Ernst Reinhardt Zitate
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Wer die Macht hat, meint leicht, er habe auch die Herrlichkeit.
Die Menschen, die am meisten auf dem Gewissen hätten, haben keins.
Am sympathischsten sind uns die Menschen, die halten, was wir uns von ihnen versprechen.
Namen sind Schall und Rauch – ausser dem Namen, den man sich gemacht hat.
Flexibilität: Es muß nicht auf Biegen und Brechen gehen. Auf Biegen genügt.
Die Verliebtheit ist der Vorschuß, aus dem das Kapital der Liebe wächst.
Gegen das Recht verstößt nicht nur, wer es bricht, sondern auch, wer es mißbraucht.
Die Kirche tut sich schwer, mit der Zeit zu gehen, denn durch Jahrhunderte ging die Zeit nach ihr.
Um das Leben recht zu beginnen und gut zu beschließen, braucht es nicht bloss Sicherheit, sondern Geborgenheit.
„Unruhestand“: An die Stelle des Leistungsausweises ist der Aktivitätsausweis getreten.
Wahre Menschlichkeit besteht in der Kunst, sowohl in sich zu gehen als auch aus sich herauszugehen. Wenige können beides.
Wir kommunizieren denkpausenlos.
Wer sich verliebt, verliert sich. Aber wahre Liebe führt ihn zu sich selbst zurück.
Das Fernsehen geht nach Einfaltquoten.
Je weniger wir die Dinge reifen lassen, desto öfter müssen wir in einen sauren Apfel beißen.
Das beschleunigte Lebenstempo macht alles kurzfristiger, aber nicht kurzweiliger.
Wenn die Bedürftigkeit abnimmt, nehmen die Bedürfnisse zu.
Man muß nicht die Schnelligkeit steigern oder die Langsamkeit pflegen, sondern den Rhythmus finden.
Man geht lieber an sein Tagwerk, wenn es zu einem Lebenswerk gehört.
Der Aphoristiker belächelt das allzu Menschliche und beklagt das zu wenig Menschliche.
Die Spiegel, die uns andere vorhalten, sind stets in deren Rahmen gefasst.
„Alles fließt“ wäre der ideale Zustand der Welt, aber leider stockt zu viel.
Verliebtheit bezieht sich auf das, was man im andern sieht, Liebe auf das, was man von ihm weiß.
Die Demokratie ist eine Staatsform voller Probleme, die Diktatur ist ein Problem.
Die Diskretion ist am größten da, wo das Interesse am kleinsten ist.
Zwei Dinge beschäftigen den Menschen vor allem: Informationen über das Unglück anderer und Instruktionen für das eigene Glück.
Politik geht von Machtzentren, Kultur von Kraftzentren aus.
Von den gescheiterten Ideen waren viele nicht falsch, aber zu anfällig für den Mißbrauch.
Das Gefühl der Macht verdrängt das Bewußtsein der Verantwortung.
Wir wollen uns nicht belehren lassen, aber auch nicht als unbelehrbar gelten.
Die Proletarier aller Länder konnten sich nicht vereinigen. Den Aktionären ist es ein Leichtes.
Naturkatastrophen: Die Erde geht von der Evolution zur Revolution über.
Pluralismus auf engstem Raum: zwei Seelen in der menschlichen Brust, die sich nicht trennen wollen.
Der Weg ist das Ziel, aber was weist den Weg?
Weltverbesserer sind nötig. Denn wer wollte die Welt nicht für verbesserungsbedürftig halten oder annehmen, sie verbessere sich selbst?
Wir sollten, was uns der Zufall bringt, in die Hand nehmen und nicht, was wir in der Hand haben, dem Zufall überlassen.
Freiheit: Man kann tun, was man will. Selbstverwirklichung: Man will tun, was man kann.
Wie viel Wissen erwerben wir nur, weil wir nicht unwissend erscheinen möchten?
Die Aufklärung hat es heute schwer, da sie einer bewaffneten Unvernunft gegenübersteht.
Sprachliche Geschlechterrollen: Vaterland suggeriert Verteidigung, Muttersprache Verständigung.
Viele Versuche, die Welt zu verbessern, haben die Lage der Menschen verschlechtert.
Der Aphoristiker will Wahrheiten aufzeigen und nicht Tatbestände nachweisen.
Durch Kommunikation können Ansichten zu Einsichten werden.
Heimat ist der Ort, der uns nicht nur Geborgenheit, sondern auch Aufbruch und Rückkehr gewährt.
„Gottseidank!“ ist das kürzeste Dankgebet.
Worin die Menschen zu versagen pflegen, das werten sie zur Entlastung ab.
Der Rechtsstaat kann nicht alles leisten, aber wenigstens verhindern, daß sich einige alles leisten können.
Was befriedigt mehr: Ein vollendetes Werk schaffen oder etwas ins Leben rufen, das weitergeht?
Die ideale Verbindung ist die zwischen Menschen, die bereit sind, sich zu ändern, aber entschlossen, sich selbst treu zu bleiben.
Der Zusammenhang in der Liebe sollte stets auf Anziehung, nie auf Anbindung beruhen.