Jeremias Gotthelf Zitate
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Die Versöhnlichkeit ist’s, was die Liebe bewahret und alle ihre zarten Blüten.
Es ist eine wunderbare Sache um die Macht des Wortes. […] Wie oft ist nicht das Wort in Herzen gedrungen.
Fürchtet einer das Feuer, so riecht er allenthalben Rauch.
Beim Kleinen beginnt alles, und je größer und mächtiger etwas werden soll, desto langsamer und scheinbar mühsamer wächst es.
Das ist das Unglück, daß ganze Völker wie einzelne Menschen um sich schlagen, nur um nicht sich schlagen zu müssen, daß sie das Unheil nach außen tragen, weil sie bei sich selbst nicht fertig werden.
Dem Wesen nach ist die erste Liebe in allen Herzen gleich.
Dem Mutlosen gilt alles nichts, dem Mutigen wenig viel.
Mit den Anstrengungen, sich in Respekt und Ansehen zu setzen, geht es zumeist wie mit den Anstrengungen, Lüge in Wahrheit zu verwandeln.
Das Christentum bleibt ewig das gleiche, aber wie es in jedem Menschen neugeboren wird, so wird es auch neugeboren in jeder Zeit.
Daß Gott die Arbeit dem Menschen verordnet hat als Heilmittel seiner sündigen Natur, als Schleifstein seiner Kräfte, diesen Segen in der Arbeit erkennen die Menschen nicht.
Zeit ist ein wunderbares Kapital, dessen Wert unberechenbar, dessen rechte Benutzung hauptsächlich in der Angewöhnung und im Blute liegt.
Wo keine Liebe ist, da ist kein gegenseitiges Verzehren.
Denn neben dem Mystischen, welches das Warten [auf den Arzt] hatte, war es auch ein Kniff, zu zeigen, wie groß der Zulauf sei; denn der Zulauf ist ein bedeutendes Stärkungsmittel des Glaubens. Zulauf macht oder erhält den Ruf wenigstens durch einige Jahre.
Die Freundlichkeit, die goldene Gabe oder vielmehr Tugend, denn sie ist nicht bloß gegeben, sondern läßt sich auch erringen, welche das Leben lieblich macht und den freundlichen Glanz ihm gibt.
Der Mensch kennt alle Dinge der Erde, aber den Menschen kennt er nicht.
Kann man Liebe erzeugen zur Achtung, so wird erst der Gehorsam ein freiwilliger, freudiger.
Es ist mit der Liebe wie mit den Pflanzen: Wer Liebe ernten will, muß Liebe säen.
Aber Gott will auch, daß der Mensch betrachte die vergangenen Zeiten; nicht als Eintagsfliege ohne Zukunft hat Gott den Menschen geschaffen, und wer die ihm geordnete Zukunft genießen will, muß sich dazu stärken an der Vergangenheit.
Nur in der Liebe zärtlichem Hauch bildet im Menschen der Engel sich aus.
Der Lauf der Jahre ist der wahre Fortbildungskurs, und Gott der Direktor, der ihn leitet.
Die Liebe ist die Wärme, in welcher das Eis des Herzens schmilzt.
Wo viel Liebe ist, da ist viel Vergebung.
Der Schlaf ist ein Bad Gottes, welches er uns alle Tage anrichtet, welches wie kein Bad der Welt Leib und Seele erfrischet.
Die echte Kraft weiß im Kleinen groß zu sein, der öde Hochmut nur harret immer auf die Gelegenheit, groß zu werden.
Den meisten Menschen ist an den eigenen Seelen nichts gelegen, darum auch an den Seelen der anderen nicht. Das ist ein Grundübel dieser Zeit.
Erst wenn man mit eigenen Augen so recht in anderer Menschen Verhältnisse hineinsieht, begreift man, wie gut man es hat.
