Friedrich Hebbel Zitate
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Die Geschichte ist für den Dichter ein Vehikel zur Verkörperung seiner Anschauungen und Ideen, nicht aber ist umgekehrt der Dichter der Auferstehungsengel der Geschichte.
Die Weiber haben den Zweck, jung zu sein!
Es wäre doch so unmöglich nicht, daß von der Läuterung des Einzelnen auch für das Ganze etwas abhinge, und mehr, als man sich im ersten Augenblick bei diesen Worten denkt.
Man sieht den Vogel meistens erst, wenn er davonfliegt.
Wo Mann und Weib sich fest umschlingen, da ist der Kreis, der feste Kreis geschlossen, in dem die höchsten Menschenfreuden wohnen.
Der Hauptreiz der Kindheit beruht darauf, daß alles, bis zu den Haustieren herab, freundlich und wohlwollend gegen die Kinder ist, denn daraus entspringt ein Gefühl der Sicherheit, das bei dem ersten Schritt in die feindliche Welt hinaus entweicht und nie zurückkehrt.
Das Unglück gebiert nur Zwillinge.
Wer nicht lächelnd opfert, der opfert nicht.
Leben heißt parteiisch sein.
Das Gefühl kann sich nicht zum Gegenstand seiner selbst machen, kann sich nicht, in den Spiegel schauend, belächeln, aber der Gedanke; dagegen kann das Gefühl erheuchelt werden, der Gedanke nicht.
Wie viele Lichter verdankens bloß ihrem Leuchter, daß man sie sieht.
Unser Leben ist der aufzuckende Schmerz einer Wunde.
Niemand ist so sehr Atheist, daß er nicht die christlichen Feiertage mitfeiern hülfe.
Das Auge ist der Punkt, in welchem Seele und Körper sich vermischen.
Daß der Mensch, der doch die Wahrheit so flieht, den Spiegel erfunden hat, ist die größte historische Merkwürdigkeit.
Man ward und wird im Dichterstand durchs Anerkennen anerkannt.
Wenn das reine Gemüt liebt, was es nicht lieben soll; kann es denn diese unfreiwillige Sünde nicht dadurch schön und herrlich büßen, daß es auf das ersehnte Freien Verzicht leistet?
Einen Menschen zum bloßen Mittel herabzuwürdigen: ärgste Sünde.
Viel besser, nie besitzen, als verlieren.
Wenn ich zwei Flügel hätt‘, ich schnitt sie ab.
Das Weib ist, wie der Weinstock, soll er Trauben bringen, so darf er nicht bluten.
Beleidigungen sollst du nicht rächen, sondern verhüten.
Die meisten Erfahrungen über mich selbst habe ich in Augenblicken gemacht, wo ich die Eigentümlichkeiten anderer Menschen erkannte.
Ein Mann mag dem andern seine Feigheit vergeben, nimmer ein Weib. Verzeihst du’s der Stütze, daß sie bricht?
Erst wenn der Mensch erwacht, räumt er dir ein, daß er geschlafen hat.
Wenn das Böse sich nicht zu irgendeiner Zeit ins Gute verwandeln müßte, so hätte es ebensoviel Anspruch auf Existenz, als das Gute.
Mancher glaubt schon darum höflich zu sein, weil er sich überhaupt noch der Worte und nicht der Fäuste bedient.
In dem Augenblick, in dem die Liebe ihr Alles gibt, macht sie zugleich bankrott.
Mitleid ist das billigste aller menschlichen Gefühle.
Vielleicht erfüllt nur derjenige den Zweck des Lebens, der mit der vollen Überzeugung, daß er nichts daran verliert, davon scheidet!
Nicht Stillstehen, nicht Fortgehen, nur Bewegung ist der Zweck des Lebens.
Ausgleichung Einem warf ich im Schiffbruch ein Brett zu. Vom Tode gerettet, sprach er: Was kostet das Brett? Dankbar bezahl‘ ich das Holz!
Jede Form ist ein Kerker.
Der Gedanke ist das Produkt der Individualität.
Adam und Eva konnten das Paradies nur verlieren, weil es Ihnen geschenkt war.
Manche Menschen sind die Zifferblätter der Zeit. Aber, es ändert die Zeit nicht, wenn man ihr Zifferblatt zerschlägt.
Die Begriffe der Menschen von den Dingen sind meistens nur ihre Urteile über die Dinge.
Die Poesie gehört dem Leben an und ist aufs Leben verwiesen.
Ich kann den Umgang aller Menschen entbehren, aber ich kann mich gegen keinen einzigen, mit dem ich umgehe, verschließen.
Nur in der Träne des Schmerzes spiegelt sich der Regenbogen einer besseren Welt.
Glaube, Liebe, Hoffnung: glaube, liebe Hoffnung!
Wenn mancher etwas wegwirft und sieht, daß einer es aufhebt, so reklamiert er’s wieder, denn dann ist er belehrt, daß es noch etwas taugt.
Viele Menschen verfluchen nicht das Leben, sondern ihr Leben.
[…] und so sicher wird ein Kunstverständiger für einen einzigen Nestroy’schen Witz de première qualité eine Million gewöhnlicher Jamben hingeben.
Ich halte es für schwerer, das Vaterunser zu beten, als alle Schlachten Napoleons zu gewinnen.
Weinen musst du im Himmel, und weinen musst du auf Erden, In dem nämlichen Tau spiegeln sich Wonne und Qual. Aber die Träne der Wonne verdunkelt sogleich dir den Himmel Während die Träne der Qual nie dir die Erde verhüllt.
Revolutionsfieber Freilich, ein Fieber des Volks, das revolutionäre, aber, wie seltsam, es stirbt immer der König daran!
Wie, wenn die Leute, die jetzt den Armen hinrichten lassen, weil er sich an ihrem Eigentum vergreift, einmal von den Armen hingerichtet würden, weil sie Eigentum besitzen? Das Recht des Besitzes hat scheußliche Konsequenzen.
Die Welt ist der Sündenfall Gottes.
Mit Geistesblitzen kann man die Welt erleuchten, aber keinen Ofen heizen.