Johann Gottfried Herder Zitate
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Es ist ein Unterschied zwischen Cultur der Gelehrten und Cultur des Volkes. … So ist die Algebra noch jetzt eine geheime Wissenschaft: denn es verstehen sie wenige in Europa, obwohl es keinem durch Befehle verboten ist, sie verstehen zu lernen.
Wie die Strahlen der Sonne, So können des Rechts und der Wahrheit Strahlen verlöschen nie; Prob‘ es, sie zünden von selbst.
Das Alter ist eine schöne Krone, man findet sie nur auf dem Wege der Mäßigkeit, der Gerechtigkeit und Weisheit.
Tugend zu mißbrauchen ist gefährlich, weit gefährlicher, als keine haben.
Wer sich um Wahrheit müht und nicht anwendet Weisheit, gleicht dem Manne, der pflügt, aber zu säen vergißt.
Lebensbetrachtung Die Jugend ist die Zeit zu lieben, Die Mannheit Liebe auszuüben, Das Alter Zeit zu ruhn. Wer will nicht gerne Jedes thun? Sonst nichts? Das will ich.
Nicht Buchstabe, Zeremonie, Vorurteil, Herkommen, Gesetze oder Zwangspflichten, sondern Geist, Licht und Kraft der Wahrheit soll uns als Religion gelten.
Keine Leserei erfordert eine so strenge Diät, als das Lesen abgerissener, hingestreuter Gedanken.
Nur der Feige ist ein geborener Knecht.
Wer der Vernunft und Billigkeit dient, kommt der Notwendigkeit zuvor.
Nie erwirbt man sich Hochachtung, wo man alles von sich reißen, alles übersehen läßt.
Schon als Tier hatte der Mensch Sprache.
Alles Bittere – zum süßen Trunke wird es den Lippen des Weisen.
Sag, o Weiser, wodurch du zu solchem Wissen gelangtest? Dadurch, dass ich mich nie andre zu fragen geschämt.
Sturm ist der Seefahrt Schule: Mißgeschick die Schule großer Seelen.
Güter sind uns gegeben, des Lebens Last zu erleichtern; nicht das Leben, um uns schwer zu beladen mit Gut. Glücklich ist, wer genießt und sät; wer stirbt und zurückläßt, hieße ein reicher und war doch nur ein unglücklicher Mann.
Zoroasters Religion ist zugleich Philosophie, die Religion der Griechen zugleich Kunst, Mosis Religion zugleich Staat; Christi Religion ist bloß Seele und Leben, aus denen dies alles kommen kann.
Ehrenworte kosten wenig.
Wie der köstlichste Wein von seinem Boden Geschmack nimmt, Saft und Farbe, so sind wir die Gewächse der Zeit; Dies kocht reifer die Sonne, dem gibt sie süßere Anmut, Aber des Bodens Natur ändert nicht Sonne noch Zeit.
Wenn eine Geschichte der Welt uns mit großen Buchstaben sagt, dass Ungebundenheit sich selbst verderbe, dass eine grenzen- und fast gesetzlose Gewalt die furchtbarste Schwäche sei, […] so sagt’s die Persische Geschichte.
Was geboren ward, muß sterben; Was da stirbt, wird neu geboren. Mensch, du weißt nicht, was du warest; Was du jetzt bist, lerne kennen, Und erwarte, was du sein wirst.
In ein Gewebe wanden Die Götter Freud‘ und Schmerz; Sie webten und erfanden Ein armes Menschenherz.
Allen Sinnen liegt Gefühl zum Grunde, und dies gibt den verschiedenartigsten Sensationen schon ein so inniges, starkes, unaussprechliches Band, daß aus dieser Verbindung die sonderbarsten Erscheinungen entstehen.
Nicht um meine Sprache zu verlernen, lerne ich andere Sprachen, sondern ich gehe bloß durch fremde Gärten, um für meine Sprache Blumen zu holen.
Ein Wunsch, der still für uns und andere fleht, ein Seufzer, der dem Herzen leis entweht, den keine Lippe spricht, ist ein Gebet.
Ein Volk hat keine Idee, zu der es kein Wort hat.
Die Schande besteht nicht in der Strafe, sondern in dem Verbrechen.
Wenn wir in der Zeit leben, so müssen wir mit der Zeit fortschreiten. Wir müssen mit der Zeit fortschreiten, oder die Zeit schleppt uns fort. Glücklich ist der, der willig fortgeht.
Und was die Vernunft vernimmt, vernahm sie; was geschieht, das wird Geschichte, thierisch und menschlich.
In dem Kleinsten der Schöpfung zeigt sich des Schöpfers Macht und Huld am größten.
Die Maschinen des Epischen Dichters müssen nicht Allegorische Abstrakta seyn: bei Homer sind sie es nicht.
Eigne gute Menschenart kann eine fremde Menschenart allein verstehen und trösten und ahnen.
Verehre die Wege der Vorsehung auch da, wo sie deinen blöden Augen ungerecht scheinen.
Durch der Reue niedres Tor Führt der Weg zum Glücke.
Der Mensch muß am längsten lernen, weil er am meisten zu lernen hat, da bei ihm alles auf eigen erlangte Fertigkeit, Vernunft und Kunst ankommt.
Treue und Glauben sind der Eckstein der menschlichen Gesellschaft.
Wie du im Herzen glaubst, so wird dir das Schicksal begegnen; was du an andern tust, wird dir von andern geschehn.
Niedrige und spießbürgerliche Geister bleiben im Lande und sitzen da fest – höhere aber reisen.
Alle Aufklärung ist nie Zweck, sondern immer Mittel; wird sie jenes, so ist’s Zeichen, daß sie aufgehört hat, dieses zu sein.
Durch Nachahmung, Vernunft und Sprache sind alle Wissenschaften und Künste des Menschengeschlechts erfunden worden.
Der Mensch ist Mittelglied zweier Welten.
Wie kann man sich in dem Charakter eines Menschen beim ersten Besuch irren, in Sonderheit wenn er sich hinter der Maske des Umgangs versteckt.
Ehre kann nur genießen, wer das Bewußtsein des Verdienstes in sich hat, sonst wird ihm bei einiger Ehrlichkeit gegen sich selbst die äußere Ehre unerträglich.
Geist ist von Sittlichkeit nicht zu trennen. Mein Geist ist ohne Sittlichkeit nicht zu haben. Ich gebe nur beides zusammen… Wert hat nur das Sittliche. Wie für die Völker gilt für den einzelnen, daß Sittlichkeit immer mehr bedeutet als Geistesarbeit.
Mensch, genieße dein Leben, als müßtest du morgen weggehen; Schone dein Leben, als ob du ewig weiltest hier.
Tatsachen […] sprechen durch sich selbst; sie ermahnen, lehren, trösten.
Tapfer ist der Löwensieger, tapfer ist der Weltbezwinger, tapf’rer, wer sich selbst bezwang.
Wir werden all das, was wir sein wollen, nur durch Mühe, durch Übung.
Der Mensch ist ein Mittelgeschöpf unter den Tieren der Erde.
Und willst Du mir die Frühlingszeit, Die kurze Jugendzeit, zur Freude nicht vergönnen? O Freund, die Parze spinnt den Faden weit Und schwarz und lang genug, um weise sein zu können.