Friedrich Hebbel Zitate
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Ein Mittel, dass unter allen Umständen wirken soll, muss aus dem erkrankten Individuum selbst gewonnen werden.
Leicht ist ein Sumpf zu verhüten, doch ist er einmal entstanden, so verhütet kein Gott Schlangen und Molche in ihm.
Schmerz ist der Durst nach Wonnen. Willst du den Durst verfluchen? Er deutet auf den Brunnen; den Brunnen sollst du suchen.
Jeder große Mensch fällt durch sein eignes Schwert. Nur weiß es niemand.
Sich selbst etwas versprechen und es nicht halten, ist der nächste Weg zur Nullität und Charakterlosigkeit.
Die Naturwissenschaft gibt den besten Maßstab für die Fortschritte der Menschheit ab: nur, soweit sie die Natur kennt, kennt sie sich selbst.
Der Astronom studiert im Himmel die Wunder der Schöpfung; der Bauer schaut hinauf, ob’s wohl Regen gibt.
Das Leben ist die Kategorie der Möglichkeit. Das Leben ist nie etwas, es ist nur die Gelegenheit zu einem Etwas.
Nichts empört die Menschen mehr, als wenn man aus ihren eigenen Behauptungen die Konsequenzen zieht, sie zu widerlegen. Und freilich heißt das auch selbst den Hanf zum Strick herausgeben müssen.
Der Pedantismus wurzelt im Herzen, nicht im Geist.
Es gibt Bühnenstücke, denen gegenüber nur das Publikum durchfallen kann.
Die Menschheit hat immer ein höchstes Haupt, aber wie selten kennt sie ihren König!
Das nächste Ziel mit Lust und Freude, mit aller Kraft zu verfolgen, ist der einzige Weg, das fernste zu erreichen.
Dichten heißt, sich ermorden.
Die Rache hat keine Grenzen, denn die Sünde hat keine.
Nur weil es Edelsteine gibt und Gold, gibt’s Räuber.
Das Tunkönnen ist oft die Strafe für das Tunwollen.
Der Fleiß bringt heimlichen Segen, wenn du arbeitest mit Lust.
Es ist leicht, zu sagen: ich bin nicht Kaiser von Öst[er]reich; wenn man nur hinzusetzen darf: ich bin Kaiser von Russland.
Der Schmerz liegt überhaupt in der Dauer, die Freude im Augenblick.
Kinder sind Scharaden, die den Eltern aufgegeben werden.
Egoisten sind alle. Der schlimmste aber ist jener, welcher nicht glaubt es zu sein, weil es an Maß ihm gebricht.
Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.
Alles auf Erden gibt sich die Hand nur für kurze Zeit.
Wie kommt nur, daß alles, was auf der Welt bedeutend war, in dieser Sache so denkt wie ich?
Niemand spricht eine Wahrheit aus, die er nicht mit einem Irrtum verzollen müßte.
Man straft keinen Menschen dafür, daß er häßlich ist; warum dafür, daß er nicht gut ist?
Ich will meiner Not nichts verdanken, als höchstens meinen Charakter.
Ich bin überzeugt, aufs innigste überzeugt, das Leben ist auf die Dauer gegen niemanden ungerecht.
Wer die Menschheit auf ihre Grenzen zurückweist, der erwirbt sich ein größeres Verdienst, als wer sie bei ihrem Streben gegen das Unermeßliche unterstützt.
Ohrfeigen mögen aus Mißverständnis gegeben werden, fallen aber Köpfe, so wollen wir wissen, wofür.
Und wer Sterne entdecken will, lerne Brillen schleifen.
Die meisten sind, der Schönheit gegenüber, Feuer, die wenigsten Verehrer.
Das Unglück, das den Menschen trifft, ist wie eine Krankheit zu betrachten, auf die die Gesundheit, und oft sogar die verdoppelte, folgt; aber wie wird er bei noch so viel Glück der innern Niedrigkeit los, wenn sie mit ihm geboren ist?
Der Philister hat oft in der Sache recht, nie in den Gründen.
Der Traum als Prophet Was dir begegnen wird, wie sollte der Traum es dir sagen? Was du tun wirst, das zeigt er schon eher dir an.
Manches, was man ohne Grund verwirft, muß man studieren, um es – mit Grund verwerfen zu können.
„Ich bin kein Adler!“ sagte der Strauß. Alles bewunderte ihn wegen seiner Bescheidenheit. Er aber machte ein dumm Gesicht, denn er hatte hinzufügen wollen: „Darum kann ich nicht allein vortrefflich fliegen, sondern auch vortrefflich gehen!“
Die erste wahnsinnige Liebe, so spurlos sie gewöhnlich vorübergeht, und von so lächerlichen Erscheinungen sie begleitet wird, ist doch vielleicht das Ernhafteste am ganzen Leben; wenigstens wird durch nichts jede Kraft des Menschen so aufs äußerste angespannt als durch sie.
Religion ist die höchste Eitelkeit.
Vor einer hohen Freude zittert der Mensch fast so sehr, wie vor einem großen Schmerz; da mag er fürchten, die Traube des Lebens auf einmal zu pflücken und den dürren Stock in der Hand zu behalten.
Auf Selbstgenuß ist die Natur gerichtet, und alle ihre Geschöpfe sind nur Zungen, womit sie sich selbst schmeckt.
Unser Hauptfehler ist, daß wir unser bißchen Bewußtsein über den Moment zu einem Bewußtsein über alle Zukunft ausdehnen möchten. Keine schönere Naturen, als diejenigen, die sich ohne Dumpfheit und Frechheit in gläubigem Vertrauen ans Leben hingeben.
Wer leben will, muß das Fieber riskieren.
Spielende Kinder sind lebendig gewordene Freuden.
Die Welt verliert (im Toten) nur einen Menschen; aber der Mensch verliert die Welt.
Spei‘ ihn an und reiche ihm dann ein Taschentuch zum Abtrocknen, so bedankt er sich noch.
Ein Mann muß scheiden, eh‘ ins Auge ihm die Tränen treten.
Das Leben ist vielleicht auch nur ein höchster Begriff, wie Raum und Zeit; es ist die Kategorie der Möglichkeit.
Es ist schlimm, das Ideal hinter sich zu haben.