Jean Paul Zitate
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Die Schriftsteller, welche ihre Schriften mit der Feile in der Hand verfertigen, werden im gemeinen Leben wenig oder schlecht sprechen. Sie sind zu sehr gewohnt, gut zu sprechen, um geschwind zu sprechen.
Nur Reisen verwandelt das Spießbürgerliche und Kleinstädtische in unserer Brust in etwas Weltbürgerliches und Großstädtisches.
Genieße dein Sein mehr als deine Art zu sein, und der liebste Gegenstand deines Bewußtseins sei dieses Bewußtsein selber!
Es gibt Menschen und Zeiten, wo einen rechtschaffenen Mann nichts mehr erquicken könnte, als – Prügel, die er gäbe.
Musik, diese Poesie der Luft.
Man tadelt den eignen Hund, der an jedem Fremdling aufhüpft, liebt es aber, wenn es uns geschieht; so hassen wir unsern Schmeichler nicht so sehr als einen fremden.
Die jungfräuliche Seele ist eine reife Rose, aus der, sobald ein Blatt gezogen ist, leicht alle gepaarte nachfallen.
Der heilige Ambrosius sagte, der Müßiggang sei das Kopfkissen des Teufels.
Die meisten reden origineller, als sie schreiben.
Eitelkeit ist darum so schwer abzulegen, weil man sie, unter allen Lastern allein, den ganzen Tag genießen kann.
Es gibt eine Heiligkeit, die nur die Leiden schaffen und läutern; der Strom des Lebens wird schneeweiß, wenn ihn Klippen zersplittern.
Wir müssen die Wirklichkeit dem Ideal, aber nicht dieses jener anpassen.
Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht.
Ein Weiberfeind ist auch ein Menschenfeind.
Die Ordnung wie der Geiz keine Grenzen.
Eine Frau, die immer lieben könnte, würde nie veralten.
In der Jugend will man sonderbarer erscheinen als man ist, im Alter weniger sonderbar als man ist.
Die Heidentugend der Verschwiegenheit fordert zu ihrer Übzeit die Kraft der anreifenden Vernunft; nur die Vernunft lehrt schweigen, das Herz lehrt reden.
Jeder Mensch wünscht sich im Frühling zu verlieben.
Es ist der Geist der Ewigkeit, der jeden Geist der Zeit richtet und überschauet.
Das Alter spricht ohnehin gern von sich.
Nur die Vernunft lehrt schweigen. Das Herz lehrt reden.
Die Erinnerung ist der Nachsommer der menschlichen Freuden.
Wer nicht zuweilen zu viel und zu weich empfindet, der empfindet gewiß immer zu wenig!
Er hatte Lebensart, nicht um sie zu zeigen, sondern aus Menschenliebe und Schonung: denn Lebensart ist die Tugend auf kleine Gegenstände angewandt.
Kein Verstand kann erdichtet sein, aber wohl ein Gefühl.
Es gibt Leute, die, um tugendhaft zu sein, erst Gelegenheit brauchen.
Mensch! hinter dir findest du in deinem Leben lauter Vorsehung, warum nicht vor dir? Kann denn von deiner Vergangenheit die Zukunft abarten?
Eine beglückte Liebe hätte seine Sehnsucht und sich vertilgt, aber eine unterbrochene hat sie verewigt. Das Schicksal geht mit uns wie mit Pflanzen um, es macht uns durch kurze Fröste reifer.
Kluge halten das Gewöhnliche, Dumme das Ungewöhnliche für toll.
Die Mutterliebe durchgreift mit tausend Wurzelzweigen das ganze weibliche Herz, sie zieht alles Blut, sogar das verdorbene in sich an und verdrängt jede Nebenpflanze und blüht endlich ganz allein auf dem umflochtenen Boden.
Ich bin der Alte, sogar im Alter.
Wer weiß, daß er uns gefället, dem gefallen wir.
Man glaubt, man erhebe sich über alle die Leute, über die man nachdenkt und Reflexionen macht.
Man hoffe nie, mit einer Frau sich zu vertragen, mit der man sich als Braut gezankt hat.
Ungleich den Franzosen und Engländern, loben die Deutschen nichts (an einem Autor, Menschen), ohne alles zu loben; sie glauben parteiisch sein zu müssen.
Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt und dabei in unserer Seele die Essenz der Schönheit zurückläßt
Eine Ehe wird nicht glücklich durch Liebe – oft das Gegenteil, – sondern durch Vernunft.
Der Unglückliche braucht Tätigkeit, wie der Glückliche Ruhe.
Das Lob darf man nicht hinter dem Rücken des Gegenstands ändern, aber den Tadel.
Nie kann eine Frau vergessen zu lieben, sie möge dichten oder herrschen.
Der Hauptfehler des Menschen bleibt, daß er so viele kleine hat.
Die Jugend ist enthusiastisch, der Mann nicht. Nur der Blüte schadet die Kälte, nicht der Frucht.
1 Kuß ist mehr wert als 2 oder gar 20.
Der Mensch kann nicht eher wissen, wie gut er ist, als bis einmal sein halbes Glück von einer großen Sünde abhing.
Wir haben alle schon geweint, jeder Glückliche einmal vor Weh, jeder Unglückliche einmal vor Lust.
Wer nicht den Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn schwerlich, auf seine eigne klug zu sein.
Der elterliche Atem soll nur die Zweige zum Frucht-Stäuben bewegen, aber nicht den Stamm beugen und krümmen.
Verachtung ist mehr als Haß; jene kann der Weise haben, sie ist unwillkürlich.
Die Blumen der Freude werden auch leider meistens aus Samt, Eisendraht und mit dem Formeisen gemacht.