Heribert Rau Zitate
Die Glut des Enthusiasmus allein macht den großen Mann noch nicht, so wenig als die flammende Lohe des Hochofens aus lockerem Kalkstein ein edles Metall schmilzt, aber ohne sie kommt auch aus dem reichhaltigen Gestein das edle Metall nicht an den Tag.
Liebe ist der Grund unseres Daseins, sein Zweck und sein Ziel. Nur durch die Liebe lernen wir uns selbst, Welt und Leben verstehen.
Dem moralischen Menschen ist sittliche Güte die Krone der Schönheit.
Ein jeder, der Welt und Leben kennt, weiß, daß, wenn am Morgen eines Tages ein wichtiges Ereignis erzählt wird, dasselbe Ereignis, wenn man es am Abend desselben Tages aus drittem Munde wieder erfährt, gewöhnlich dermaßen vergrößert und entstellt ist, daß man die Tatsache kaum wieder erkennt.
Alltägliche Geister sehen in allem, was sie umgibt und worauf sie treffen, nichts, wie sie selbst ein Nichts sind; der Genius aber schafft aus dem Nichts, aus dem Stoffe des Unbedeutendsten, aus dem Staube der Erde Werke der Ewigkeit.
Lerne deine Worte mäßigen! – Aus einem einzigen unüberlegten ersprießt oft eine ganze Drachensaat.
Der rechte Mensch muß der Leidenschaften zugleich fähig und mächtig sein. Die Überströmungen des Willens gleichen jenen der Flüsse, die alle Brunnen eine Zeitlang verunreinigen; nimmt man aber die Flüsse weg, … so sind eben die Brunnen auch fort!
Praktisch kann man nur sein, wenn man ein vielseitiges Wissen besitzt, welches die Möglichkeit gibt, in die Angelegenheiten des Lebens zweckdienlich und mit Nutzen einzugreifen.
Die Jugend ist die Zeit der Gärung, in der das Herz für das Ideale schwärmt. Meer! Meer! – ruft der Jüngling entzückt; der erfahrene Schiffer aber, der schon mit Sturm und Wellen gekämpft hat, ruft beim Anblick des Hafens: Land! Land!
Es ist ein eigentümliches Ding mit dem Gewissen. In gewisser Beziehung hat jeder Mensch zwei Gewissen: das eine sagt ihm, was er tun und lassen soll, das andere… was er sein soll.
Wer die Zukunft fürchtet, hat schon das Leben verloren, und wer die Schmerz nicht kennt, hat Seligkeit nie geahnt!
Unser Leben verliert seine Schnellkraft, wenn wir nicht von Zeit zu Zeit in Lagen kommen, wo wir alle unsere Kräfte anspannen müssen, um sie mit Ehre zu bestehen; wo uns, wie bei einem kritischen Spiele, eine wohltätige Angst befällt, die nicht niederdrückend, sondern erregend wirkt.
Daheim! Daheim! Ist doch das süßeste Wort, welches die Sprache hat.
Wahrheit, Einfachheit und Natürlichkeit sind allein die festen Säulen wahren Glücks!
Gemein ist alles, was nicht zu dem Geiste spricht und kein anderes als sinnliches Interesse erregt.
Es gibt einen geheimnisvollen Zug, der die Menschen aneinanderkettet… Es ist jene mächtige, aber rätselhafte Zugkraft der Seele, die wir Sympathie nennen.
Wessen Seele fähig ist, sich auf den Schwingen einer reinen poetischen Weltanschauung über die Trivialitäten des Lebens zu erheben, der geht nie verloren.
Die Eigenliebe ist eine spröde, strenge, argwöhnische und unversöhnliche Sittenrichterin. Die nämliche Eigenliebe, die den Freunden ihre Fehler verringert, erschwert ihnen die unsrigen.
Ach! und es ist so schön, geliebt zu werden; lernt man doch erst recht, Liebe zu verdienen, wenn man sie geschenkt bekommt.
Wohlthun wird ewig die höchste und reinste Freude eines liebevollen Menschenherzen bleiben.
Alles Unnatürliche und Unwahre trägt den Keim des Todes in sich.
Die Achtung ist nicht die Wurzel, aus welcher die Rebe der Liebe erwächst; aber sie ist die Ulme, an der sich jene aufrankt und ihre köstlichen Früchte reift.
Unser ältestes Buch, die Bibel läßt das erste Verbrechen, wodurch das Böse in die Welt kam, von der ersten Lüge ausgehen.
Den Denker, den Wissensdurstigen, beseelt die Idee der Wahrheit.
Das Tummelfeld der menschlichen Leidenschaften ist ein unendliches. Je stiefmütterlicher wir Sterblichen den Spielraum unserer Tugend bemessen, desto maßloser sind wir im Einräumen von Zugeständnissen an unsere Schwächen.
Von allen Unglücksfällen, die uns im Leben erreichen können, ist vielleicht die häusliche Uneinigkeit der größte, da uns bei allen anderen Schickungen mindestens noch der Trost bleibt, im Kreise der Familie eine Milderung für unsere Leiden zu finden. Aber, wo das fehlt, was bleibt da noch übrig? –
Die Jugend sieht in der Welt noch ein Paradies und im Leben noch ein frisches, fröhliches Ringen nach den Idealen der Menschenbrust.
Nicht die Handhabung der Technik, sondern der Geist allein ist die Wahrheit, das innere Leben und Sein jeglicher Kunst.
Es ist gut und nützlich, die Äcker und Wege des Lebens mit den Grenzpfählen guter Grundsätze zu verwahren, damit die Menschen wissen, wie weit sie ausschreiten dürfen.
Es gibt Menschen, welchen man es sogleich an den Augen ansieht, daß sie Scherz und Lachen für die Würze des Lebens halten, und dies sind in aller Regel die besseren.
Wohin haben nicht schon in der Ehe Eitelkeit, Gefallsucht und Leichtsinn geführt! Ist hier nicht – wie überhaupt in der Liebe – auch ein kleiner Fehltritt schon tausendmal zur furchtbaren Lawine geworden?
Der höchste Mut ist nicht der Schlachtenmut und Wundentrotz, sondern einem langen Unglücke fest in das Angesicht zu schauen und es wie ein Mann zu tragen; so wie die rechte Tapferkeit nicht einigen oder gewohnten Gefahren, sondern allen, auch den unvorhergesehenen widersteht.
Eigenliebe ist vor allen Dingen die Mutter der Selbsttäuschung und Selbstüberhebung.
„Das Leben des Fürsten ist ein allgemeines und beständiges Sittengericht.“ Welcher Fürst aufrichtig geliebt wird, derselbe ist auch würdig der Liebe. Denn nicht durch Gebot wird sie erzwungen, sie ist ein freie Erfindung und selbständig, und nur allda von Gedeihen, wo sie erwidert wir.