Jeremias Gotthelf Zitate
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Mächtiger als Dolch und Gift ist das böse Wort, das durch die Herzen fährt und in die Seele schleicht.
Ein guter Name geht in Augenblicken verloren; ein schlechter wird in Jahren nicht zu einem guten.
Gott tut nichts, wozu er dem Menschen Mittel und Kräfte gegeben, es selbst zu tun.
Es ist sehr traurig, daß dem innigen, wunderbaren Zusammenhang zwischen Körper und Gemüt selten gehörig Rechnung getragen wird.
Der gute Name kommt weit und der böse noch weiter, und es ist kein Mensch so gering, es wird von ihm gesprochen.
Akkurat wie auf dem Feldacker geht es auf dem Seelenacker; die innenwohnende Kraft will gebären, treiben, schaffen; liegt nun nichts Gutes da, welches die Kräfte anzieht und verbraucht, so schaffen die was Böses und lassen Unkraut lustig wachsen.
Ausgestritten hat niemand, solang das Herz nicht steht.
Es ist wohl selten ein Mensch, welcher nicht den Teufel fürchtet und haßt, und doch glauben von Natur alle lieber dem Teufel als Gott.
Wie oft verglimmen die gewaltigsten Kräfte, weil kein Wind sie anbläst.
Der Liebe hat Gott in jedem menschlichen Herzen einen Altar aufgerichtet, das Lämplein auf demselben zugerichtet und zu demselben gestellt als Gott geweihte Priesterin die Mutter – sie brennt die heilige Flamme an.
Merkwürdig ist es, wie es Worte gibt, die sich wie mit Widerhaken einhängen in unsere Seele… Je einförmiger ein Leben ist, je gedankenleerer eine Seele, um so mehr haben solche Worte Gewalt.
Man erkennt gar erst oft, was ein Mensch war, wenn er im Grabe ist.
Was kömmt, nimm immer mit Dank auf, daß es nicht härter ist.
An unbeschränkter Freiheit gehen die Menschen nicht dutzendweise, sondern zu Tausenden zugrunde.
Die Liebe ist weder theoretisch und gottlob auch nicht wissenschaftlich, sondern akkurat noch so, wie sie Gott geschaffen hat, nicht zum Dividieren, Spekulieren, Subtrahieren, sondern sich zu freuen über Freudiges, zu weinen, wenn es wieder dahingeht.
Unendliches vermag die Sonne über die Erde und über die Gemüter.
Was ist unsere Rede anders als eine unsichtbare Hand, wunderbar und vielfach gefingert, mit welcher wir fahren über unser Mitmenschen Gemüter.
Um Erfahrungen zu machen, bedarf es der Weisheit.
Gar mancher, der krank lag, sei es am Leib oder an der Seele, segnet die Nacht, wo sein Bett sein feuriger Ofen war, in welchem er Gott loben und Preisen lernte, aus welchem er ging als ein in Gott Geläuterter.
Krieg macht flätig, der Frieden lässig.
Es gibt wenig Leute, welche statt zu besänftigen, nicht Öl ins Feuer gießen. Besänftigen ist eine rare Kunst; um sie zu üben muß man das Herz, welches man besänftigen will, vollständig kennen und aller seiner Schwingungen Meister sein.
Es liegt aber das Glück nicht in den Dingen, sondern in der Art und Weise, wie sie zu unsern Augen, zu unsern Herzen stimmen; und ein Ding ist einem viel wert, was ein anderer mit keinem Finger anrühren möchte.
Ein vergiftet Gemüt saugt Gift aus den süßesten Blumen.
Ungeschehen macht man kein geschehen Ding, gebrochene Herzen nicht mehr ganz.
Liebe und Verstand muß man alle Tage als Schleifstein brauchen, wenn es gut kommen soll.
Das ist nun die unendliche, nie auszulernende Kunst, und Takt wird sie genannt, die Tasten der Gemüter immer so zu berühren, daß sie nicht gen Himmel schreien,…, sondern fein manierlich aufquellen,…, so daß ein süßer Ton in der Seele nachklingt.
Sie müssen von Jugend auf lernen, daß im Entbehren ein weit soliderer Reichtum liegt als im Besitz.
So haben es die Menschen, daß sie eben am wüstesten tun, wenn ordentlich tun am nötigsten wäre.
Einem hassenden Herzen wird alles schwer in der Welt, ausgenommen die Sünde; einem liebevollen Herzen wird das Schwere leicht, ausgenommen die Sünde.
Das rechte weltliche Glück und das himmlische Glück werden akkurat auf dem gleichen Wege gefunden.
Wer Freude hat am Klagen, wird immer was zum Klagen finden.
Alle Menschen sind hochgeboren; denn alle sind Gott verwandt, alle tragen in sich schöpferische Kraft.
Freiheit und Frömmigkeit sind zwei Schwestern, die Wunder tun vereint.
Vor dem Essen stören die Gedanken des Magens die Gedanken der Seele.
Niemanden zu haben auf der Welt, zu dem man sich flüchtet, auf den man in der Not bauen kann, das ist ein Weh, an dem manches Herz verblutet.
Es geschieht oft im Leben, daß Gott einem das Liebste versagt, daß Verhältnisse die schönsten Kräfte zu binden scheinen; aber der Herr will es so, und seine Ratschläge sind unerforschlich, und wenn der Herr Kräfte zu binden scheint, so ist es nur, damit andere und bedeutsamere sich entfalten.
Es ist doch schön auf der Welt – wo Liebe ist!
Es kommt nicht bloß auf das Haben an, sondern auch auf das Brauchen.
Es gibt eine Tiefe im menschlichen Gemüte, die tiefer ist, als der Eimer reicht, mit dem die Philosophie ihre Weisheit schöpft.
Liebe und Furcht sind es, welche die Welt regieren; Liebe zieht an, Furcht schreckt ab.
Der Vater will es also, daß die Ohnmacht uns zur Demut bringt, die Demut zur Gnade in der Erkenntnis, daß der Vater auf dem schwersten Wege seine liebsten Kinder führt.
Die Menschen sind da, um einander zu helfen, und wenn man eines Menschen Hilfe in rechten Dingen nötig hat, so muss man ihn dafür ansprechen. Das ist der Welt Brauch und heißt noch lange nicht betteln.
Die wahre Kraft wird ihre Gewalt und Macht behalten bis an der Welten Ende.
Merkwürdig ist, daß der Satan nie besser Gelegenheit findet, in uns zu fahren, seine Thüren nie offnener findet, als wenn wir gerühmt werden.
Die Bürden, welche alle Menschen tragen, sind nicht so verschieden, als sie scheinen, ihre Schwere oder Leichtigkeit hängt nicht vom eigenen Gewicht ab, sondern von der Gewohnheit und dem Gemüte, welches sie trägt.
Mit der Eifersucht ist es wirklich wunderlich… Eifersucht halten wir kaum durch äußere Mittel zu heilen… (Sie) kann bloß von innen heraus geheilt werden.
Ein Herz der rechten Art, welches viel Weh erduldet, fühlt den Wert der Liebe am innigsten.
Erinnere Mitmenschen an ihre Sorgen, dann wird dir leicht ums Herz.
Glück ist dort, wo man Glück schenkt.
Keinem Sterblichen ist gegeben, zu erschöpfen das Meer der Erfahrungen; jeder Tag bringt neue, jeder Mensch macht andere.