Georg Christoph Lichtenberg Zitate
seite 21

Noah der Stifter der zweiten Sündflut Der Wasserflut entstieg der brave Mann, Und baute darauf den Weinstock an, Und öffnete dadurch den Quell der zweiten Flut, Die mehr als jene erste tut.

Viele Männer halten das weibliche Geschlecht für so schwach, eitel, leichtgläubig und eingebildet, daß sie alles glauben, was man ihnen sagt, sobald es die Macht ihrer Reize angeht. Diese Männer, wenn man sie anders so nennen kann, irren sich aber gar sehr.

Einen schlechten Geschmack kann niemand haben, aber gar keinen haben manche Leute.

Es ist wohl ausgemacht, daß nächst dem Wasser das Leben das Beste ist, was der Mensch hat.

Meine Bestie von Buchbinder hat die Angewandte Mathematik schon beinah 6 Wochen, und wie ich vorhin auf Ihr angenehmes Billet hinschicke, so hat sie der Kosak noch nicht fertig gemacht.

Ob der Mond bewohnt ist, weiß der Astronom ungefähr mit der Zuverlässigkeit, mit der er weiß, wer sein Vater war, aber nicht mit der, womit er weiß, wer seine Mutter gewesen ist.

Ex socio (an seinen Gefährten) wird man nicht halb so gut erkannt wie ex socia (an seiner Gefährtin).

Die Vergnügen der Einbildung sind gleichsam nur Zeichnungen und Modelle, womit die armen Leute spielen, die sich die andern nicht anschaffen können.

Nimm dich in acht, dass meine Geduld nicht über deiner Langsamkeit abläuft. Auf meine Ehre, ich ziehe sie deinetwegen nicht noch einmal auf.

Wenn die Menschen sagen, sie wollen nichts geschenkt haben, so ist es gemeiniglich ein Zeichen, daß sie etwas geschenkt haben wollen.

Es gibt manche Leute, die nicht eher hören, bis man ihnen die Ohren abschneidet.

Ich bekomme Kopfweh, wenn ich mich lange in einem Hohlspiegel betrachte.

Der Franzose ist ein sehr angenehmer Mann um die Zeit, wo er zum zweiten Mal anfängt, an Gott zu glauben.

Es sind zuverlässig in Deutschland mehr Schriftsteller, als alle vier Weltteile überhaupt zu ihrer Wohlfahrt nötig haben.

Dinge zu bezweifeln, die ganz ohne weitere Untersuchung geglaubt werden, das ist die wichtigste Hauptsache allüberall.

Je größer der Mann ist, desto strafbarer ist er, wenn er die Fehler anderer ausplaudert.

Wenn ich doch Kanäle in meinem Kopfe ziehen könnte, um den inländischen Handel zwischen meinem Gedankenvorrate zu befördern! Aber da liegen sie zu Hunderten, ohne einander zu nützen.

Alle Bewegung in der Welt hat ihren Grund in etwas was keine Bewegung ist, warum soll die allgemeine Kraft nicht auch die Ursache meiner Gedanken sein, so gut als sie die Ursache von Gärung ist?

Die eine Seite seines Gehirns war weit härter und älter als die linke, und das gab seinen Gedanken das Sonderbare, er hatte oft Gedanken, die gar nicht wie Gedanken aussahen.

Kenntnis der Mittel ohne eine eigentliche Anwendung, ja ohne Gabe und Willen, sie anzuwenden, ist was man jetzt gemeiniglich Gelehrsamkeit nennt.

Durch vieles Lesen lernt man sogar Versuche gut erzählen, die man sehr schlecht angestellt hat.

In dein Betragen – Welt, In deinen Beutel – Geld, Witz unter deinen Hut, Feuer in dein Blut – Ist der Wunsch nicht gut? (Diesem vierfachen Neujahrswunsch kann ich mich nur anschließen!)

Es gibt Leute, die zu keinem Entschluß kommen können, sie müssen sich denn erst über die Sache beschlafen haben. Das ist ganz gut, nur kann es Fälle geben, wo man riskiert, mitsamt der Bettlade gefangen zu werden.

Über nichts wird flüchtiger geurteilt, als über die Charaktere der Menschen, und doch sollte man in nichts behutsamer sein.

Bei einem Brief an einen guten Freund, der gut geschrieben sein soll, muß immer hauptsächlich der eine Gedanke durch das Ganze hervorsehen: „Sie hatten nicht nötig gehabt sich zu bedanken.“ Im Jetzigen muß das Künftige schon verborgen liegen. Das heißt Plan. Ohne dieses ist nichts in der Welt gut.

Hätte die Natur nicht gewollt, daß der Kopf den Forderungen des Unterleibes Gehör geben sollte, was hätte sie nötig gehabt, den Kopf an einen Unterleib anzuschließen.

Das Glück des Menschen besteht in einem richtigen Verhältnis seiner Gemütseigenschaft und seiner Affekte, wenn eine wächst, so leiden alle anderen, daraus entstehen unzählige Mischungen.

Die Natur hat die Menschen durch die Brust verbunden, und die Professores hätten sie gerne mit dem Kopf zusammen.

Wenn wir die Aufmerksamkeit auf schwache Empfindungen vermehren lernen, so können sie uns den Dienst von starken tun.

Es gibt schlechterdings keine bessere Art, Gott zu verehren, als die Erfüllung seiner Pflichten und das Handeln nach Gesetzen, die die Vernunft gegeben hat.

Man wird häufig finden, dass die Verteidiger der Freiheit nicht selten die größten Tyrannen in ihrem Hause sind.

Er war einer von denen, die alles besser machen wollten, als man es verlangt. Dieses ist eine abscheuliche Eigenschaft an einem Bedienten.

Man sollte nie so viel zu tun haben, daß man zum Nachdenken keine Zeit mehr hat.

Nach einem dreißigjährigen Krieg mit sich selbst kam es endlich zu einem Vergleich; aber die Zeit war verloren.

Es ist eine Bemerkung, die ich durch vielfältige Erfahrung bestätigt gefunden habe, dass unter den Gelehrten diejenigen fast allezeit die verständigsten sind, die nebenher mit einer Kunst sich beschäftigen.

Die größten Denker, die mir vorgekommen sind, waren gerade unter allen Gelehrten die, welche am wenigsten gelesen hatten.

Man führt gegen den Wein nur die bösen Taten an, zu denen er verleitet, allein er verleitet auch zu hundert guten, die nicht so bekannt werden.

Aus dem, was der Mensch jetzo in Europa ist, müssen wir nicht schließen, was er sein könnte.

Ist heimsuchen wirklich so viel als strafen oder ist es so viel als das Herz untersuchen? Wir müssen mehr Gebrauch machen von dem Wort heim, es ist sehr stark: heimreden, das ist die Seele, höchste Überzeugung bei Scham sie zu gestehen.