Friedrich Nietzsche Zitate
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Zeichen der Vornehmheit: Nie daran denken, unsere Pflichten zu Pflichten für jedermann herabzusetzen; die eigene Verantwortlichkeit nicht abgeben wollen, nicht teilen wollen; seine Vorrechte und deren Ausbildung unter seine Pflichten nehmen.
Mag mich fragen, wer da will: einem Tölpel aber werde ich schwerlich antworten.
Man verdirbt einen Jüngling am sichersten, wenn man ihn verleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden.
Über den Rang entscheidet das Quantum Macht, das du bist; der Rest ist Feigheit.
Der Wille zur Wahrheit bedeutet: Ich will nicht täuschen, auch mich selbst nicht.
In der Reife des Lebens und des Verstandes überkommt den Menschen das Gefühl, daß sein Vater Unrecht hatte, ihn zu zeugen.
Ich glaube, dass die Vegetarianer mit ihrer Vorschrift, weniger und einfacher zu essen, mehr genützt haben als alle neueren Moralsysteme zusammengenommen.
Freiheit ist, einen gewissen Abstand von den anderen haben zu können.
Wenn alle Almosen nur aus Mitleiden gegeben würden, so wären die Bettler allesamt verhungert.
Indem wir fortwährend uns üben, es mit allerlei Mitmenschen auszuhalten, üben wir uns unbewußt darin, uns selber auszuhalten: was eigentlich die unbegreiflichste Leistung des Menschen ist.
Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zu Grunde gehen.
Es gibt eine Unschuld der Bewunderung: Der hat sie, dem es noch nicht in den Sinn gekommen ist, auch er könne einmal bewundert werden.
Den edelsten der Triebe veredle mit Beachtung: Zu jedem Kilo Liebe nimm ein Gramm Selbstverachtung.
Der Enttäuschte spricht: ich horche auf Widerhall und höre nur Lob.
Wer seine Seele heilen will, soll über die Veränderung der kleinsten Gewohnheiten nachdenken. Mancher sagt zehnmal des Tages ein böses kaltes Wort an seine Umgebung… Aber er kann sich auch daran gewöhnen, ihr zehnmal wohlzutun.
Eure Liebe zum Leben sei Liebe zu eurer höchsten Hoffnung: und eure höchste Hoffnung sei der höchste Gedanke des Lebens!
Haben Sie Lust, mein Schicksal zu sein?
Die größten Irrtümer in der Beurteilung eines Menschen werden von dessen Eltern gemacht.
Im achtbarsten Sinne des Wortes Ehe handelt es sich um die gesellschaftliche Erlaubnis, die zwei Personen zur Geschlechtsbefriedigung aneinander erteilt wird, unter Bedingungen, wie sie sich von selbst verstehen, aber solchen, welche das Interesse der Gesellschaft im Auge haben.
Auch jetzt noch ist Frankreich der Sitz der geistigsten und raffiniertesten Kultur Europas und die hohe Schule des Geschmacks: Aber man muß dies „Frankreich des Geschmacks“ zu finden wissen.
Der deutsche Geist ist eine Indigestion, er wird mit nichts fertig.
Nicht die Höhe, der Abhang ist das Furchtbare.
Der Einwand, der Seitensprung, das fröhliche Misstrauen, die Spottlust sind Anzeichen der Gesundheit: alles Unbedingte gehört in die Pathologie.
So sehe man die „Leitmotive“ der ganzen Entwicklung der Philosophie an. Eine Art Rache an der Wirklichkeit.
Der Zweifel vergiftet alles, ohne zu töten.
Was sind denn zuletzt die Wahrheiten des Menschen? – Es sind die unwiderlegbaren Irrtümer des Menschen.
So lange man nicht die Moral des Christentums als Kapital-Verbrechen am Leben empfindet, haben dessen Verteidiger gutes Spiel.
Ja! Ich weiß, woher ich stamme! Ungesättigt gleich der Flamme Glühe und verzehr‘ ich mich. Licht wird alles, was ich fasse, Kohle alles, was ich lasse: Flamme bin ich sicherlich.
Wie ein Wasserfall im Sturz langsamer und schwebender wird, so pflegt der große Mensch der Tat mit mehr Ruhe zu handeln, als seine stürmische Begierde vor der Tat es erwarten ließ.
Der Begriff „Besserung“ beruht auf der Voraussetzung eines normalen und starken Menschen, dessen Einzel-Handlung irgendwie wieder ausgeglichen werden soll, um ihn nicht zu verlieren, um ihn nicht als Feind zu haben…
In dein Auge schaut‘ ich jüngst, o Leben! Und ins Unergründliche schien ich mir da zu sinken.
Wenn das Haus brennt, vergisst man sogar das Mittagessen. – Ja: aber man holt es auf der Asche nach.
Gute Lieder wollen gut wiederhallen; nach guten Liedern soll man lange schweigen.
Die Welt in ihrer Tiefe verstehen heißt, den Widerspruch verstehen.
Der getretene Wurm krümmt sich. So ist es klug. Er verringert damit die Wahrscheinlichkeit, von Neuem getreten zu werden. In der Sprache der Moral: Demut.
Seines Todes ist man gewiß, warum sollte man nicht heiter sein?
Verbrennen musst du dich wollen in deiner eigenen Flamme. Wie wolltest du neu werden, wenn du nicht zuvor Asche geworden bist!
Das lehren die wahren Philosophen auch selber durch die Tat, dadurch, dass sie an der Verbesserung der sehr veränderlichen Einsicht der Menschen arbeiteten und ihre Weisheit nicht für sich behielten.
Gut Buch will Weile haben.
Die Ordnung ist eine Tugend der Mittelmäßigkeit.
Gegen einen Feind gibt es kein besseres Gegenmittel als einen zweiten Feind.
Ja, das Leben ist ein Weib!
Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist.
Wir sprechen von Natur und vergessen uns dabei: Wir selber sind Natur, quand même -. Folglich ist Natur etwas ganz anderes als das, was wir beim Nennen ihres Namens empfinden.
Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!
In Aphorismenbüchern gleich den meinigen stehen zwischen und hinter kurzen Aphorismen lauter verbotene lange Dinge und Gedankenketten.
Wenn Menschen auch noch so eng zusammengehören: es gibt innerhalb ihres gemeinsamen Horizontes doch noch alle vier Himmelsrichtungen, und in manchen Stunden merken sie es.
Was ist der Affe für den Menschen? Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham.
Hast du aber einen leidenden Freund, so sei seinem Leiden eine Ruhestätte, doch gleichsam ein hartes Bett, ein Feldbett: so wirst du ihm am besten nützen.
Die Deutschen – man hieß sie einst das Volk der Denker: Denken sie heute überhaupt noch?