Georg Christoph Lichtenberg Zitate
seite 13
Jedermann sollte wenigstens so viel Philosophie und schöne Wissenschaften studieren, als nötig ist, um sich die Wollust angenehmer zu machen.
Er las so gerne, wie er sagte, Abhandlungen vom Genie, weil er sich immer stark darnach fühlte.
Geschnitzte Heilige[n] richten mehr aus als die beseelten.
Es ist gewiß etwas sehr Charakteristisches in dem Deutschen, ein paar Erfahrungen sogleich in ein System zu ordnen, dieses tut der Engländer nicht.
Das Rauchen im Dunkeln ist wirklich eine angenehme Beschäftigung, und wenn man sonst wohl ist, so denke ich, kommt es unmittelbar nach dem Küssen im Dunkeln.
Hypothesen, wir müssen welche haben, weil wir sonst die Dinge nicht behalten können.
Aus den Träumen der Menschen, wenn sie dieselben genau anzeigten, ließe sich vielleicht vieles auf ihren Charakter schließen. Es gehörte aber dazu nicht etwa einer, sondern eine ziemliche Menge.
Herr, mein Gewissen ist so geldfest, daß meine Taschen in einem halben Jahre keines zu sehn bekommen.
Da sie sahen, daß sie ihm keinen katholischen Kopf aufsetzen konnten, so schlugen sie ihm wenigstens seinen protestantischen ab.
Ich kann nicht sagen, dass ich das Glück hätte daran zu zweifeln.
Die Philosophie ist, wenn sie spricht, immer genötigt, die Sprache der Unphilosophie zu reden.
In der Vernunft ist der Mensch, in den Leidenschaften Gott.
Nützlicher wäre ein anderer Weg, den Charakter der Menschen zu erforschen, und der sich vielleicht wissenschaftlich behandeln ließe: Nämlich aus bekannten Handlungen eines Menschen, und die zu verbergen er keine Ursache zu haben glaubt, andere, nicht eingestandene zu finden.
Die Neigung der Menschen, kleine Dinge für wichtig zu halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht.
Was das Studium einer tiefen Philosophie so sehr erschwert, ist, daß man im gemeinen Leben eine Menge von Dingen für so natürlich und leicht hält, daß man glaubt, es wäre gar nicht möglich, daß es anders sein könnte.
Das Buch hatte die Wirkung, die gemeiniglich gute Bücher haben: Es machte die Einfältigen einfältiger, die Klugen klüger, und die übrigen Tausende blieben unverändert.
Psycholith Seelen-Versteinerung, die Werke der Griechen in Marmor.
Sich in einen Ochsen zu verwandeln ist noch kein Selbstmord.
Die Orakel haben nicht sowohl aufhören zu reden als vielmehr die Menschen ihnen zuhören.
Der ist schon weise, der den Weisen versteht.
Bei dem Studio der Mathematik kann wohl nichts stärkeren Trost bei Unverständlichkeiten gewähren, als daß es sehr viel schwerer ist, eines andern Meditata zu verstehen, als selbst zu meditieren.
Es gibt auf der Welt nur einen einzigen Weg, welchen niemand gehen kann außer dir. Wohin er führt, frage nicht! Gehe ihn!
Die englischen Genies gehen vor der Mode her und die deutschen hintendrein.
Wer wird abwimmern, was er abtragen kann?
Ich glaube, daß es im Krankenbette oft besser zugeht als am ersten Platz der königlichen Tafel. Ich habe wenigstens in einer kleinen Kammer als Kranker im Bette zuweilen Augenblicke gehabt, die ich den glücklichsten meines übrigen Lebens ohne Scheu gleichsetze.
Der Weisheit erster Schritt ist: Alles anzuklagen, Der letzte: sich mit Allem zu vertragen.
Man irrt sich gar sehr, wenn man aus dem, was ein Mann in Gesellschaft sagt oder auch tut, auf seinen Charakter oder Meinungen schließen will. Man spricht und handelt ja nicht immer vor Weltweisen; das Vergnügen eines Abends kann an einer Sophisterei hängen.
Wenn man einmal weiß, dass einer blind ist, so meint man könnte es ihm auch von hinten ansehen.
Der Esel kommt mir vor wie ein Pferd, ins Holländische übersetzt.
Die feinste Satire ist unstreitig die, deren Spott mit so weniger Bosheit und so vieler Überzeugung verbunden ist, daß er selbst diejenigen zum Lächeln nötigt, die er trifft.
Alles ist sich gleich, ein jeder Teil repräsentiert das Ganze. Ich habe zuweilen mein ganzes Leben in einer Stunde gesehen.
Auf die Blüte folgt die unreife Frucht. die Blüte ist in sich eine Vollkommenheit. ebenso ist es mit dem Menschen. Der Jüngling wird für vollkommener gehalten als der Mann von dreißig, vierzig Jahren. Dann kommt erst wieder ein vollendeter Zustand, die Reife.
Ein Lehrer auf Schulen und Universitäten kann keine Individuen erziehen. Er erzieht bloß Gattungen.
Man wird eher den Wind drehen oder aufhalten können, als die Gesinnungen des Menschen heften.
Ich glaube, da wo der Mensch sich an die große Kette anschließt, ist er nicht frei; er weiß wohl gar nicht einmal, daß er wirkt.
Wie hat es Ihnen in dieser Gesellschaft gefallen? Sehr wohl, beinah so sehr wie auf meiner Kammer.
Man spricht viel von Aufklärung, und wünscht mehr Licht. Mein Gott was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben, oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen?
Daß die wichtigsten Dinge durch Röhren gethan werden. Beweise: erstlich die Zeugungsglieder, die Schreibfeder und schließlich unser Schießgewehr.
Die Ärzte sollten nicht sagen: Den habe ich geheilt, sondern: Der ist mir nicht gestorben.
Das Buch muß erst ausgedroschen werden.
Es gibt eine Art Vögelchen, die in die dicksten hohlen Bäume Löcher hacken, sie trauen ihren Schnäbeln so viel Kraft zu, daß sie allemal nach jedem Hieb auf die entgegengesetzte Seite des Baumes gehen sollen, um zu sehen, ob der Streich nicht durch und durch gegangen ist.
Man braucht kein großer Mann zu sein, um jemand die Wahrheit zu sagen, und ein Glück für uns, daß auch der arme Teufel Wahrheiten sagen kann.
Die wenigsten Menschen haben wohl recht über den Wert des Nichtseins gehörig nachgedacht. Unter Nichtsein nach dem Tode stelle ich mir den Zustand vor, in dem ich mich befand, ehe ich geboren wurde.
Das schnelle Aburteilen ist größtenteils dem Faulheitstrieb der Menschen zuzuschreiben.
Zweifle an allem wenigstens einmal und wäre es auch der Satz: Zwei mal zwei ist vier!
Alles auf einmal tun zu wollen, zerstört alles auf einmal.
So traurig stund er da wie das Trinkschälchen eines krepierenden Vogels.
Das Land, in welchem „ehrliche Haut“ und „unschuldiger Tropf“ Schimpfwörter sind, und „anführen“ so viel als „betrügen“.
Vorstellungen sind auch ein Leben und eine Welt.
Von mirakululöser Schönheit.