Fanny zu Reventlow Zitate
Es gibt immer Erlebnisse, von denen man nie und nimmer reden kann, und doch jemand wünschte, der es schweigend verstünde, ohne daran zu rühren.
Jede [Frau], auch die hypermodernste, hat wenigstens in frühester Jugend einmal ein […] Gretchenstadium durchgemacht. Aber wer nicht zum chronischen Gretchen veranlagt ist, und das sind nicht viele, ist damit fertig, ehe die Heirat in Frage kommt.
Zu tausend Dingen bin ich ja nicht gekommen bei meinem sonderbaren Leben; und hätte doch zu tausend Dingen Talent gehabt.
Die beste Vorsorge für das Alter ist, daß man sich nichts entgehen läßt, was Freude macht. Dann wird man später die nötige Müdigkeit haben und kein Bedauern, daß die Zeit um ist.
Auf einmal in einem ganzen Wirbel drin von Aventüren. Ach, wie ist es gut, wenn einem der moralische Halt so gänzlich fehlt.
Menschen im allgemeinen werden mir immer unerträglicher.
Warum eigentlich macht mich die Einsamkeit verzweifelt? Es gibt ja Menschen genug, die ich um mich haben könnte, wenn ich sie rufe. Aber ich will sie alle nicht.
Könnte ich leben, ohne zu arbeiten, ich wäre das glücklichste Wesen unter der Sonne.
Schrecklicher Gedanke, diese wundervolle Welt mit allen Schmerzen und Freuden einmal zu verlassen.
Es hat noch niemand in meiner Haut gesteckt.
Wer Gott sieht, stirbt.
Wenn mir ein Schmerz widerfahren ist, fasst mich immer ein doppeltes Verlangen nach Leben – nie eigentlich Resignation.
Das Gefühl von Glück und Fülle ist ganz unabhängig von wirklichem Erleben? Aber in welcher Sphäre liegt es dann, und warum ist es manchmal in uns und manchmal wieder unerreichbar?
Es ist doch eigentlich der Hauptinhalt im Leben: Sehnsucht und wieder Sehnsucht.
Die Bejahung des Lebens ist immer ein Siegesgefühl.
Ich habe so selten einmal Zeit zum Träumen und doch so viele Träume.
Manchmal wollt ich, ich wäre alt, und alles schwiege schon in mir.
Durch dieses Fenster hineinschauen, wo mein Kind im Bett liegt und auf mich wartet, das ist mein Kaiserreich!
Wir wollen mit dem, was nun einmal sein muß, rechnen, nicht mit dem, was gewesen ist und womit wir denn nun abschließen müssen. Ist nicht die Hauptsumme dieses Jahres Glück und Liebe gewesen, und das bleibt uns ja und außerdem Arbeit füreinander und an uns.
Wenn man sich zum Mut zwingt, kommt er schließlich doch von selbst wieder.
Man ergebe sich in sein Schicksal, wenn man kein anderes hat.
Vielleicht brächte ich es so weit, in Glanz zu leben, aber ich hätte dann alles andere nicht, meine absolute Freiheit und mein Leben für mich.
Alles Fühlende leidet in mir, aber mein Wille ist stets mein Bezwinger und Freudenbringer.
Die geschlechtliche Attacke ist die Urleistung des Mannes, die nur er auszuüben vermag und von der aus sich sein ganzes Wesen und seine ganze Stellung in der Welt gebildet und entwickelt hat. – Das Weib erwartet, verlangt, sie gibt sich ihr hin. Das ist seine Funktion.
Eigentlich ist jeder Tag wie eine große Schlacht mit einigen kleinen Lichtblicken.
Hier und da ist es wirklich ein großes Vergnügen, nur langweilig und korrekt zu sein.
Ich bin so reich nach allen Seiten, und mir fehlt so viel.
Mich reuen die Sünden, die ich nicht beging.
Ob man einmal aus andern Menschen klug werden kann? Mir kommt’s immer vor, als ob sie alle im Zickzack empfänden und dächten.
Mich hat der liebe Gott aus allen Widersprüchen geschaffen, die er hatte.
Es ist doch unter aller Menschenwürde, krank und abhängig zu sein.
Warum zanken wir dummen Menschen uns, warum sich von dem kurzen Leben auch nur eine Minute verderben?
Ach, diese dumme Gefälligkeit, sobald jemand was will, sagt man ja.
Nur nicht denken, nicht immerfort dran denken. Nicht an Tod und Sterben denken.
So ganz einsame Tage sind doch etwas Herrliches.
Welcher Mann würde nicht durchbrennen, wenn „sie“ es nicht wollte?
Wehgeheul ist dumm und überflüssig.
Ich darf nur lieben, aber niemals jemandem gehören.
Warum kann man mit fünfunddreißig Jahren nicht so gut anfangen wie mit zehn?
Das Heimweh hört doch nie auf.
Ich kann nicht brechen das ist eben das Schlimme. Ich zerbreche nie, bin der prädestinierte Phönix.
Ich weiß, daß das Leben immer wieder von vorn anfängt, immer wieder neu, immer, und man ist wieder jung.
Gehörst du einmal zum Zirkus, so spring durch Reifen und schlage Purzelbäume – ja, aber wir haben manchmal gar keine Lust, wir wollen zur Abwechslung auch einmal Zuschauer sein, in der Loge sitzen und Konversation machen.
Aber für jedes wahrhaft erotisch empfindende Weib liegt gerade ein unendlich feiner Reiz darin, den stärkeren Gegner im Liebeskampf anzureizen, zu versuchen und sich ihm dann in selbstvergessnem Rausch zu schenken.
Nichts ist edler als Übeltaten zu verzeihen, die uns nicht betreffen.
Im allgemeinen hat die Frau von heutzutage es aufgegeben, „Gretchen“ zu mimen. Es liegt ihr nicht mehr, und man verlangt auch nicht mehr danach.
Es mag ja manche Frauen geben, die in einem bestimmten Mann, und zwar ist es meist der Gatte, nur den „guten Kerl“ sehen, über den sie sich gelegentlich lustig machen, aber im Grunde imponiert ihr der Mann als solcher doch stets – vorausgesetzt, daß er die Bezeichnung Mann wirklich verdient.
Erst dann hört man auf, jung zu sein, wenn ein Verlangen nach dem andern Abschied nimmt oder totgemacht wird.
Meine Wohnung kommt mir vor wie ein Heiligtum. Ich mag nur Menschen drin sehn, die ich mag. Alle anderen weise ich ab.