Schlacken, die wir ablegen, die Form, die wir erlangen sollen, kennen wir alle.
Gedruckte Bücher sind wie geborene Kinder; man sage über sie Böses oder Gutes, sie sind einmal da.
Verstand ist der Gemeinschatz des menschlichen Geschlechts; wir alle haben daraus empfangen, wir alle sollen unsre besten Gedanken und Gesinnungen hineintragen.