Jacques Wirion Zitate
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Als die Kirche Angst bekam vor dem Geist, sprach sie ihn heilig.
Die Art, wie der Mensch Geschichte macht, ist charakterisiert dadurch, daß er weder die Natur noch sich selbst schont.
Fortschreiten sagen sie, wegrennen meinen sie.
Jede Aufklärung schafft Schatten, und die sollte sie schonen.
Die Menschen scheinen besser geworden zu sein, da die Kirche kaum noch mit Höllenstrafen droht.
Diese merkwürdige Dreieinhalb-Gott-Religion.
Ein Cartesianer des Buddhismus – Sein Geist nimmt ihn auf und zerlegt ihn, aber sein Körper, d.h. er selbst, weiß damit nichts anzufangen.
Beim Blick durch Teleskope und Mikroskope sind Scheuklappen nützlich.
Woher ich komme? Aus dem Nichts, und dorthin kehre ich auch zurück. Wer ich bin, scheint mir somit nicht so wichtig, wie das, was ich werde.
Der Fuchs, dem die hoch hängenden Trauben in die Wiege gelegt werden, findet diese nicht sauer, sondern fade.
Von Berufs wegen greifen Astrologen nach fremden Sternen.
Das Leben wirft so viele Perlen vor die Menschen.
Wer Angst hat vor der Freiheit, wünscht sich nur noch die Freiheit von der Angst.
Die Techniker haben die Welt nur verändert, es kommt darauf an, sie zu verstehen.
Das Gerede ist die Ausdrucksform der Sprachlosigkeit.
Die Halbwahrheit des Aphorismus hat den Vorteil, daß sie die fehlende Hälfte erahnen läßt.
Man spricht so oft von Bildungslücken, mich interessiert eigentlich mehr das Drumherum.
Heute erreicht der Fuchs die Trauben, die zu hoch hängen, per Aufzug, um dann festzustellen, dass sie wirklich sauer sind.
Ironie ist der Schild und das Schwert des Geistes.
Er fürchtet die Wüste, weil ihn dort eine Fata Morgana Gottes überwältigen könnte.
Die Wahrheit ertragen, daß es DIE Wahrheit für uns nicht gibt.
Das Glück, auf das du wartest, läßt auf sich warten.
Je unaufhaltsamer die Ziele des Fortschritts am Horizont verschwimmen, umso mehr verliebt er sich in sich selbst.
Wer zu lange auf einem Standpunkt steht, macht daraus einen Sessel, dann eine Liegestätte.
Aus Angst vor der Fallhöhe setzt er sich zwischen alle Stühle.
Von Buridans Esel zu Montaignes Katze und derjenigen von Schrödinger, von Pawlows Hund und Rilkes Panther zu Kafkas Käfer.
Im 19. Jahrhundert wurden immer mehr Menschen vom Glück überfallen, doch sie erkannten es nicht und nannten es Langeweile.
Marionetten, die sich die Taschen vollstopfen, vergessen, dass sie an Fäden hängen.
Niemand kann über seinen Schatten springen, aber jeder kann ihn durch eine Bewegung seines Körpers verändern.
Der Haß auf das Böse hat ein beängstigend gutes Gewissen.
Ein System ist der Stein eines Philosophen, der oben liegen bleiben soll; wer Aphorismen schreibt, hat sich längst mit dem Schicksal des Sisyphos abgefunden.
Vielleicht ist die Langeweile der einzige Gemütszustand, der der Realität gerecht wird. Daß wir sie überwinden können, ist der schönste Beweis unserer Glücksmächtigkeit, d.h. unserer Illusionsfähigkeit.
Der Atheismus nach Auschwitz bedarf leider keiner Revision.
Das beste Mittel gegen Ich-Sucht: Ich-Suche.
In Sachen Gottesglauben ist er ein stolzer Habenichts, aber kein Bettler.
Die radikalste Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gibt immer noch der Tod, auch wenn er uns die Deutung überläßt.
Hilfe! Ich bin ein Traumkind meiner Eltern.
Wo sich zwei in einem Glauben finden, hat kein Dritter was zu lachen.
Jedesmal, wenn er eine Gelegenheit beim Schöpfe fassen will, trägt diese eine Perücke.
Die Hauptstraße des Denkens wird gesäumt von den Leitplanken der Klischees.
Die Dummheit ist die Krankheit, unter der am meisten diejenigen leiden, die am wenigsten befallen sind.
Das Geheimnis lebt dank unserer Furcht vor der Wahrheit.
Eine große Nation heute ist eine solche, die sich noch von einem beschränkten Geist mitreißen lassen kann. In Europa findet man keine.
Der Sinn des Lebens fließt aus unserem Willen und unseren Vorstellungen.
Was ein gesundes Leben vermag: die Ewigkeit unseres Nichtseins um ein paar Jahre zu verkürzen.
Sein Selbstbewußtsein: Er ist sich der Schwäche seines Selbst bewußt.
Der Weltverbesserer beendet seine Sätze mit einem Ausrufezeichen, der Wissenschaftler mit einem Punkt, der Weise mit einem Fragezeichen.
Am Glauben stört mich, daß er verspricht, was die Hoffnung erwartet.
Manchmal denke ich, man sollte nur das Zweitbeste für seine Kinder wünschen.
Jede Uhr ist ein Messer für die Zeit.