Honoré de Balzac Zitate
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Ein dauerndes Werk bedarf langer Zeit der Entwicklung.
Gegenüber dem Gefühl wirkt die Vernunft stets kläglich; sie hat, wie alles Positive, ihre natürlichen Grenzen, während das andere unendlich ist.
Acht Tage Fieber! Ich hätte noch Zeit gehabt ein Buch zu schreiben. Ah ja!… ich weiß. Ich bräuchte Bianchon… Bianchon würde mich retten!
Mut zur Unzeit haben heißt Wasser in einem Korbe tragen.
Das Unglück vereinsamt nicht nur, es bringt auch die kleinlichen Vorurteile der Gesellschaft zum Schweigen.
Der Ruhm ist eine fliegende Brücke, die zum Überschreiten einer Schlucht zu dienen vermag.
Der außergewöhnlicher Umfang ihrer Taille gab der Befürchtung Raum, daß sie, sobald sie sich bückte, von den oberen Partien zu Boden gerissen würde; doch hatte die Natur ihr ein Gegengewicht gegeben, das die lügnerische Vorsicht einer „Tournure“ überflüssig machte.
Wenn eine Frau den Namen eines Mannes nur zweimal täglich ausspricht, so kann vielleicht Ungewißheit drüber obwalten, was für Gefühle sie ihm entgegenbringt; aber dreimal?… Oh! Oh!
Das Herz einer Frau von fünfundzwanzig Jahren ist sowenig noch das Herz eines achtzehnjährigen Mädchens, wie das Herz einer Frau von vierzig das einer Frau von dreißig ist. Im Leben der Frauen gibt es vier Altersstufen. Jedes Alter erschafft eine neue Frau.
Im allgemeinen bilden alle Frauen einen Bund gegen einen der Tyrannei beschuldigten Ehemann; denn zwischen ihnen besteht ein geheimes Band, wie zwischen den Priestern ein und derselben Religion. Sie hassen sich untereinander, aber sie beschützen sich.
Fühlen, lieben, leiden und sich erniedrigen wird immer der Inhalt des Lebens einer Frau sein.
Nur das Genie kann sich erneuern wie eine Schlange; und was die Anmut betrifft, ist es wie in allen, nur das Herz altert nicht.
Die französische Gesellschaft ist selbst der Historiker, ich kann nur der Sekretär sein.
Wenn jeder dem andern ins Gesicht sagen würde, was er hinter seinem Rücken tuschelt, wäre ein gesellschaftliches Zusammenleben nicht möglich.
Die Bürokratie ist ein gigantischer Mechanismus, der von Zwergen bedient wird.
„Wir werden sehen!“ Ein verhängnisvolles Wort. Für große Politiker hat das Verbum „sehen“ kein Futurum.
Was Freundschaften unauflöslich macht und deren Reiz verdoppelt, ist ein Gefühl, das der Liebe fehlt: Die Sicherheit!
Es gibt eine Art körperlicher Bewegungen, deren unbeholfenes Tempo und mit Gewalt erzwungenes Federn ein gewisses Alter unbarmherzig enthüllen.
Man kann billig dazu kommen, ein großer Mann zu werden. Das Genie begießt seine Werke mit seinen Tränen.
Man sagt uns, wir sollen Buße tun für unsere Sünden. Auch ein schönes System, nach dem man sich durch ein wenig Reue von einem Verbrechen loskaufen kann!
Man kennt den Geist einer Frau in dem Augenblick, wo man über die Schwelle ihres Hauses tritt.
Dank der tiefen Verschwiegenheit, um die der Chevalier gebeten hatte, wußte jedermann von diesen Einzelheiten.
Der Tod ist die Krönung des Genies.
Ein Mann könnte, auch wenn er wollte, mit seiner Frau im Bett kein Gespräch führen: sie ist allzusehr im Vorteil gegen ihn und vermag ihn zu leicht zum Schweigen zu bringen.
Es ist leichter, Liebhaber als Ehemann zu sein, weil es schwerer ist, alle Tage Geist zu haben, als von Zeit zu Zeit eine hübsche Bemerkung zu machen.
Beginne niemals die Ehe mit einer Vergewaltigung.
Die Ehe ist eine Wissenschaft.
Feinster Anstand und wahrhaft gute Manieren kommen vom Herzen und von einem ausgeprägten Gefühl persönlichen Wertes.
Das Wenn ist das lenkbarste Reittier der Hoffnung.
Sobald die Frau aus ihrem Mann einen Esel gemacht hat, redet sie ihm ein, er sei ein Löwe mit eisernem Willen.
Die Reize der Jugend sind das einzige Gepäck der Liebe.
Die erste Voraussetzung der Rache ist die Kunst der Verstellung. Unverhohlener Haß ist ohnmächtig.
… quetscht noch so viel an der Ehe herum – es wird nie etwas anderes herauskommen, als Vergnügen für die Junggesellen und Verdruß für die Ehemänner. Das ist die ewige Moral.
Bei der Wahl zwischen der Nichtigkeit der Männer, die sie umgaben, und dem Nichts musste eine so überlegene Frau das Nichts vorziehen.
Ach, Brüder – wir haben die Natur nicht gemacht!
Das Herz einer Mutter ist von unergründlicher Tiefe, auf dessen Boden immer Vergebung findet.
Die Liebe ist die melodiöseste aller Harmonien, und eine Ahnung davon ist uns allen angeboren.
Katastrophen machen kluge und starke Menschen immer zu Philosophen.
Der Überlegene spielt ein paar kleine Tugendszenen und befriedigt dabei unter dem Beifall des Partners alle seine Launen.
Die Einsamkeit ist eine schöne Sache, aber man braucht einen, der einem sagt, die Einsamkeit ist eine schöne Sache.
Alle großen Talente achten und begreifen wahre Leidenschaften; sie können sie sich erklären und fühlen sie in der eigenen Brust oder in ihrer Einbildungskraft wurzeln.
Kein Gesetzbuch, keine menschliche Einrichtung vermag das moralische Verbrechen zu verhindern, das durch ein Wort tötet.
Die Frau, die sich ertappen läßt, verdient ihr Schicksal.
Wenn es überall Religionen gäbe, wären die Gesetze unnötig; religiöse Völker haben stets nur wenig Gesetze.
Mit welcher Vollkommenheit es alle Frauen, selbst die naivsten, verstehen, sich in Szene zu setzen.
Zur Schande der Menschheit sei es gesagt; wenn ich der Tugend die Hand drücken wollte, fand ich sie fröstelnd in einer Dachkammer, von Verleumdungen verfolgt… und als Närrin, als komischer Kauz oder als Dummkopf verlacht…
Wo ist die Ehe, in welcher es kein Aber gibt?
Das Auge kann den Zustand unserer Seele malen; aber die Hand teilt gleichzeitig die Geheimnisse des Körpers und die des Gedankens mit.
Die keuscheste verheiratete Frau kann zugleich die wollüstigste sein.
Die Liebe ist eine Religion, und ihr Kult ist kostspieliger als der aller andern Religionen; Amor ist immer in Eile, läuft an dir vorbei wie ein Gassenjunge, der es liebt, durch Verwüstungen seinen Weg zu bezeichnen.