Gotthold Ephraim Lessing Zitate
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Was muß der Metaphysiker vor allen Dingen tun? – – Er muß die Worte, die er brauchen will, erklären; er muß sie nie in einem andern Verstande, als in dem erklärten anwenden; er muß sie mit keinen, dem Scheine nach gleichgültigen, verwechseln.
Ich kann hundert Dinge mein Eigentum nennen, in so fern ich von ihnen dartun kann, daß sie ohne mich entweder gar nicht, oder doch nicht solcher Gestalt vorhanden sein würden; aber folgt daraus, daß ich sie deswegen ausschließungsweise zu nutzen befugt bin?
Beide schaden sich selbst: der, der zu viel verspricht und der, der zu viel erwartet.
Mensch, lerne dich selbst erkennen, das ist der Mittelpunkt aller Weisheit!
Das Genie lacht über alle die Grenzscheidungen der Kritik.
Ich brauche keine Gnade, ich will Gerechtigkeit.
Das Religiöse stehet der weiblichen Bescheidenheit sehr wohl; es gibt der Schönheit ein gewisses edles, gesetztes und schmachtendes Ansehen.
Ein Kleid, ein Schwert, ein Pferd – und ein Gott! Was brauch ich mehr?
Das Weib wollte die Natur zu ihrem Meisterstücke machen. Aber sie vergriff sich im Tone; sie nahm ihn zu fein. Sonst ist alles besser an euch, als an uns.
Allzu pünktliche Treue macht jede Übersetzung steif, weil unmöglich alles, was in der einen Sprache natürlich ist, es auch in der andern sein kann.
Nur muß der eine nicht den andern mäkeln, Nur muß der Knorr den Knubben hübsch vertragen, Nur muß ein Gipfelchen sich nicht vermessen, Daß es allein der Erde nicht entsprossen.
Man wirft oft den Großen vor, daß sie sehr viel Gutes hätten tun können, das sie nicht getan haben. Sie könnten antworten: Bedenkt einmal das Böse, das wir hätten tun können und nicht getan haben.
Immer in einer Sphäre und dennoch immer neu zu bleiben, ist nur das Vorrecht eines sehr großen Genies.
Nacheifern ist bewundern.
Der Name Mutter ist süß; aber Frau Mutter ist wahrer Honig mit Zitronensaft.
Borgen ist viel besser nicht als betteln; sowie leihen, auf Wucher leihen, nicht viel besser ist als stehlen.
Es sei uns immer angelegener, Menschlichkeit zu zeigen als Lebensart!
Wenn der Rat eines Toren einmal gut ist, so muß ihn ein gescheuter Mann ausführen.
Ein Narr denkt, daß andere nicht denken.
Begreifst du aber, wie viel andächtig schwärmen leichter als gut handeln ist?
Ich würde der Mann nicht geworden sein, der ich doch bin, wenn mich das Frauenzimmer nicht vollends zugestutzt hätte.
Kinder brauchen Liebe, wär’s eines wilden Tieres Lieb‘ auch nur, in solchen Jahren mehr als Christentum.
Nur der Bescheidenheit genug! denn sie nur immerdar zu hören, wo man trockene Vernunft erwartet, ekelt.
Es kostet Kunst, sich selbst zu überreden, daß man glücklich ist.
Meine ersten Gedanken sind gewiß kein Haar besser, als Jedermanns erste Gedanken: und mit Jedermanns Gedanken bleibt man am klügsten zu Hause.
Dem Menschen ist alles eher angenehm zu machen, als seine Pflicht.
Denn mancher hat aus Furcht, zu irren, sich verirrt.
Was Blut kostet, ist gewiß kein Blut wert.
Alle großen Gebäude verfallen mit der Zeit, sie mögen mit Kunst und Zierraten, oder ohne Kunst und Zierraten gebauet sein.
Ich dich beneiden? Tor! Erspar‘, ererb‘, erwirb, Hab‘ alles! Brauche nichts, laß alles hier und stirb!
Man ist in Gefahr, sich auf dem Wege zur Wahrheit zu verirren, wenn man sich um gar keine Vorgänger bekümmert; und man versäumet nicht ohne Not, wenn man sich um alle bekümmern muß.
Verlust will Vorwand.
Es taugt nun freilich nichts, wenn Fürsten Geier unter Äsern sind. Doch sind die Äser unter Geiern, taugt’s noch zehnmal weniger.
Der Mensch? Wo ist er her? Zu schlecht für einen Gott, zu gut fürs Ungefähr.
Wer neben den Wissenschaften noch andere Ergötzungen sucht, muß die wahren Süßigkeiten derselben noch nicht geschmeckt haben.
Nicht so redlich, wäre redlicher.
Der aus Büchern erworbene Reichtum fremder Erfahrung heißt Gelehrsamkeit. Eigene Erfahrung ist Weisheit. Das kleinste Kapital von dieser ist mehrt wert, als Millionen von jener.
O wahrhaftig, das schlechte Buch ist rar, in welches sich gar nichts Gutes, auch nicht von ungefähr, eingeschlichen hätte!
Die Großmut muß eine beständige Eigenschaft der Seele sein und ihr nicht nur ruckweise entfahren.
Natur tut allzeit mehr als Demonstration.
Der Käfer, wenn er alle Blumen durchschwärmt hat, bleibt endlich auf dem Miste liegen.
Du, dem kein Epigramm gefällt, Es sei denn lang und reich und schwer: Wo sahst du, daß man einen Speer, Statt eines Pfeils vom Bogen schnellt?
Entschluß ist Vorsatz, Tat.
Man würze, wie man will, mit Widerspruch die Rede: Wird Würze nur nicht Kost, und Widerspruch nicht Fehde.
Nichts ist züchtiger und anständiger als die simple Natur.
Dann und wann gehört es unter die unerkannten Segen der Ehe, wenn sie nicht gesegnet ist.
Töne, frohe Leier, Töne Lust und Wein! Töne, sanfte Leier, Töne Liebe drein!
Künftige Wohltaten so vorbereiten heißt: sie in den Augen des Himmels schon erwiesen haben.
Ich bin stets ein Freund gewesen von Geschichten, gut erzählt.
Das kleinste Kapital eigener Erfahrung ist mehr wert als Millionen fremder Erfahrungen.