Friedrich Hölderlin Zitate
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Denn, ihr Deutschen, auch ihr seid tatenarm und gedankenvoll.
Bestehet ja das Leben der Welt im Wechsel des Entfaltens und Verschließens, in Ausflug und in Rückkehr zu sich selbst, warum nicht auch das Herz des Menschen?
Wer nicht zweifelt, wird nicht überzeugt.
Aber schön ist auch die Zeit des Erwachens, wenn man nur zur Unzeit uns nicht weckt.
Was ist die Weisheit eines Buchs gegen die Weisheit eines Engels?
Daß der Mensch in seiner Jugend das Ziel so nahe glaubt! Es ist die schönste aller Täuschungen, womit die Natur der Schwachheit unseres Wesens aufhilft.
Wenn nicht die Nachwelt meine Richterin wird, wenn ich das mir nicht bald mit prophetischer Gewißheit sagen kann, so reiß ich jede Saite von meiner Leier und begrabe sie in den Schutt der Zeit.
Alles zu sein und ohne Götter, ist der Tod!
Ihr künftigen, ihr neuen Dioskuren, weilt ein wenig, wenn ihr vorüberkömmt, da, wo Hyperion schläft, weilt ahnend über des vergeßnen Mannes Asche, und sprecht: Es wäre wie unsereiner, wär er jetzt da!
Aus bloßem Verstande kömmt keine Philosophie, denn Philosophie ist mehr, denn nur die beschränkte Erkenntnis des Vorhandnen.
Du räumst dem Staate denn doch zu viel Gewalt ein. Er darf nicht fordern, was er nicht erzwingen kann. Was aber die Liebe gibt und der Geist, das läßt sich nicht erzwingen.
Not und Angst und Nacht sind eure Herren. Die sondern euch, die treiben euch mit Schlägen an einander.
Die Kunst ist der Übergang aus der Natur zur Bildung, und aus der Bildung zur Natur.
O es ist süß, so aus der Schale der Vergessenheit zu trinken.
Ich möchte der Kunst leben, an der mein Herz hängt, und muß mich herumarbeiten unter den Menschen, daß ich oft so herzlich lebensmüde bin. Und warum das Weil die Kunst wohl ihre Meister, aber den Schüler nicht ernährt.
Wir sind, wie die jungen Adler, die der Vater aus dem Neste jagt, daß sie im hohen Aether nach Beute suchen.
Es läutert sich alles Natürliche, und überall windet die Blüte des Lebens freier und freier vom gröbern Stoffe sich los.
Ich fürchte mich nicht vor dem, was zu fürchten ist, ich fürchte mich nur vor der Furcht.
Es wird nur eine Schönheit sein, und Menschheit und Natur wird sich vereinen in eine allumfassende Gottheit.
Für des Menschen wilde Brust ist keine Heimat möglich; und wie der Sonne Strahl die Pflanzen der Erde, die er entfaltete, wieder versengt, so tötet der Mensch die süßen Blumen, die an seiner Brust gedeihten, die Freuden der Verwandtschaft und der Liebe.
Wert ist der Schmerz, am Herzen der Menschen zu liegen, und dein Vertrauter zu sein, o Natur! Denn er nur führt von einer Wonne zur andern, und es ist kein andrer Gefährte denn er.
Glücklich sein heißt: schläfrig sein im Munde der Knechte. Glücklich sein! Mit ist, als hätt‘ ich Brei und laues Wasser auf der Zunge, wenn ihr mir sprecht vom Glücklichsein. So albern und so heillos ist das alles, wofür ihr hingebt eure Lorbeerkronen, eure Unsterblichkeit.
Suche dir Gut und Ehre nicht durch Trug und Gewalttätigkeit, sondern durch Arbeitsamkeit und Klugheit zu erwerben.
