Gregor Brand Zitate
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Wieviel mehr Wirkung und Nutzen hätte mancher Gedanken stiften können, wenn er nur kursiv oder fett gedruckt worden wäre! Wie auch im sonstigen Leben, ist Unauffälligkeit nicht immer eine Tugend.
Immer gleich, nämlich von Phall zu Phall anders.
Das Leben hat viele Menschen gezeichnet, aber fehlerlos malen kann es immer noch nicht.
Aphorismen weisen, unpopulär anklagend, auf den übertriebenen Luxus der Sprache hin.
Einige werden, so heißt es, mit einer einzigen neuen Idee Millionär. Gewisser ist, daß viele mit hundert neuen Ideen arm bleiben.
Ist es fair, daß das Gehirn darüber entscheidet, welche Körperteile am wichtigsten sind?
Meinungen muß man auch dann schon wechseln müssen, wenn man sie erst wenige Minuten getragen hat.
Was Menschen nicht erklären wollen, das nennen sie – Wunder.
Jemandes Zeit sind die Räume, die er in seinem Leben einnimmt.
Solange es Tierversuche geben wird, wird es auch Menschenexperimente geben.
Diejenigen, die die Gleichheit der Menschen hervorheben, sind immer auch solche, für die Intelligenz nicht zu den wichtigsten menschlichen Eigenschaften gehört.
Jeder ist nur ein Bruchstück seiner eigenen Biographie.
Leben wir nicht in einer Gesellschaft, deren wahre Kultfigur die Null ist?
Nicht nur hervorragende Pferde – auch die intelligentesten Schriftsteller zeigen immer wieder, wozu Gene fähig sind.
Ab und zu schauen wir auf die Uhr, aber dauernd schaut die Zeit auf uns.
Der letzte Mensch wird bereits keiner mehr sein.
Mögen wir auch viele Nächte vergessen: Keine Nacht erinnert sich unser.
Viele Autoren verdienen mit Büchern ihren Unterhalt, die für mich nichts weniger als unterhaltsam sind.
Auch die besten Nervenzellen geraten leicht in schlechte Gesellschaft.
Ein großer Teil der Menschheit würde das Fehlen von Schrift nicht wirklich vermissen.
Vergänglichkeit ist nur deswegen der Rede wert, weil gerade auch sie vergänglich ist.
Auch ein planlos angelegter Teich kann zum Lebensraum vieler Lebewesen werden.
Manchmal ist man so müde, daß man zwar keine neue Gedanken entwickeln, wohl aber schon vorgedachte noch übernehmen kann. Bisweilen scheint es, als seien ganze Kulturen in dieser Weise müde.
Ob man durch Denken oder durch Nichtdenken glücklicher wird, kann man nur durch Denken herausfinden.
Immer noch beten zu wenige Menschen darum, vom Erlösungsgedanken erlöst zu werden.
Vielleicht sind Mathematiker die am wenigsten berechnenden Menschen – und haben dadurch oft so große Schwierigkeiten, das berechnende Verhalten Anderer zu verstehen.
Aufklärung – war das nicht auch die versuchte Bekehrung des Volkes zu den Vorurteilen der Intellektuellen?
Beten richtige Männer nicht lieber in Sodom als im Kölner Dom – und falsche auch?
Wenn man seinen Kopf schon in den Sand steckt, sollte man dafür nicht den hart gewordenen einer Wand auswählen.
Werden wir Gott dereinst einen Ehrenplatz im Museum der nicht mehr angebeteten Götter und Göttinnen zukommen lassen?
Andere zur richtigen Zeit schlafen zu lassen, gehört zu den unterschätzten Tugenden.
Immer – dieses Wort wollte er zuerst schreiben. Dann verbesserte er sich zu einem Manchmal. Und endete bald darauf beim Niemals. Der Weg vom Immer zum Niemals ist immer sehr kurz.
Und die Ungerechtigkeit nahm wieder ihren Gewehrlauf.
Je schneller jemand lesen kann, desto gründlicher kann er, erstaunlicherweise, meist auch denken.
Man sollte nicht erst Veteran werden müssen, ehe man auch Niederlagen feiern darf.
Wann wird die Menschheit vernünftig? Kurz vor Mitternacht – des Sankt Nimmerleinstages.
Ungefühlte liebende Hände können stärker schmerzen als ungehörte liebe Worte.
Es ist besser, auf zehn Seiten keine Dummheiten zu Wort kommen zu lassen, als Unsinn prägnant in einen Satz zu fassen. Auf Kürze allein darf sich kein Aphorismus etwas einbilden.
Vertonte Aphorismen, verfilmte Aphorismen, verspielte Aphorismen – davon gibt es noch viel zu wenig.
Man kann strohdumm sein, aber man kann auch frohdumm sein.
Ein deutsches Wort für Meditation: Versinnung.
Viele Wahrheiten werden täglich geschlachtet. Soll man es für einen Fortschritt halten, wenn sie wenigstens vorher noch betäubt werden?
Man sollte sich moralisch nichts darauf einbilden, wenn man beim Schreiben des Wortes „rassistisch“ ins Stocken kommt.
Was die einen in Willkür zerstören, bauen die anderen in Willpflicht wieder auf.
Er hätte nie gedacht, dass… Ja, er hätte besser nie gedacht.
Man kann sich in Geschwätz flüchten, aber auch in Geschweigen.
Wer zum Zölibat berufen ist, sündigt – wenn er heiratet. Wer zum Alkohol berufen ist, sündigt, wenn er nüchtern bleibt.
Atheisten sind weder unwissender noch ungläubiger als die Götter erlauben.
Vegetarier wären überzeugender, wenn sie sich nicht oft selbst für Pflanzen fressende Tiere halten würden.
Nicht jeder Dichter liebt es, seine Werke zu erleutern.