Es gibt viele Menschen, bei denen irgend wie und früher oder später Neues Altes verschlingt, aber sehr irren würde man sich, wenn man meinen wollte, der Durchbruch müsse immer ein plötzlicher, Allen sichtbar, Stunde und Minute desselben genau zu bezeichnen sein.
Die eigentliche Anspruchslosigkeit ist nichts anderes als der demütige, kindliche Sinn, dem, wie Christus selbst sagt, das Himmelreich gehört, der keiner Verdienste sich bewußt ist, aber ein inniges Danke hat für jede Gabe, jedes Zeichen der Liebe.
Wie Liebe mit Liebe zahlt, so zahlt auch die Selbstsucht mit gleicher Münze.
Wie es so geht, wenn Leute fortgehen oder fortreiten, die Bleibenden stehen zusammen und senden den Enteilenden nicht Kugeln, aber Worte nach, liebe und treue, böse und falsche, je nachdem die Büchse ist, aus der die Worte geschossen werden, denn auf die kommt alles an und nicht auf die Enteilenden.
Je weniger die Leute glauben, desto abergläubischer werden sie.
Welche Kraft kann einflußreicher, anspornender sein als die mütterliche Liebe – die sanfteste und zugleich unerschrockenste Kraft in der ganzen Naturordnung?
Es ist kein Mensch auf Erden, der nicht froh darüber ist, wenn er einen im Himmel hat, aber auch einen auf Erden, an den er sich wenden kann, wenn er Rat und Hilfe bedarf, welche Menschen leisten können. Darum hab deine Frau lieb und hör auf sie.
Es ist dies der echten Liebe Eigentümlichkeit, daß sie unerwidert, verschmäht doch süß bleibt und ein köstlich Kleinod.
Die kleinste Arbeit schaffe, als sei sie ein Meisterstück, rasch und gut.
Glücklich ist, wer vom Reisen als beste Beute den Spruch heimbringt: Gottlob, daß ich wieder heim bin!
Schöne Geschichten und liebliche Worte sind einem Kinde, was im Frühling der Tau. Wo dieser warme, weiche Tau fehlt, gehen die edelsten Keime nicht auf, verkümmern unendlich viele Kinder am Geiste.
Ein Mann darf gebieten, ein Weib darf sagen, mahnen, warnen.
Wohl denen, welche in ihren Kindern den Sinn bewahren, daß kleine Dinge sie freuen; wohl denen, welche in ihren Herzen den Sinn bewahren, daß auch sie freut, was die Kinder freut.
Im Hause muß beginnen, was blühen soll im Vaterland.
Was ich des Tags mit der Leier verdien‘, das geht des Nachts wieder alles dahin!
Der Mensch soll säen, aber in Gottes Hand steht die Ernte; über das, was ich tue, bin ich verantwortlich, was ich wirke, waltet Gott.
Je stumpfer das Schwert der Gerechtigkeit wird, desto schärfer werden die Messer, und je feiger die Richter sind, desto frecher wird das Pack.
In Frieden auseinander scheiden ist allemal schön. Wer aus allen Häusern im Frieden scheidet, darf hoffen, einst auch im Frieden zu scheiden aus dieser Welt.
Die Ehe ist auf Erden Gottes Heiligtum, in welchem die Menschen sich weihen und reinigen sollen für den Himmel.
Man möge das bedenken, daß man andere ertragen soll, wie man selbst ertragen zu werden wünscht. Aber das ist eben der Teufel der Menschen, daß selten jemand glaubt, daß die andern auch etwas an ihm zu ertragen hätten.
Es kömmt mancher auf der Welt unbevogtet davon, aber vor Gott wird er als ungetreuer Haushalter büßen müssen.
Es ist gut, wenn man sich an alles gewöhnt, während man jung ist, man weiß nie, wozu es einem kommen kann.
O, wenn man einander mehr das Wort gönnte, wie manche Bürde wäre weniger auf der Welt oder leichter!
Es hat im Leben jeder sein Bürdeli (Last), je eher man sich daran gewöhnt, es manierlich zu tragen, desto leichter kommt es einem später vor.