Friedrich Rückert Zitate
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Gemüt ist mehr als Geist, denn das Gemüt besteht als Wurzel, wenn der Geist wie Blütenduft vergeht.
Im Kleinen wirke recht und bilde treu das Schöne, damit an Höheres sich sanft der Trieb gewöhne.
Die Mutter hilft zuerst dem Kind, der Vater dann; dann hilft es ihnen, und sich selber hilft der Mann.
Die Demut ehre du, und zu der Demut Ehren sei gegen Stolze stolz, um Demut sie zu lehren.
Solange man schweigt, kann man für weise gelten. Aber wenn man spricht, ist lauter Weisheit selten.
Wer seinen Sohn versäumt zum Freunde zu erziehen, hat, wo er aufhört Kind zu sein, verloren ihn.
Wem hoch und niedrig gleich, gleichviel ist hart und weich, gleichgültig reich und arm, der ist in Armut reich.
Um Mißverständnisse, ihr Freunde, zu vermeiden, verständigt euch nur, wo sich eure Wege scheiden. Soweit ihr einig seid, sucht ganz euch zu verstehn, und, wo die Grenz‘ angeht, da laßt einander gehn.
Zwischen Welt und Einsamkeit ist das rechte Leben. Nicht zu nah und nicht zu weit will ich mich begeben.
Das Alte wird nie alt, es wird nur alt das Neue.
Nicht wer sich nicht erkennt, wer sich nicht fühlt, ist dumpf.
Du mußt allerlei hören, es darf dein Herz nicht stören, du wirst auch mancherlei reden, es wird nicht rühren jeden.
Der Erfolg ist offenbar, Die Absicht aber niemals klar. Drum wird man alle Menschengeschichten Ewig nach dem Erfolge richten.
Ich will! Die schönste Kron‘ ist dieses, die mich schmückt! Der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.
Zur Liebe kommst du nicht, so lang du hängst am Leben; Du findest mich nicht eh’r, bis du mich aufgegeben.
Die Wahrheit ist im Wein; Das heißt: In unseren Tagen Muss einer betrunken sein, Um Lust zu haben, die Wahrheit zu sagen.
Ein gut Wort, gut gesagt und auch gut aufgenommen, dazu gut angewandt, mag uns zugute kommen.
Den einen ehr ich, der nach Idealen ringt, Den andern acht ich auch, dem Wirklichkeit gelingt, Den aber lieb ich, der nicht dies noch jenes wählt, Der höchstes Ideal der Wirklichkeit vermählt.
Nur dem ist Reichtum gut, der ihn mit gutem Fleiß erworben hat und ihn gut anzuwenden weiß.
Besser laut ein kurzer Zank als lang heimlich zankhaft.
Was unterscheidet dich, o Mensch, von der Natur? Du bist ein Werdender, sie ist geworden nur.
Sohn! die äußre Reinigkeit Ist der innern Unterpfand.
Gott danke jeder, dem die Macht zu schaden fehlt, Denn selten hat sie einer und mißbraucht sie nicht.
Becherrand und Lippen, zwei Korallenklippen, wo auch die gescheitern Schiffer gerne scheitern.
O brich den Faden nicht der Freundschaft rasch entzwei! Wird er auch neu geknüpft, ein Knoten bleibt dabei.
In tausend Blumen steht die Liebesschrift geprägt, wie ist die Erde schön, wenn sie den Himmel trägt!
Wenn du mich fragst: auf wen darf ich in Treue baun? Ich sage dir: auf die, die selber andern traun.
Wer sich am Süßen der Liebe will laben, Ohne das Bittre genossen zu haben, Will im Tempel zu Mekka ruhn, Ohne das Pilgerkleid anzutun.
Aus jedem Punkt im Kreis zur Mitte geht ein Steg, Vom fernsten Irrtum selbst zu Gott zurück ein Weg.
Am Abend wird man klug Für den vergangenen Tag, Doch niemals klug genug Für den, der kommen mag.
Zur Arbeit ist der Mensch so von Natur bestimmt, Daß er selbst Arbeit zum Vergnügen übernimmt.
Ich bin gekommen, ich weiß nicht woher; Ich werde gehen, und weiß nicht wohin; Doch, wo ich sein mag, das ist Er, Er ist bei mir, wo ich bei Ihm bin.
Sage: Ich bin Ich! Und wie du sagest, fühl es auch in deinem kleinen Ich des großen Iches Hauch.
Gib, was du geben willst, eh man drum dich bat; es ist nur halb geschenkt, was man erbeten hat.
Dem Manne borge du kein Geld, der sein Gebet nicht pünktlich hält. Wer Gottes Schuldigkeit vergißt, zahlt auch nicht, was er schuldig ist.
Der Ehre kannst du wohl von andern leicht entbehren, Wenn du dich selber nur zu halten weißt in Ehren.
Die Welt ist da mit ihren Plagen, Die nicht von ihr zu trennen sind.
Nur aufs Ziel zu sehen, verdirbt die Lust am Reisen.
Dem Müßiggänger fehlt es stets an Zeit zum Thun, Und nie am Grund, warum er’s lasse ruh’n.
Nicht jener Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern derjenige welcher sein Leben am meisten empfunden hat.
Des Menschen ganzes Glück besteht in zweierlei: Daß ihm gewiß und ungewiß die Zukunft sei.
Wenn dir in Zornesglut dein sterblich Herz will wallen, Sag ihm: Weißt du, wie bald du wirst in Staub zerfallen?
Das Unsichtbare siehst du klar im Sichtbarn nur, Und nichts im Sichtbarn als des Unsichtbarn Spur.
Herzhaftigkeit ist bloß Temperamentseigenschaft. Der Mut dagegen beruht auf Grundsätzen und ist eine Tugend.
Wenn sie streben zu gefallen, Sind dem Fallen nah die Frauen.
Gesell‘ dich einem Bessern zu, daß mit ihm deine besser’n Kräfte ringen. Wer selbst nicht weiter ist als du, der kann dich auch nicht weiterbringen.
Erfahren wird seit tausend Jahren, doch du verfolgst umsonst die Spur. Dir passt nicht, was für dich ein anderer erfuhr, du musst es wieder für dich selbst erfahren.
Das Gold, sobald es hat erkannt den Edelstein, Ehrt dessen höhern Glanz und faßt ihn dankbar ein.
Unruhig ist die Welt, unruhig ist das Herz, Und eins das andre setzt in Unruh‘ allerwärts.
Stell‘ eine Blume vor das Fenster dein, So läßt sie dir keinen bösen Gedanken herein.