Heinrich von Kleist Zitate
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Ich sehe die Elbhöhen und die Felsen im Hintergrund, die wie ein bewegtes Meer von Erde aussehen und in den schönsten Linien geformt sind, als hätten da die Engel im Sande gespielt.
Denn festhalten müssen wir, was wir uns selbst erworben haben.
Das Wissen macht uns weder besser, noch glücklicher.
Wenn die Unwissenheit unsre Einfalt, unsre Unschuld und alle Genüsse der friedlichen Natur sichert, so öffnet sie dagegen allen Greueln des Aberglaubens die Tore…
Ich komme, ich weiß nicht, von wo? Ich bin, ich weiß nicht, was? Ich fahre, ich weiß nicht wohin? Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
Fernab am Horizont, auf Felsenrissen, Liegt der gewitterschwarze Krieg getürmt.
Wie unglücklich wäre ich, wenn ich nicht mehr stolz sein könnte.
Nirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger kennenlernen als – in den Lesebibliotheken.
Tugend und Liebe begründen zwar das Familienglück, aber nur Talente machen es wirklich anziehend.
Nun, Unsterblichkeit, bist du ganz mein.
Der Kummer steht einsam und vermieden von allen Glücklichen wie ein gefallener Günstling. Nur die Freundschaft lächelt ihm.
Das nenne ich würdig, fürwahr, sich im Alter zu beschäftigen!
Es bricht der Wolf, o Deutschland, in deine Herden ein, und deine Hirten streiten um eine Handvoll Wolle sich.
Keine Tugend ist doch weiblicher als Sorge für das Wohl anderer, und nichts dagegen macht das Weib häßlicher und gleichsam der Katze ähnlicher als der schmutzige Eigennutz, das gierige Einhaschen für den eignen Genuß.
Denn niemals, wohin ich mich auch durch die Umstände gedrängt wenden muß, wird mein Herz ein anderes Vaterland wählen als das, worin ich geboren bin.
Das Maß, mit dem Ihr auf dem Markt die Dinge meßt, ist falsch.
Für Zukunft leben zu wollen – ach, es ist ein Knabentraum, und nur wer für den Augenblick lebt, lebt für die Zukunft.
Wir mögen am Ende aufgeklärt oder unwissend sein, so haben wir dabei so viel verloren als gewonnen.
Ach, dem Landmann ist ein Gatte unentbehrlich. Der Städter mag seiner entbehren, ich will es glauben, das Geräusch der Stadt kann seine geheimen Wünsche unterdrücken, er lernt das Glück nicht vermissen, das er entbehrt. Aber der Landmann ist ohne Gattin immer unglücklich.
Ja, wahrlich, kann man weniger tun, als den Diamanten in Gold fassen?
In ein großes Verhältnis, das fand ich oft, ist die Einsicht leicht, das Kleinliche ist’s, was sich mit Mühe begreift.
Denke dir einmal die glückliche Welt, wenn jeder seinen eignen Vorteil gegen den Vorteil des andern vergäße.
Aber eine ganze Nation errötet niemals.
Ohne Reiseplan sich auf die Reise begeben, heißt erwarten, dass der Zufall uns an das Ziel führe, das wir selbst nicht kennen.
In Eurem Kopf liegt Wissenschaft und Irrtum geknetet, innig, wie ein Teig, zusammen.
Käse macht erst geschickt die Zunge, Wein zu schmecken.
Nie in meinem Leben, und wenn das Schicksal noch so sehr drängte, werde ich etwas tun, das meinen inneren Forderungen, sei es auch noch so leise, widerspräche.
Im Recht zu sein, kann vor Gericht zu einem entscheidenden Nachteil werden.
Eilf Ehstandsjahr‘ erschöpfen das Gespräch.
Ei der Tausend! Wie man doch die dummen Leute anführen kann! Diese Menschen sitzen sämtlich wie die Raupe auf einem Blatte, jeder glaubt, seines sei das Beste und um den Baum bekümmern sie sich nicht.
Wenn dagegen die Wissenschaften uns in das Labyrinth des Luxus führen, so schützen sie uns vor allen Greueln des Aberglaubens. Jede reicht uns Tugenden und Laster, und wir mögen am Ende aufgeklärt oder unwissend sein, so haben wir dabei so viel verloren, als gewonnen.
Die zwei obersten Grundsätze: Was das Volk nicht weiß, macht das Volk nicht heiß. Was man dem Volk dreimal sagt, hält das Volk für wahr.
Es liegt ein sonderbarer Quell der Begeisterung für denjenigen, der spricht, in einem menschlichen Antlitz, das ihm gegenübersteht; und ein Blick, der uns einen halbausgedrückten Gedanken schon als begriffen ankündigt, schenkt uns oft den Ausdruck für die ganze andere Hälfte desselben.
Genießen! Genießen! Wo genießen wir? Mit dem Verstande oder mit dem Herzen?
Jedwedes Übel ist ein Zwilling.
Das Paradies ist verriegelt und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen und sehen, ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.
Man büßt es schwer, unsterblich zu sein, man stirbt dafür mehrere Male bei Lebzeiten.
Was! Du nimmst sie jetzt nicht, und warst der Dame versprochen? Antwort: Lieber! Vergib, man verspricht sich ja wohl.
Ach der unseelige Ehrgeiz, er ist ein Gift für alle Freuden.
Ja, mein Freund, Tätigkeit verlangt ein Opfer, ein Opfer verlangt Liebe, und so muß sich die Tätigkeit auf wahre innige Menschenliebe gründen, sie müßte denn eigennützig sein, und nur für sich selbst schaffen wollen.
Reue ist die Unschuld der Gefallenen.
Es ist nichts ekelhafter, als diese Furcht vor dem Tode.
Ich fürchte nicht die Höllenstrafe der Zukunft, weil ich mein eignes Gewissen fürchte, und rechne nicht auf einen Lohn jenseits des Grabes, weil ich ihn mir diesseits desselben schon erwerben kann.
Der Tugend folgt die Belohnung, dem Laster die Strafe.
Und siehe da, wenn ich mit meiner Schwester davon rede, welche hinter mir sitzt, und arbeitet, so erfahre ich, was ich durch ein vielleicht stundenlanges Brüten nicht herausgebracht haben würde.
Die Begriffe von Glück sind so verschieden wie die Genüsse und Sinne, mit welchen sie genossen werden.
Nur unsere äußeren Schicksale interessieren die Menschen, die inneren nur den Freund.
Nie besser ist der Mensch, als wenn er recht innig fühlt, wie schlecht er ist.
Kann man auch nur den Gedanken wagen, glücklich zu sein, wenn alles in Elend darnieder liegt?
Die Welt ist groß, man kann sich darin wohl vergessen.