… und darum ist der Güter Gefährlichstes, die Sprache dem Menschen gegeben, damit er schaffend, zerstörend, und untergehened, und wiederkehrend zur ewiglebenden, zur Meisterin und Mutter, damit er zeuge, was er sei, geerbt zu haben, gelernt von ihr, ihr Göttlichstes, die allerhaltende Liebe.
Wir sprechen von unsrem Herzen, unsern Planen, als wären sie unser, und es ist doch eine fremde Gewalt, die uns herumwirft und ins Grab legt, wie es ihr gefällt, und von der wir nicht wissen, von wannen sie kommt, noch wohin sie geht.
Gut ist es, an andere sich zu halten, denn keiner trägt das Leben allein.
Nun versteh‘ ich den Menschen erst, da ich ferne von ihm und in der Einsamkeit lebe!
Es kommt und geht die Freude, doch gehört sie Sterblichen nicht eigen, und der Geist eilt ungefragt auf seinem Pfade weiter.
O wie hatten die alten Tyrannen so recht, Freundschaften, wie die unsere, zu verbieten! Da ist man stark, wie ein Halbgott, und duldet nichts Unverschämtes in seinem Bezirke!
Es ist eine Freude, sich dem Leser zu opfern, und sich mit ihm in die engen Schranken unserer noch kinderähnlichen Kultur zu begeben.
Das erst gibt dem Gold die Farbe der Sonne, daß man ins Feuer es wirft!
Ich liebe die große schöne Anlage auch in verdorbenen Menschen.
Es gibt Grade der Begeisterung. Von der Lustigkeit an, die wohl der unterste ist, bis zur Begeisterung des Feldherrn, der mitten in der Schlacht unter Besonnenheit den Genius mächtig erhält, gibt es eine unendliche Stufenleiter. Auf dieser auf- und abzusteigen, ist Beruf und Wonne des Dichters.
Wenn das Jagdhorn schallt, da fühlen sich die Jäger.
Gefahren zeugen Männerkräfte, Leiden erheben die Brust des Jünglings.
Es gibt ein Vergessen alles Daseins, ein Verstummen unseres Wesens, wo uns ist, als hätten wir alles gefunden.
Die üppige Kraft sucht eine Arbeit. Die jungen Lämmer stoßen sich die Stirnen an einander, wenn sie von der Mutter Milch gesättiget sind.
Nicht wahr, Diotima, wenn auch der Liebe sanftes Mondlicht untergeht, die höhern Sterne ihres Himmels leuchten noch immer?
Laß die Welt ihren Gang gehen, wenn er nicht aufgehalten werden kann, wir gehn den unsern.
Ein göttlich Wesen ist das Kind, solang es nicht in die Chamäleonsfarbe der Menschen getaucht ist.
Hätt‘ ich ein Reich zu errichten, und Mut und Kraft in mir, der Menschen Köpfe und Herzen zu lenken, so wäre das eines meiner ersten Gesetze -Jeder sei, wie er wirklich ist. Keiner rede, handle anders, als er denkt und ihm’s um’s Herz ist.
Alt zu werden unter jugendlichen Völkern, scheint mir eine Lust, doch alt zu werden, da wo alles alt ist, scheint mir schlimmer, denn alles.
Jeder hat seine Mysterien.
Mache dich nur mutig daran; am Höchsten übt sich die Kraft am besten.
Wie ein heulender Nordwind, fährt die Gegenwart über die Blüten unsers Geistes und versengt sie im Entstehen.
Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn, Die Götter schenken heiliges Leid uns auch. Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde Bin ich, zu lieben gemacht, zu leiden.
Die Priesterin darf aus dem Tempel nicht gehen. Du bewahrst die heilige Flamme, du bewahrst im Stillen das Schöne, daß ich es wieder finde bei dir.
Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Paradies zu machen.
Wer Äußerstes leidet, dem ist das Äußerste recht.
Ich hasse sie wie den Tod, alle die armseligen Mitteldinge von Etwas und Nichts. Meine Ganze Seele sträubt sich gegen das Wesenlose. Was mir nicht alles und ewig alles ist, ist mir nichts!