Hildegard von Bingen Zitate
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Noch bevor Gott das Weltall schuf, hatte er den Menschen im Blick, da er wußte, daß sein Wort Mensch werden sollte.
Wer immer Erkenntnis im Heiligen Geist und die Flügel des Glaubens besitzt, übergehe daher meine Mahnungen nicht, sondern sein Herz verkoste sie und nehme sie lebend entgegen.
So hat die Seele keine Freude an der Sünde, obwohl sie dabei mit dem Körper wohnt.
Denn ich bin der lebendige Hauch, den Gott in den trockenen Lehm entsandte. Deshalb sollte ich Gott kennen und ihn spüren.
Als nun das Wort Gottes erklang, da erschien dieses Wort in jeder Kreatur, und dieser Laut war das Leben in jedem Geschöpf. Aus dem gleichen Wort heraus wirkt des Menschen Geist die Werke, aus dem gleichen Laut bringt die Vernunft ihre Werke tönend, rufend oder singend hervor.
Die Liebe hat den Menschen erschaffen, die Demut hat ihn erlöst.
Die Ewigkeit gleicht einem Rad, das weder Anfang noch Ende hat.
Auch der Mensch hat ein natürliches Verlangen nach der Kreatur, zu der er in Liebe brennt, oft und gern sucht er die Natur auf.
Die Seele liebt in allen Dingen das diskrete Maß. Deshalb soll sich der Mensch in allen Dingen selbst das rechte Maß auferlegen.
Die Seele liebt das vernünftige Maß, und Essen und Trinken können ihr bei Unmäßigkeit Schaden zufügen.
Durch den Lebensquell des Wortes kam nämlich die umarmende Mutterliebe Gottes zu uns; sie nährte unser Leben, hilft uns in Gefahren und leitet uns – als tiefe und zarte Liebe – zur Buße an.
Und wer an dreitägigem Fieber leidet, der nehme Veilchen und zu dessen dritten Teil Wegerich und Pfefferkraut, zweimal soviel wie Wegerich, und diese Kräutlein esse er häufig mit Essig oder gebratenem Salz.
Wenn du willens bist, zu Gott zu eilen, wird er dir helfen.
Nur der Teufel kennt keine Musik.
Zwischen den Eheleuten herrsche aufrichtige Treue und reine Liebe in Gotteserkenntnis.
Es gibt kein Geschöpf, das nur auf einer einzigen Eigenschaft beruht und nicht mehrere hat.
Pflege das Leben, wo du es triffst.
Kein Baum grünt ohne Kraft zum Grünen, kein Stein entbehrt die grüne Feuchtigkeit, kein Geschöpf ist ohne diese Eigenschaften; die lebendige Ewigkeit selber ist nicht ohne diese Kraft zum Grünen.
Nun höre du, o glücklicher Mensch: Gott hat dich nicht geschaffen, daß du ganz zugrunde gehst. Schaue vielmehr eifrig auf ihn, und du wirst in Ewigkeit leben.
Der Mensch ist mitsamt aller Schöpfungen Gottes Werk.
Du hast Augen, damit du sehen und alles ringsum überschauen kannst. Wo du Schmutz siehst, wasche ihn ab, was dürr ist, laß grün werden, und sorge, daß deine Gewürze schmackhaft sind.
Die Seele liebt ihrem Leib und hält ihn für ein schönes Gewand und eine erfreuliche Zier.
Falle nicht in den Abgrund des Trübsinns, sondern bete und vertraue, daß Gott dich nicht verlasse, und bald wird dir zu deiner Befreiung die Morgenröte aufgehen.
Ein Zelt für den Willen ist im Herzen des Menschen das Gemüt. Die Erkenntnis, der Wille und alle Seelenkräfte entsenden, je nach ihrer Stärke, ihren Hauch in dieses Zelt. Sie alle werden in ihm erwärmt und verschmelzen miteinander.
Die Enthaltsamkeit nimmt aus dem Menschen das Maß, auf daß ihrem Leib nichts fehle, daß er aber auch nicht zu üppig werde.
Achte mit Sorgfalt darauf, daß durch die Wechselhaftigkeit deiner Gedanken die grünende Kraft, die du von Gott hast, in dir nicht dürr wird.
