Franz Werfel Zitate
Die Gesichtszüge der Zeit verraten eine düster kaltschnäuzige Anbetung alles Unangenehmen.
Fremdsein ist eine gewaltiges Handwerk, das Fleiß und Fertigkeit erfordert.
Der Trick der Schöpfung ist satanisch witzig. Das Weib bleibt vorher kühl, der Mann ist hitzig. Sie glüht nachher und er sieht auf die Uhr. So stirbt Betrug nicht aus und nicht Natur!
Mein Leben! Immer wieder komme ich in eine unbekannte Stadt und bin fremd. Auch im Jenseits werde ich nur ein Zugereister oder Refugie sein!
Der Nationalismus hat es sehr leicht, als Religionsersatz zu dienen. Er ist ein ziemlich kostenloser Affekt, denn das Verdienst, einer Nation anzugehören, hängt nur von der Leistung des Geborenwerdens ab.
Ich habe inzwischen gelernt, daß es nicht nur eine Torheit, sondern auch eine anmaßende Selbstüberschätzung ist, den herrschenden Zeitgeist aus seiner Richtung drängen zu wollen.
Die Schriftsteller können sich nur in zwei literarischen Grundformen ausdrücken, in der Form des Unterhaltens und in der Form des Bekennens.
Religion ist das unaufhörliche Zwiegespräch der Menschheit mit Gott. Kunst ist ihr Selbstgespräch.
Giuseppe Verdi ist der letzte Volks- und Menschheitskünstler, ein herrlicher Anachronismus des Jahrhunderts.
Wenn die Seele sich auf einen Augenblick ihrer eigenen Unendlichkeit hingibt, dann und dort ist Stille.
Ich trinke, folglich bin ich.
Kein Unglück ist in Wirklichkeit so groß wie unsere Angst.
Die Tragödie – Vater und Sohn – ist wie jede andere über einer Schuld gebaut. Wollen Sie die Schuld dieser allgemeinen menschlichen Tragödie wissen? – Sie heißt: gierig unstillbare Autoritätssucht, sie heißt: Nicht-beizeiten-Resignieren-Können!
Nur der Anachronismus hat eine Chance, die Epoche zu überdauern.
Die Sprachen sind nicht nur der Ausdruck derer, die sie sprechen, sondern zugleich auch die geheime Wahrheit über diese selbst.
Was wir Aberglauben nennen, das ist oft nur das Zittern und Wallen der erwärmten Luft um die aufrechte Flamme des Glaubens.
Mensch sein heißt, dem Leben ein Gleichnis entgegensetzen.
Der sicherste Reichtum ist die Armut an Bedürfnissen.
Jeder Mensch ist eine Melodie. Lieben heißt: sie innehaben. Ich bin für dich, du bist für mich ein Lied.
Müßiggang ist allen Geistes Anfang.
Die Welt fängt im Menschen an.
Dass es die Todesstrafe gibt, ist weniger bezeichnend für unsere Gesittung, als dass sich Henker finden.
Da der Mensch selbst nur ein Kurzschluß ist zwischen Oben und Unten, so bringt ers zu nichts besserem als zum Funken, der alle Sicherungen durchbrennt, das heißt zum Gedanken.
Zwischen zu früh und zu spät liegt immer nur ein Augenblick.
Die Welt hat sich auf die Begriffe RECHTS und LINKS versteift und dabei vergessen, dass es auch ein OBEN und UNTEN gibt.
Von Zielchen zu Zielchen mit keuchender Brust. Nur das hilft dem Menschen über seine ungeheuerliche Situation hinweg.
Lieber ein Jahr zu früh als einen Tag zu spät.
Gott verzeiht nicht, was die Menschen verzeihen. Die Menschen verzeihen nicht, was Gott verzeiht.
Wehe dem Menschen, dem ungläubigen und dem gläubigen, an dem im Geistigen nicht mehr zu rütteln ist.
Man könnte fast ein Gesetz statuieren: Die Realität nimmt mit dem Vollkommensheitsgrad ihrer technischen Bewältigung quadratisch ab.
Wir aber, die wir das Leben verteidigen wollen, wir müssen uns sammeln, wir müssen eine Masse bilden, eine aufrührerische Irredenta der Weltfreundschaft gegen die Weltverödung.