Friedrich Nietzsche Zitate
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Die Geduldigen. Die Pinie scheint zu horchen, die Tanne zu warten: und beide ohne Ungeduld: sie denken nicht an den kleinen Menschen unter sich, den Ungeduld und seine Neugierde auffressen.
Es gibt kein Gesetz: jede Macht zieht in jedem Augenblick ihre letzte Konsequenz.
Wenn man mich frei wählen ließe, Wählt ich gern ein Plätzchen mir Mitten drin im Paradiese: Gerner noch – vor seiner Tür!
Mancher wird nur deshalb kein Denker, weil sein Gedächtnis zu gut ist.
Gott ist widerlegt, der Teufel nicht.
Das vollkommene Weib ist ein höherer Typus des Menschen, als der vollkommene Mann: auch etwas viel Selteneres.
In der Flamme der Eifersucht wendet man gleich dem Skorpione den vergifteten Stachel gegen sich selber – doch ohne den Erfolg des Skorpions.
Der Wille zum System ist, für einen Denker wenigstens, etwas, das kompromittiert, eine Form der Unmoralität…
Auf den Höhen ist es wärmer als man in den Tälern meint, namentlich im Winter. Der Denker weiß, was alles dies Gleichnis besagt.
Wo Gefahr ist, da bin ich daheim, da wachse ich aus der Erde.
Wie kommt man am besten den Berg hinan – Steig‘ nur hinauf und denk‘ nicht dran.
Das Christentum ist doch das beste Stück idealen Lebens, welches ich kennengelernt habe.
Die Schlange, welche sich nicht häuten kann, geht zugrunde. Ebenso die Geister, welche man verhindert, ihre Meinungen zu wechseln; sie hören auf, Geist zu sein.
Die Griechen lernten allmählich das Chaos zu organisieren, dadurch dass sie sich, nach der delphischen Lehre, auf sich selbst, das heißt auf ihre echten Bedürfnisse zurück besannen und die Schein-Bedürfnisse absterben ließen.
Das Idealisieren besteht nicht, wie gemeinhin geglaubt wird, in einem Abziehen oder Abrechnen des Kleinen, des Nebensächlichen. Ein ungeheures Heraustreiben der Hauptzüge ist vielmehr das Entscheidende, sodass die andern darüber verschwinden.
Wenn die Absurditäten eines Gesprächs, welches wir anhören, im Stande sind, uns zu ärgern, müssen wir uns denken, es wäre eine Komödienszene zwischen zwei Narren.
Auf alles, was mir geschieht, antworte ich, indem ich mein Bestes dagegen setze.
Und, alles in allem und Großen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!
Toleranz ist ein Beweis des Mißtrauens gegen ein eigenes Ideal.
Wir gehören einer Zeit an, deren Kultur in Gefahr ist, an den Mitteln der Kultur zugrunde zu gehen.
Alle verschwiegenen Wahrheiten werden giftig.
Es ist zu bezweifeln, ob ein Vielgereister irgendwo in der Welt hässlichere Gegenden gefunden hat, als im menschlichen Gesichte.
Ich mußte wohnen, wo niemand wohnt.
Es ist ein Nachteil für gute Gedanken, wenn sie zu rasch aufeinander folgen; sie verdecken sich gegenseitig die Aussicht. – Deshalb haben die größten Künstler und Schriftsteller reichlichen Gebrauch vom Mittelmäßigen gemacht.
Reife des Mannes: das heißt den Ernst wiedergefunden haben, den man als Kind hatte, beim Spiel.
Unter das Tier hinab. Wenn der Mensch vor Lachen wiehert, übertrifft er alle Tiere durch seine Gemeinheit.
Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären.
Jede große Liebe bringt den grausamen Gedanken mit sich, den Gegenstand der Liebe zu töten, damit er ein für alle Mal dem frevelhaften Spiele des Wechsels entrückt sei: denn vor dem Wechsel graut der Liebe mehr als vor der Vernichtung.
Wir halten die Tiere nicht für moralische Wesen. Aber meint ihr denn, dass die Tiere uns für moralische Wesen halten?
In der Kunst heiligt der Zweck die Mittel nicht: aber heilige Mittel können hier den Zweck heiligen.
Etwas Kurz Gesagtes kann die Frucht und Ernte von vielem Lang-Gedachten sein.
„Das habe ich getan“ sagt mein Gedächtnis. Das kann ich nicht getan haben – sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich – gibt das Gedächtnis nach.
Kein Sieger glaubt an den Zufall.
Nicht nur fort euch zu pflanzen, sondern hinauf – dazu, oh meine Brüder, helfe euch der Garten der Ehe!
Der Mensch selbst aber hat einen unbesiegbaren Hang, sich täuschen zu lassen.
Frauen lieben meistens einen bedeutenden Mann so, dass sie ihn allein haben wollen. Sie würden ihn gern in Verschluss legen, wenn nicht ihre Eitelkeit widerriete: diese will, dass er auch vor anderen bedeutend erscheine.
Öffentliche Meinungen – private Faulheiten.
Leute, welche uns ihr volles Vertrauen schenken, glauben dadurch ein Recht auf das unsrige zu haben. Dies ist ein Fehlschluss; durch Geschenke erwirbt man keine Rechte.
Und wohin ich auch steige, überallhin folgt mir mein Hund, der heißt „Ich“.
Grad und Art der Geschlechtlichkeit eines Menschen reicht bis in den letzten Gipfel seines Geistes hinauf.
Allem Zukünftigen beißt das Vergangene in den Schwanz.
Auf die echten Bedürfnisse zurückbesinnen und die Scheinbedürfnisse absterben lassen!
Der gefährlichste Anhänger ist der, dessen Abfall die ganze Partei vernichten würde, also der beste Anhänger.
Der Satz vom Bestehen der Energie fordert die ewige Wiederkehr.
Ein Gabe ausschlagen zu müssen, weil sie nicht auf die rechte Weise angeboten wurde, erbittert gegen den Geber.
Schön ist es miteinander schweigen, schöner – miteinander zu lachen.
Der Mangel an Person rächt sich überall; eine geschwächte, dünne, ausgelöschte, sich selbst leugnende und verleugnende Persönlichkeit taugt zu keinem guten Dinge mehr – sie taugt am wenigsten zur Philosophie.
Und hüte dich auch vor den Anfällen deiner Liebe! Zu schnell streckt der Einsame dem die Hand entgegen, der ihm begegnet.
An dem Gleich-sein-wollen verkümmert die Fähigkeit der Freude.
Der Maler, der Plastiker, der Epiker sind Visionäre par excellence.