Friedrich Nietzsche Zitate
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An die dumme Stirn gehört, als Argument, von Rechts wegen die geballte Faust.
Der Vorteil des schlechten Gedächtnisses ist, daß man dieselben guten Dinge mehrere Male zum ersten Mal genießt.
Das Geheimnis, um die größte Fruchtbarkeit und den größten Genuss vom Dasein einzuernten, heißt: Gefährlich leben!
Etwas von seinem Eigentume fahren lassen, sein Recht aufgeben – macht Freude, wenn es großen Reichtum anzeigt. Dahin gehört die Großmut.
Der Winter, ein schlimmer Gast, sitzt bei mir zu Hause; blau sind meine Hände von seiner Freundschaft Händedruck.
Gipfel und Abgrund sind eins.
Wer ihn als einen Gott der Liebe preist, denkt nicht hoch genug von der Liebe selber. Wollte dieser Gott nicht auch Richter sein? Aber der Liebende liebt jenseits von Lohn und Vergeltung.
Die einen werden durch großes Lob schamhaft, die anderen frech.
Sprechen- und Schreibenkönnen heißt freiwerden: zugegeben, daß nicht immer das Beste dabei herauskommt; aber es ist gut, daß es sichtbar wird, daß es Wort und Farbe findet.
Und mag mein Strom der Liebe in Unwegsames stürzen! Wie sollte ein Strom nicht endlich den Weg zum Meere finden! Wohl ist ein See in mir, ein einsiedlerischer, selbstgenügsamer; aber mein Strom der Liebe reißt ihn mit sich hinab – zum Meere!
Begehren – das heißt mir schon: mich verloren haben.
In der Einsamkeit frißt sich der Einsame selber auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle.
Nur kranke Musik bringt heutzutage noch Geld ein.
Und ihr sagt mir, Freunde, daß nicht zu streiten sei über Geschmack und Schmecken? Aber alles Leben ist Streit um Geschmack und Schmecken.
Nun gibt es viele Dinge, an welche der Mensch sich so gewöhnt hat, dass er sie für zweckmäßig hält; denn die Gewohnheit mischt allen Dingen Süßigkeit bei und nach der Lust schätzen die Menschen meistens das Recht einer Sache.
Und in dieser Mitte, zwischen Tugend und Fehler, liegen alle Eigenschaften des Philisters.
Der Phantast verleugnet die Wahrheit vor sich, der Lügner nur vor anderen.
Das Nützlichste an der großen Entsagung ist, dass sie uns jenen Tugendstolz mitteilt, vermöge dessen wir von da an leicht viele kleine Entsagungen von uns erlangen.
Zur Größe gehört die Furchtbarkeit: man lasse sich nichts vormachen.
Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige in Bezug auf das Ziel.
Wen die Flamme der Eifersucht umringt, der wendet zuletzt, gleich dem Skorpione, gegen sich selber den vergifteten Stachel.
Was ist an einem Buche gelegen, das uns nicht einmal über alle Bücher hinweg trägt?
Prüft euch nur, ob ihr gerecht sein könntet, wenn ihr es wolltet!
Der Eine empfindet in einem verflossenen Glück seinen Besitz, der Andere seinen Verlust.
Von der Tragödie begehrt das Volk eigentlich nicht mehr, als recht gerührt zu werden, um sich einmal ausweinen zu können.
Euer Blick nach fernen Meeren, eure Begierde, den Felsen und seine Spitze zu betasten – eine Sprache ist es nur für eure Sehnsucht. Menschen, sucht nur euer Blick und eure Begierde, und das, was mehr ist als Mensch!
Herrschen – dies Mittel blieb zurück, den Menschen zu veredeln.
Der Unterleib ist der Grund dafür, dass der Mensch sich nicht so leicht für einen Gott hält.
„Einfach und natürlich“ zu sein ist das höchste und letzte Ziel der Kultur: Inzwischen wollen wir uns bestreben, uns zu binden und zu formen, damit wir zuletzt vielleicht ins Einfache und Schöne zurückkommen.
Es nützt nichts, geistreich zu sein, wenn man gedankenarm ist.
Wer einst fliegen lernen will, der muss erst stehen und gehen und laufen und klettern und tanzen lernen: – man erfliegt das Fliegen nicht.
Unser letztes Ereignis ist immer noch Luther, unser einziges Buch immer noch die Bibel.
Ich kann nicht an einen Gott glauben, der immer die ganze Zeit gepriesen sein will.
Naivität! Als ob Moral übrig bliebe, wenn der sanktionierende Gott fehlt! Das „Jenseits“ ist absolut notwendig, wenn der Glaube an Moral aufrecht erhalten werden soll.
Zur Meisterschaft eines Meisters gehört es, seine Schüler vor sich zu warnen.
Aber daß ein Baum groß werde, dazu will er um harte Felsen harte Wurzeln schlagen!
Alt werden und einsam werden scheint dasselbe, und ganz zuletzt ist man wieder nur mit sich zusammen und macht andre durch unsern Tod einsamer.
Das Wort ist nur Symbol des Begehrens.
Von allen Trostmitteln tut Trostbedürftigen nichts so wohl als die Behauptung, für ihren Fall gebe es keinen Trost. Darin liegt eine solche Auszeichnung, daß sie wieder den Kopf erheben.
Der Schmerz ist etwas anderes als die Lust – ich will sagen, er ist nicht deren Gegenteil.
Sobald eine Religion herrscht, hat sie alle die zu ihren Gegnern, welche ihre ersten Jünger gewesen wären.
Im Übrigen bin ich entschlossen alt zu werden; denn sonst kann man es zu nichts bringen. Aber nicht aus Vergnügen am Leben will ich alt werden.
Man hat gut reden von aller Art Immoralität! Aber sie aushalten können! Zum Beispiel würde ich ein gebrochenes Wort oder gar einen Mord nicht aushalten.
Eine Begierde nach Liebe ist in mir, die redet selber die Sprache der Liebe.
Wenn du entzünden willst, mußt du selbst brennen.
Ich kenne mancher Menschen Sinn und weiß nicht, was ich selber bin. Mein Auge ist mir viel zu nah.
Ich rede von der Demokratie als von etwas Kommendem. Das, was schon jetzt so heißt, unterscheidet sich von den älteren Regierungsformen allein dadurch, dass es mit neuen Pferden fährt: Die Straßen sind noch die alten, und die Räder sind auch noch die alten.
Bemalte Gerippe: das sind jene Autoren, welche das, was ihnen an Fleisch abgeht, durch künstliche Farben ersetzen möchten.
Bei einem Todesfall braucht man zumeist Trostgründe, nicht sowohl um die Gewalt des Schmerzes zu lindern, als um zu entschuldigen, daß man sich so leicht getröstet fühlt.
Alle Eigenschaften des Philisters liegen in der Mitte zwischen Tugend und Fehler.