Friedrich Nietzsche Zitate
seite 28
Der Schritt verrät, ob einer schon auf seiner Bahn schreitet: so seht mich gehn! Wer aber seinem Ziele nahe kommt, der tanzt.
Auch was ihr unterlaßt, webt am Gewebe aller Menschen Zukunft.
Die Erfindung der Gesetze der Zahlen ist auf Grund des ursprünglich schon herrschenden Irrtums gemacht, daß es mehrere gleiche Dinge gebe (aber tatsächlich gibt es nichts Gleiches), mindestens daß es Dinge gebe (aber es gibt kein „Ding“).
Das ihr doch wenigstens als Tiere vollkommen wäret! Aber zum Tiere gehört die Unschuld.
Bereuen heißt, sich selbst im Stich lassen.
Der Staat, was ist der Staat? Der Staat ist eine Lüge!
Alles Menschliche insgesamt ist des großen Ernstes nicht wert, trotzdem –
Wichtig nehmen alle das Sterben: Aber noch ist der Tod kein Fest. Noch erlernten die Menschen nicht, wie man die schönsten Feste weiht.
Ein Philosoph ist ein Mensch, der beständig außerordentliche Dinge erlebt, argwöhnt, hofft.
Ein Mittel, um schnell verachtet zu werden, ist schnell und viel sprechen.
Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.
Wenn man klug ist, ist einem allein darum zu tun, daß man Freude im Herzen habe. – Ach, setzte jemand hinzu, wenn man klug ist, tut man am besten, weise zu sein.
Je mehr sich einer gehen lässt, um so weniger lassen ihn die anderen gehen.
Die Frauen wissen das, die köstlichsten: ein Wenig fetter, ein Wenig magerer – oh wie viel Schicksal liegt in so Wenigem.
Je besser der Staat eingerichtet ist, desto matter die Menschheit.
Glattes Eis, ein Paradies für den, der gut zu tanzen weiß.
Die Geschäfte manches Reichen und Vornehmen sind seine Art Ausruhens von allzu langem gewohnheitsmäßigem Müßiggang.
Die Politik ist so zu ordnen, daß mäßige Intellekte ihr genügen.
Die Eitelkeit ist die unwillkürliche Neigung, sich als Individuum zu geben, während man keins ist; das heißt, als unabhängig, während man abhängt. Die Weisheit ist das Umgekehrte: sie gibt sich als abhängig, während sie unabhängig ist.
Bildung ist Unsterblichkeit der edelsten Geister.
Nicht jedes Ende ist ein Ziel. Das Ende der Melodie ist nicht deren Ziel.; aber trotzdem: hat die Melodie nicht ihr Ende erreicht, so hat sie auch ihr Ziel nicht erreicht. ein Gleichnis.
Egoismus ist das perspektivische Gesetz der Empfindung, nach dem das Nächste groß und schwer erscheint: während nach der Ferne zu alle Dinge an Größe und Gewicht abnehmen.
Man kann Handlungen versprechen, aber keine Empfindungen; denn diese sind unwillkürlich. Wer jemandem verspricht, ihn immer zu lieben oder immer zu hassen oder ihm immer treu zu sein, verspricht etwas, das nicht in seiner Macht steht.
Auch über dem größten Menschen erhebt sich sein eignes Ideal.
Die Wissenschaft stellt auf, worin der Mensch festgeworden ist.
Der gefährlichste Parteimann. – In jeder Partei ist einer, der durch sein gar zu gläubiges Aussprechen der Parteigrundsätze die Übrigen zum Abfall reizt.
Die Länge des Tages. Wenn man viel hineinzustecken hat, so hat ein Tag hundert Taschen.
Unser Kräfte können wir abmessen, aber nicht unsere Kraft.
An sich wäre es ja viel natürlicher, daß man der Jugend geographische, naturwissenschaftliche, nationalökonomische, gesellige Grundsätze beibrächte, daß man sie allmählich zur Betrachtung des Lebens führte und endlich, spät, die merkwürdigsten Vergangenheiten vorführte.
Unser Zeitalter, so viel es von Ökonomie redet, ist ein Verschwender: es verschwendet das Kostbarste, den Geist.
Unser Charakter wird noch mehr durch den Mangel gewisser Erlebnisse, als durch das, was man erlebt, bestimmt.
Wenn einer sehr lange und hartnäckig etwas scheinen will, so wird es ihm zuletzt schwer, etwas anderes zu sein.
Seltsam ist’s, Zarathustra kennt wenig die Weiber, und doch hat er über sie Recht! Geschieht dies deshalb, weil beim Weibe kein Ding unmöglich ist?
Die Institution der Ehe hält hartnäckig den Glauben aufrecht, daß die Liebe, obschon eine Leidenschaft, doch als solche der Dauer fähig sei, ja daß die dauerhaft lebenslängliche Liebe als Regel aufgestellt werden könne.
Grausamkeit ist das Heilmittel des verletzten Stolzes.
Der Haß gegen das Böse ist der Prunkmantel, mit dem der Pharisäer seine persönlichen Antipathien verkleidet.
Macht wollen sie und zuerst das Brecheisen der Macht, viel Geld, – diese Unvermögenden!
Niemand ist dafür verantwortlich, daß er überhaupt da ist, daß er so und so beschaffen ist, daß er unter diesen Umständen, in dieser Umgebung ist. Die Fatalität seines Wesens ist nicht herauszulösen aus der Fatalität alles dessen, was war und was sein wird.
Unsere Pflichten, das sind die Rechte anderer auf uns.
Die Optimisten sind die Verehrer der Emotion. Es gibt einen Optimismus der Kraft und einen der Oberflächlichkeit. Der Erstere versteht es, den Schmerz zum Meister zu machen und der Letztere zum Flüchtling.
Nichts ist teurer erkauft, als das Wenige von menschlicher Vernunft und vom Gefühle der Freiheit, welches jetzt unseren Stolz ausmacht.
Es gehört sehr viel Kraft zum Vergessen dazu, um leben zu können.
Das Bedürfnis des Machtgefühls treibt die große Politik vorwärts.
Bleib stark, mein tapferes Herz! frag nicht, warum.
Es kommt wohl für jeden eine Stunde, wo er mit Verwunderung vor sich selbst fragt: Wie lebt man nur! Und man lebt doch!
Schönheit ist das von uns erblickte Spiegelbild einer außerordentlichen Freude der Natur.
Nur der Täter lernt.
Um die unangenehmen Folgen der eigenen Torheit wirklich seiner Torheit und nicht seinem Charakter zur Last zu legen – dazu gehört mehr Charakter, als die meisten haben.
Noch ein Jahrhundert Zeitungen – und alle Worte stinken.
Auch meine Feinde gehören zu meiner Seligkeit.