Jeremias Gotthelf Zitate
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Es ist jedes Herz, auch das wüsteste, liebedurstig.
Eine Frau mit Charakter, die ihren Platz, sei er, welcher er wolle, zu behaupten weiß, imponiert in der Regel und hat eine eigene Gewalt in ihrem Munde, ihre Worte scheinen zehnmal mehr zu wiegen als Mannesworte, sie demütigen mehr, als daß sie erzürnen.
Die Menschenfurcht, die mächtigste Gewalt auf Erden, ist meist die Gegnerin der Gottesfurcht.
Es ist, ihr möget wollen oder nicht, das Haus der Spiegel eurer selbst.
Der Schlaf ist eine der größten Wohltaten Gottes.
Ohne Kinder wäre die Welt eine Wüste.
Wo in einem Herzen die Harmonie zerstört wird, und ein Grollgefühl die Oberhand gewinnt, da tritt Beschränkung ein.
Es gibt zwei Schlüssel zum Menschenherzen, die es vor allen andern auftun: Liebe und Zorn.
Je weniger man von einer Sache kennt, desto leichter kommt einem das Erlernen derselben vor, und je weniger Begriff man von einer Kunst oder Wissenschaft hat, desto geringer schätzt man sie.
Ein wohltuendes, erwärmendes Gefühl sollte ein Mensch im andern bei dem Zusammensein erwecken; dann wäre es schön auf Gottes schöner Erde.
Alles Tun wirkt weiter, jede Handlung lebt fort, strebt immer, erzeugt Früchte, und deren Spur verliert sich nicht.
Wie das Rechnen mit Gott einem um die Seligkeit bringt, so bringt das Rechnen mit den Menschen einen um den Frieden.
Es liegt das Glück nicht in den Dingen, sondern in der Art und Weise, wie sie zu unsern Augen, zu unserm Herzen stimmen.
Was in der Erde Tage, Wochen bedarf, das vollbringt ein Menschenherz, wenn die Stunde günstig ist, in Augenblicken.
Das Leben des Menschen ist der von Gott verordnete Fortbildungskurs – ein ganz anderer als der, der hier oder dort von der Obrigkeit angeordnet wird.
Friede und Zwiespalt liegen nicht in den Verhältnissen, sondern in den Herzen.
Gar zu oft regt der äußere Nutzen uns zu einer guten Tat an, und wenn wir auch aus innerem, schönen Triebe etwas Gutes vollbracht, so kommt hintendrein gezogen die Eitelkeit, der Stolz, der Übermut und beschmutzt die Tat.
Wer blind ist, sieht auch die Sonne nicht, und wer taub ist, hört auch den Donner nicht.
Schafft man zur rechten Zeit das Schlechte nicht fort, so wird das Gute schlecht.
Faule Bäume lassen sich nicht propfen und zweien, und dürre tragen keine Früchte.
Mensch, wie wäre dir, wenn einst an einem Morgen keine Sonne aufstiege am Himmelsbogen, wenn es finster bliebe über der Erde? Wie wäre es dir ums Herz?
Dieses Ziehen und Bilden des Menschen ist die Hauptsache, nicht das Umschaffen der Zustände der Erde zu einem Himmel.
Wer vermißt wird, der ist was wert.
Lachen ist ein Heilmittel, dessen stillende Kraft man nicht sattsam ermißt.
Um zufrieden zu sein, das heißt, über der Not zu stehen, kommt es nicht darauf an, was man hat, sondern darauf, was man ist.
Je neumodischer man die Kinder erzieht, desto abergläubischer werden sie mit der Zeit werden.
Und kann in des Lebens Kampfe eine herrlichere Beute gewonnen werden, als eine freundliche, ungetrübte Heiterkeit am Lebenbsabend?
Das, was Gott zum Heil gibt, wird entheiligt zum Fluch.
Wer unverschämt ist, lebt am Besten.
Viele Menschen scheinen nicht zum Sinnen [Nachdenken] geboren, und viele wiederum haben ihre Gedanken nie da, wo es nötig wäre, und wenige sind, die wache Sinne haben, geleitet und geschützt von klarem Verstande.
Schwer ist es, die rechte Mitte zu treffen: Das Herz zu härten für das Leben, es weich zu halten für das Lieben.
Diese Demut aber, die aus der Liebe stammt, die alles erträgt, alles erduldet, sich nicht verbittern läßt […], diese Demut ist der Sinn, der die Helden zeugte, aus dem die Märtyrer hervortraten.
Wer es allen treffen will, ist ein Narr oder muß einer werden.
Dafür ist man auf der Welt, um sich vertragen zu lernen, ein am andern Geduld zu üben und so sich gegenseitig zu bessern.
Höflichkeit scheinen viele mit Kriecherei zu verwechseln und Grobheit mit Männerstolz und Männerwürde.
Wo Liebe ist, da steht man alles aus und hat noch Freud‘ dabei.
Die Achtung muß errungen werden dadurch, daß das Kind fühlt, ein höherer, kräftigerer Wille stehe dem seinen entgegen.
Mit einigen Worten ändert man schwer einen Menschen; eine vierzigjährige Natur ist härter als Nagelfluh, und Nagelfluh knübelt man nicht mit den Fingern auseinander.
Nur Quacksalber streichen auf jede Wunde gleich einen heilenden Balsam oder gar ein Heftpflaster; es gibt Wunden, die ausbluten, auseitern müssen, wenn sie gut heilen sollen. So ist es auch mit den Seelenwunden.
Der Teufel geht nicht immer umher wie ein brüllender Löwe, sondern sehr oft auch als ein schleichender, und die Hölle hat viel Ähnlichkeit mit einem Ofen; sie wird nicht auf einmal glühend, sondern zuerst nur lieblich warm.
Keines Lehrers Leben ist ein gleichgültiges; Segen oder Fluch säet er aus.
Es ist mit den Gemütern der Menschen wie mit den Stoffen der Erde, die einen ziehen sich an, die andern stoßen sich ab, so ist es von Natur.
Wenn Ärger im Menschen ist, so macht er selten das Klügste, sondern gewöhnlich das Dümmste.
[…] Beim besten Willen, es allen zu treffen, ist unmöglich.
Oh, wenn man geben kann, man weiß nicht, wie es einem anders ist, als wenn man nehmen muß.
Es giebt aber auch selten schönere, herzlichere Predigten, als die, welche quellen aus treuen Mutterherzen.
Das meiste Unglück der Menschen besteht eigentlich nur darin, dass sie sich mit Händen und Füßen gegen das Kreuz, das sie tragen sollen und tragen müssen, stemmen und wehren.
Mit unberufenem Helfenwollen kann man ebensoviel verderben als mit rücksichtslosem Hindern.
Die wahre Liebenswürdigkeit hängt nicht am seidenen Kleide oder an schön gekämmten Haaren, sondern am Herzen, welches sich auf einem freundlichen Gesicht spiegelt.
Was die Erde trennt den Tag über, soll des Abends in Gott sich wieder suchen und finden.