Jean Paul Zitate
seite 27
Der Mensch sollte nach der ersten Liebe und der ersten Freundschaft sterben: so wäre doch das Leben ihm ein Leben.
Die Weiber stehen immer gegen die Männer in jenem Widerspruch, worin sie ihm beim Verwehren und Verwünschen des Rauchens den nettesten, zierlichsten Tabaksbeutel sticken und stricken.
Ob man uns das Maß zu einem Krönungskleid oder zu einem Sarge genommen, kommt auf niemand anderes als auf uns selber an.
Alles, was die Liebe tut, um zu sterben, ist nur ein Mittel, um (desto triumphierender) wieder aufzuerstehen.
In den Augen einer Frau ist ihr Lobredner anfangs ein recht gescheuter Mensch, endlich ein ganz hübscher Mensch.
Wenn man keine besondere Gelegenheit hat, jemand seine Liebe zu zeigen: denkt man zuletzt, man fühle sie schwächer.
Nichts erkältet Liebe so leicht als Beschämung.
Der Mensch hält sein Leiden für das der Menschheit, wie die Bienen das Tropfen ihres Bienenstandes, wenn schon die Sonne wieder scheint, für Regen nehmen und nicht ausfliegen.
Wenn man sich etwas erinnern will, hebt man den Kopf in die Höhe.
Das Landleben ist in, nicht außer uns.
Der Mensch findet nichts dagegen, daß in der Vergangenheit immer eine Veränderung der Gesetze und Staaten nach der andern kommt – nur in der Gegenwart will er nicht daran.
Ich kenne nur eine Sache, die süßer ist, als ein Buch zu machen, nämlich eines zu entwerfen.
Bettet doch alte Menschen weich und warm und lasset sie recht genießen, denn weiter vermögen sie nichts mehr; und beschert ihnen gerade im Lebens-Dezember und in ihren längsten Nächten Weihnachtsfeiertage und Christbäume: sie sind ja auch Kinder, ja Zurückwachsende.
Es gibt Menschen, denen jedes Lob Tadel ist, das nicht das größte ist.
Die deutsche Sprache ist die Orgel unter den Sprachen.
Was käme dabei heraus, daß man ein Mensch wäre, wenn man kein Narr wäre?
Das, was er nicht verbergen konnte, ließ er nicht erst erraten, sondern sagte es selbst, um das Opfer der Aufrichtigkeit zu bringen.
Das Sehnen nach Liebe ist selber Liebe.
In der Tat ist ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, auch nicht würdig, daß mans einmal lieset.
Die Weiber lieben einander nicht so sehr, weil sie sich nicht in den schönsten Augenblicken je sehen – des Gebets und der Liebe.
Eine humoristische Stelle glänzt am meisten in einem ernsthaften Buch zitiert.
Allein obgleich der Geist der Erziehung – überall das Ganze meinend – nichts ist als das Bestreben, den Idealmenschen, der in jedem Kinde umhüllt liegt, frei zu machen durch einen Freigewordenen.
Mit manchen Dingen muß man prahlen, um sich ihrer nicht zu schämen.
Freilich ist Achtung die Mutter der Liebe; aber die Tochter wird oft einige Jahre älter als die Mutter.
Liebe ist der Lebengeist ihres Geistes, ihr Geist der Gesetze, die Springfeder ihrer Nerven.
Die Menschen und die Gurken taugen nichts, wenn sie reif sind.
Gegen Liebe ist man nie undankbar, nur gegen Wohltaten.
Menschen beweisen sich in Gesellschaft Sachen, die jeder glaubt.
Die feinste Politik, sagt man, sei pas trop gouverner (nicht zu sehr lenken). Das gilt auch für die Erziehung.
Weiber schreiben leichter lange als viele Briefe.
Die Schmerzen der unerhörten Liebe und die Schmerzen der Ehescheidung erinnern an die Zähne, welche wehe tun, wenn sie kommen, und wehe, wenn sie ausgezogen werden.
Je sanfter und je weiblicher eine Tochter ist, je fester sie einmal ihr Herz an ihren Gatten heften wird: desto lieber und näher ist ihrem dasjenige, unter dem sie einmal lag.
Es ist nicht immer Heuchelei, wenn derselbe Mann, der zu Hause tobt, in fremder Gesellschaft mild erscheint. Zu Hause findet er eingewurzelte wiederholte Fehler, die er zu bestrafen hat.
In der Ehe gefallen die Männer den Weibern länger als umgekehrt; um nur unter vielen Gründen einen anzugeben, so verlieren die Männer in der Ehe weniger an Schönheit, weil sie nur wenige hineingebracht.
Habt keine Freude am Ge- und Verbieten, sondern am kindlichen Freihandeln. Zu häufiges Befehlen ist mehr auf die elterlichen Vorteile als auf die kindlichen bedacht.
Ich möchte noch heute den Totenschädel des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.
Nicht angeborne, sondern erworbene Kälte ist der höchsten Falschheit mächtig, jene nur der Verstellung, diese auch noch der Anstellung, weil sie zugleich alle Wege und Mittel des Feuers kennt und nützt und sich auf dem Glatteis durch die Asche voriger Glut festmacht.
Ertragt Bücher und Menschen und Euch!
Versprich dir von deiner eigenen Tugend nie die Entzückungen, die die Bewunderung der fremden gewährt, sondern schmerzliches Aufopfern.
Es ist auf der Erde schwer, Tugend, Freiheit und Glück zu erwerben, aber es ist noch schwerer, sie auszubreiten; der Weise bekömmt alles von sich, der Tor alles von andern.
Der Mutige erschrickt nach der Gefahr, der Furchtsame vor ihr, der Feigste in ihr.
Zwei große Ärzte, Sommer und Winter – zwei große Giftmischer, Herbst und Frühling.
Ein Autor bringt sich darum nicht ganz in seinen Roman, weil er eine Menge Züge von sich übriglassen muß, um sie andern Leuten darin zu leihen.
Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.
Feststehende philosophische Worte sind gefährlich – man bringt sein ganzes Anschauungssystem darunter – und dann versteht man fremde Worte nicht, die man sonst verstände.
Jedes uns erzählte Menschenleben hat etwas Erbärmliches, Eingeschränktes. Wir wundern uns, als müss ein gehörtes anders sein als ein geführtes.
Der erste Atemzug schließet, gleich dem letzten, eine alte Welt mit einer neuen zu.
Der Schmerz des Kindes reicht nicht ins Knabenalter hinüber, der Schmerz des Knaben nicht ins Jünglingalter, und der des Jünglings nicht ins männliche; und keiner über das enge Leben hinaus.
Unglück kann sich wie ein Skorpion in jede Ecke verkriechen.
Der Uneigennützige hasset Egoisten nicht so sehr als der Egoist.