Ernst Reinhardt Zitate
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Bekämpft man etwas, das man nicht will, fördert man oft etwas, das man aus anderen Gründen nicht will.
Triumphbogen: Feier des Kriegsruhms als Selbstzweck.
Wer nicht aufsteigen kann, sucht wenigstens aufzufallen.
Sokrates wurde als Verderber der Jugend zum Tode verurteilt. Erstaunliche Jugend, die dem Einfluß eines Philosophen erlag.
Die Unruhe der Uhr garantiert den ruhigen Gang der Zeit.
Die Vernunft muß die Entscheidungen des Verstandes ratifizieren.
Der Aphorismus ist kein Fragment, sondern die kürzeste Formulierung eines abgeschlossenen Gedankens.
Die meisten Individualisten hoffen, allein bestimmen zu können, aber nicht allein bleiben zu müssen.
Sich selbst treu bleiben heißt, nur die Wandlungen zu vollziehen, die das Gewissen befiehlt.
Eine harmonische Beziehung heißt nicht nur, sich über alles verständigen zu können, sondern sich in vielem schweigend zu verstehen.
Die Aufklärer hatten ein positiveres Menschenbild als wir, die Aufgeklärten.
Bei Politikern sind Aussagen und Ausreden oft schwer zu unterscheiden.
Viele sagen, was sie denken, aber bedenken nicht, was sie sagen.
Auch der Suche zu bleiben, ohne zu finden, ist besser, als nur das Gefundene zu hüten.
Die Pensionierung ist für viele der Übergang vom Betrieb zur Betriebsamkeit.
Wer zahlt, befiehlt. Aber nicht jeder, der befiehlt, zahlt.
Wir lehnen die ab, die sich aufzuspielen suchen, aber bewundern jene, die sich zu inszenieren verstehen.
Der Wunsch, alt zu werden, ist meist schöner als die Erfüllung, alt zu sein.
Auch Meinungsverschiedenheiten sind Berührungspunkte, an denen sich der Zusammenhalt erproben lässt.
„Würde bringt Bürde.“ Unwürdigkeit ist Bürde.
Das Unglück der Menschen besteht nicht selten darin, dass er nicht kann, was er will, und nicht will, was er kann.
Der Mensch spricht vom „tierischen Ernst“, hält sich aber Tiere zu Spiel und Spaß.
Television: Die Visionen sind in die Ferne gerückt.
Wer den Egoismus der meisten Wähler bedenkt, hat an der Urne die besten Chancen.
Der Aphorismus ist die strengste Literaturform: Man merkt jeden nichtssagenden Satz.
Der Streit der Kulturen wird mit wenig Streitkultur ausgetragen.
Feinde kann man besiegen, die Feindschaft bleibt.
Manche Menschen glauben zu lange, daß sie das Leben noch vor sich haben. Andere denken zu früh, daß sie es schon hinter sich haben.
Nach Kriegen zählt man nur die toten Menschen, nicht die gestorbenen Träume.
Was ist Fortschritt anderes, als immer mehr Irrtümer einzusehen und immer weniger zu begehen?
Wer keine Worte verlieren will, hat sie meist noch gar nicht gefunden.
Der Aphoristiker hält mehr von Maximen als von Maximierungen.
Schlechte Friedensschlüsse waren stets gute Voraussetzungen für neue Kriege.
Wer sich in der Lebensmitte fragt: „war das schon alles?“, hat ich für die erste Hälfte zu viel und für die zweite zu wenig vorgenommen.
Die meisten Menschen verlassen heute das Zeitliche, ohne es zu segnen.
Biodiversität: Die Vielfalt der Natur muss geschützt werden vor der Einfalt des Menschen.
Sensibel zu reagieren gilt als Freiheit; sensibel zu agieren als Ängstlichkeit.
Verständigung untereinander ist gut, Verständnis füreinander besser.
Der Rentner will seine Ruhe haben oder seine Unruhe selber wählen.
Viele Kriege gingen verloren, weil sich die Feldherren mehr für Vormarsch als für Nachschub interessierten.
Überraschung im Ruhestand: Wenn man endlich zu dem kommt, wozu man nie gekommen ist, merkt man, daß man zu manchem gar nicht mehr kommen will.
Bei wie vielen Verlusten ist ein Sieg noch ein Gewinn?
Wandlungen der Liebe: Hast du mich gern? Wenn du mich gern hast… Du kannst mich gern haben!
Was uns wichtig ist, darf nicht so gewichtig sein, daß es uns erdrückt.
Selbsterkenntnis und Selbstbewusstsein sind beide wichtig, aber nicht immer fördern sie einander.
Die meisten Attentate der Geschichte haben ihr Opfer und fast alle ihr Ziel verfehlt.
Der Aphoristiker schreibt, was ihm auffällt, der Romancier, was ihm einfällt.
Pflücke den Tag, aber ohne die Wurzel für morgen.
Altersfehler: Oft steht das Bemühen um Jugendlichkeit der Entfaltung der Reife entgegen.
Herrscherträume waren stets das Haupthindernis für die Erfüllung von Volksträumen.