Ernst Reinhardt Zitate
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Es gibt genug Geistesblitze, aber auch Blitzableiter, die sie in den Boden lenken.
Die öffentliche ist nicht die einzige offene Hand: Das Sponsoring blüht.
Wir müssen zu uns selbst stehen, aber nicht bei uns stehen bleiben.
Ideale zu verfolgen, macht das Leben menschlich. Ihre Erfüllung zu erzwingen, macht es unmenschlich.
Wer es nicht zu Ruhm bringt, legt doppelten Wert auf seine Ehre.
Die Boulevardpresse ist das Reich der ersehnten Freuden und der Sorgen, die man haben möchte.
Der Aphoristiker entdeckt im Einzelnen das Allgemeine.
Gelassenheit nimmt das Leben ernst, aber nicht schwer.
Was wäre aus der Kultur geworden ohne die kleinen Fürsten, die sich nur Kunst und keine Kriege leisten konnten!
Viele wissen, was sie wollen, aber erreichen es nicht – verhindert durch Unannehmlichkeiten oder verlockt durch Annehmlichkeiten.
Ein gute, aber schwierige Kombination: idealistische Zwecke mit realistischen Mitteln verfolgen.
Vielen Künstlern ist ihr Lebenswerk besser gelungen als ihr Leben.
„Aller Anfang ist schwer“, jedes Durchhalten schwerer.
Wer immer tadelt, errichtet eine Kulisse, vor der er selber als tadellos erscheint.
Die meisten Menschen schöpfen nur ihre Kräfte aus, nicht aber ihre Gaben.
Macht hat die Tendenz, sich zu konzentrieren, Gewalt, sich auszubreiten.
Der Aphorismus ist die abwechslungsreichste Literaturgattung: Nach jedem Satz wechselt das Thema.
Wie viel Unheil ist in die Welt gekommen durch Versuche, Unheil aus der Welt zu schaffen.
Der Übergang von der Jugend zum Erwachsensein vollzieht sich, wenn das grenzenlose Leben zum begrenzten wird.
Im religiösen Bereich wächst statt der Toleranz die Indifferenz.
In der Kunst kommt es nicht darauf an, Gefühle auszudrücken, sondern sie auszulösen.
Die wenigen Frauen, die zum „Herr“schen kamen, haben ihren Mann gestellt.
Eine Lebensaufgabe ist das beste Mittel, im Leben nicht aufzugeben.
In der Jugend vergehen die Tage, aber nicht die Jahre. Im Alter vergehen die Jahre, aber nicht die Tage.
Viele benutzen Zeit wie traditionelle Maler die Leinwand: Jedes Stückchen muß ausgefüllt sein.
Im Krieg richten Dummheit und Genialität den gleichen Schaden an.
Im Lauf der Dezennien ist der Mensch Herr der Geschichte, im Gang der Äonen ihr Produkt.
Freiheit und Sicherheit sind zwei Grundbedürfnisse des Menschen, die sich nicht ausschließen, aber begrenzen.
Der Aphoristiker zieht das Fazit der Dinge und überlässt alles andere dem Leser.
Wenn man auf die Frage Wie geht’s? sagt, wie es einem geht, geht das meistens zu weit.
Überlebtes verschwindet lautlos, Totgesagtes kann sich oft halten.
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, aber manchmal wachsen diese schneller als er.
Nicht die Zeit vergeht, nur unsere Zeit.
Junge Menschen wissen oft nicht, was sie tun, alte nicht, was sie tun sollen.
Gute Gespräche setzen sich in Gedanken fort.
Echter Glaube geht über die Fakten hinaus, aber nicht über sie hinweg.
Manchen geht es nur darum nie gut, weil sie stets auf Besseres warten.
Geld ist das beste Mittel – leider zu jedem Zweck.
Macht wird meist als Lust, Verantwortung als Last empfunden.
Für Fundamentalisten sind die Fundamente das fertige Haus.
Die Menschenrechte sind deklariert. Die Menschenpflichten stehen zwischen den Zeilen.
Die gefährlichsten Dinge sind jene, die wir nach bestem Wissen, aber nicht mit bestem Gewissen tun.
Der Kampf um die Freiheit eint ein Volk, ihr Gebrauch macht es uneins.
Eroberungen schließen stets Erniedrigungen ein.
Der Individualismus ist die Notwehr des Einzelnen gegen seine Bedeutungslosigkeit in der Masse.
Es gibt mehr Menschen mit Sendungsbewußtsein als mit einer Sendung.
Die Psychologie sagt, warum etwas so ist, wie es nicht sein sollte. Die Philosophie sagt, warum etwas so sein sollte, wie es nicht ist.
Der Aphoristiker will etwas aussprechen, ohne es auszuführen.
Wenn die Gegenseite ausgespielt hat, kommen beim Fußball die Tore und in der Politik die Torheiten.
Die Selbstkritik entschuldigt die Kritik an andern, ohne sie zu entschärfen.