Gotthold Ephraim Lessing Zitate
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Gegenstände, die auf einander, oder deren Teile auf einander folgen, heißen überhaupt Handlungen. Folglich sind Handlungen der eigentliche Gegenstand der Poesie.
Die beste Lunge erschöpft sich, auch sogar eine weibliche.
Der Wille und nicht die Gabe macht den Geber.
Nur das Gemeine verkennt man selten.
Die Furcht hat ihren besonderen Sinn.
Die Bestimmung der Tragödie ist diese: sie soll unsere Fähigkeit, Mitleid zu fühlen, erweitern.
Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.
Wer viel weiß, hat viel zu Sorgen.
Wohltaten hören auf, Wohltaten zu sein, wenn man sucht, sich für sie bezahlt zu machen.
Mit wem man umgeht, dessen Sitten nimmt man nach und nach an.
Wer gesund ist und arbeiten will, hat auf dieser Welt nichts zu fürchten.
Wein ist stärker als Wasser, das gestehn auch seine Hasser.
Possen müssen Schlag auf Schlag gesagt werden und der Zuhörer darf keinen Augenblick Zeit haben, zu untersuchen, wie witzig oder unwitzig sie sind.
Die Komödie kann ganz wohl zu rühren fähig sein, und gleichwohl von der Tragödie noch weit entfernt bleiben, indem sie weder eben dieselben Leidenschaften rege macht, noch aus eben derselben Absicht, und durch eben dieselben Mittel, als die Tragödie zu tun pflegt.
Auf das Jungfernstift zu… Denkt, wie gesund die Luft, wie rein Um dieses Jungfernstift muß sein! Seit Menschen sich besinnen, Starb keine Jungfrau drinnen.
Die größte Deutlichkeit war mir immer auch die größte Schönheit.
Der Blick des Forschers fand nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.
Leute, die eine große Wohltat gleich, ohne Bedenken, annehmen können, sind der Wohltat selten würdig. Die sie am meisten verdienen, haben auch immer das meiste Mißtrauen gegen sich selbst.
Das Vergnügen ist so wichtig wie die Arbeit.
Der Aberglaube traut den Sinnen bald zu viel, bald zu wenig.
Das ist immer ein sehr vortrefflicher Dichter, von dessen Gedichten ein Drittel gut sind.
Die Seele ist ein einfaches Wesen, welches unendlicher Vorstellungen fähig ist.
Für wohlgerathene Kinder können Aeltern nicht zu viel thun. Aber wenn sich ein blöder Vater für einen ausgearteten Sohn das Blut vom Herzen zapft, dann wird Liebe zur Thorheit.
Ein anderes ist: auf etwas antworten, ein anderes: etwas beantworten.
Vorurteile und eine unglückliche Liebe sind zwei Stücke, deren eines schon hinreicht, einen Mann zu etwas ganz anderem zu machen, als er ist.
Nenne mir ein so geschicktes Tier, dem ich nicht nachahmen könnte! so prahlte der Affe gegen den Fuchs. Der Fuchs aber erwiderte: Und du nenne mir ein so geringschätziges Tier, dem es einfallen könnte, dir nachzuahmen. Schriftsteller meines Volkes! – Muß ich mich noch deutlicher erklären?
Man lobt den Künstler dann erst recht, wenn man über sein Werk sein Lob vergißt.
Wie wenig man sieht, wenn man nur das sieht, was man sehen will!
Erwägen! Erwägen! Ich erwäge, dass hier nichts zu erwägen ist.
Wir sind alle Blätter an einem Baum, keins dem andern ähnlich, das eine symmetrisch, das andere nicht, und doch alle gleich wichtig dem Ganzen.
Komm! Übe was du schon längst begriffen hast.
Es muß ein kleiner Geist sein, der sich Wahrheiten zu borgen schämt.
Was halte ich mich mit diesen Schwätzern auf? Ich will meinen Gang gehen und mich unbekümmert lassen, was die Grillen am Wege schwirren.
Im Grunde ist es immer eins, ob man sich über das Gegenwärtige oder Vergangene zu freuen hat; wenn man sich denn nur freut.
Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert.
Einen Betrüger betrügt man nicht, sondern den hintergeht man nur.
Priester haben in den falschen Religionen, so wie in den wahren, Unheil gestiftet, aber nicht weil sie Priester, sondern weil sie Bösewichter waren, die, zum Behuf ihrer schlimmen Neigungen, die Vorrechte auch eines jeden andern Standes gemißbraucht hätten.
Wenn wir über das Kunstwerk den Künstler vergessen können, damit ist dieser am feinsten gelobt.
Der wahre Bettler ist doch einzig und allein der wahre König.
Es eifere jeder seiner unbestochenen von Vorurteilen freien Liebe nach.
Was man nicht zu verlieren fürchtet, hat man zu besitzen nie geglaubt, und nie gewünscht.
Kein Mensch muß müssen! Man ist niemandem in der Welt etwas schuldig, als sich selber.
Es gibt eine Art von Leuten, die nichts ungerner als Vergebung annehmen, und zwar, weil sie keine zu erzeigen gelernt haben.
Kann man denn nicht auch lachend sehr ernsthaftig sein?
Alle Fragen bestürzen, deren wir nicht gewärtig sind.
Es muss uns notwendig ekeln, in der Kunst das wiederzufinden, was wir aus der Natur wegwünschen.
Es gibt gewisse Dinge, wo ein Frauenzimmerauge immer schärfer sieht, als hundert Augen der Mannspersonen.
Die fürchtende Liebe sieht weit.
Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt.
Deine Begierden und dein Geschmack sind jetzt deine Tyrannen. Laß es gut sein; man muß sie sich austoben lassen. Sich ihnen zu widersetzen ist Torheit. Sie werden am sichersten eingeschläfert, wenn man ihnen freies Feld läßt.