Die gesamte Schöpfung, die Gott in der Höhe wie in den Tiefen gestaltet hat, lenkte er zum Nutzen des Menschen. Und wie die Geschöpfe dem Menschen für seine leiblichen Bedürfnisse zu dienen haben, so sind sie auch nicht weniger zum Heil seiner Seele bestimmt.
Der Mensch hat zwei Berufungen in sich: eine ruft zum Leben, die andere zum Tod.
Der Mensch hat nicht die Macht, von Gott zu sprechen wie von der menschlichen Natur des Menschen und wie von der Farbe eines von Menschenhand geschaffenen Werkes.
Ich habe alles in mir, wodurch ich wirken kann.
Die Liebe ist es: in der Kraft der unvergänglichen Gottheit, von auserlesener Schönheit… Sie erscheint in Gestalt eines Menschen, weil der Sohn Gottes, als er sich mit dem Fleische bekleidete, den verlorenen Menschen im Dienst der Liebe erlöste.
Der Seele haftet eine Erfahrenheit im Himmlischen wie im Irdischen an.
Die Liebe vernichtet alles Böse und macht frei von aller Angst.
Warum wird Gott Vater genannt, wenn nicht deshalb, daß seine Kinder ihn anrufen?
In mir erglänzen alle Reiche der Welt, weil ich der Spiegel Gottes bin.
Wann auch immer der Körper des Menschen ohne Diskretion ißt oder trinkt oder etwas anderes dieser Art verrichtet, werden die Kräfte der Seele verletzt.
Es ist wichtig, einen kranken Körper zu stärken, damit er dem Teufel und seinen Gehilfen Widerstand leisten kann.
Der Seele Freude ist es, im Leibe wirksam zu sein.
Die ganze Welt schuf Gott. Und er ließ zu, daß auch der Mensch sich seine Welt baue. Denn die Menschen wirken und gestalten und befehlen. Sie schaffen an den Geschöpfen und bilden an diesem Vorbild auch anderes nach ihrem Willen, ohne ihm jedoch einen Geist geben zu können.
Sei stark und gerüstet auf jedem Gebiet und pflege das Leben, wo du es antriffst. Bekümmere dich um die Deinen und halte dich selber aufrecht, auf daß dein Herz erleuchtet werde in der Sonne. Gib die Sorge für die dir Anvertrauten nicht auf.
Du mußt dich mit aller Herzenskraft sammeln, auf eines konzentrieren, damit du nicht dieses dein Herz an die Wechselhaftigkeit rastloser Gesinnungen gewöhnst.
Sei Sonne durch deine Lehre, sei Mond durch deine Anpassungsfähigkeit, sei Wind durch straffe Führung, sei Luft durch deine Milde, sei wie ein Feuer durch die schöne Rede deiner Unterweisung.
O Mensch, laß dich überfluten von der Neugeburt des Erlösers und dich salben mit de Salbung der Heiligkeit! Fliehe den Tod und jage dem Leben nach!
Die Barmherzigkeit Gottes beugt sich in liebevollem Mitleiden zu den Menschen.
Wie die Sonne das Licht des Tages ist, so ist auch die Seele das Licht des wachenden Körpers. Und wie der Mond das Li8cht der Nacht ist, so ist auch die Seele das Licht des schlafenden Körpers.
So schaue denn, o Mensch, in dich hinein. Gott hat dir den besten Schatz gegeben, einen lebendigen Schatz – deinen Verstand!
Menschen, die negativen Strömungen ausgesetzt sind, sollen oft einen Diamant in den Mund nehmen. Die Kraft dieses Steines ist so groß und stark, dass er die Boshaftigkeit und das Übel, das in ihnen steckt, auslöscht.
Der Schöpfer schenkte dir den vorzüglichen Schatz, nämlich die lebendige Einsicht, da er dich liebt, weil du sein Geschöpf bist.
Der Mensch sollte alle seine Werke zunächst einmal in seinem Herzen erwägen, bevor er sie ausführt.
Denn die Seele ist es, die dem Menschen den Lebenshauch zusendet und dadurch den Menschen mit lebendigem Antlitz, mit Gesicht, Geschmack, Gehör, Gefühl herrlich begabt.