Emil Gött Zitate
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Eine Erkenntnis geht manchmal über uns nieder wie ein Wolkenbruch über eine Landschaft – man erkennt sie nachher nicht wieder.
Welch Unglück, daß das gute Gewissen ein sanftes Ruhekissen ist. Solch Komfort lockt die Tugend, reichlich oft zu schlafen.
Vernichte ein Atom und es reißt die Welt nach sich.
Gefühl von Grenze darf nicht heißen: hier bist du zu Ende, sondern: hier hast du noch zu wachsen.
Von zwei Narren hält der größere den kleineren für den größeren.
In der Spezialisierung betäubt die Wissenschaft ihr Gewissen. Parzellierte Verantwortung.
Man glaubt zu glauben, aber auch zu unglauben.
Wie vieles erklären wir für Unsinn, wovon und wofür nur uns der Sinn abgeht!
In Deutschland ist man charakterlos, wenn man von den Ereignissen lernt und sich nach ihnen wandelt.
Selbsterkenntnis ist unser Maß für unser Weltverständnis.
Setze den Gott, mit dem du unzufrieden bist, immerhin ab, sorg aber für einen würdigeren Thronfolger.
Je rücksichtsloser einer ist, um so empfindlicher pflegt er zu sein.
Was ihr greift, greift fest – mit leichter Hand, willig zum Loslassen in der Stunde des Abschieds.
Seelenruhe! – Es gibt eine Ruhe, die Faulheit ist! Innerer Friede! – Es gibt manchen Frieden, der schmachvoll ist. Seinen Frieden muß man ersiegen oder doch erkämpfen.
Wer ein volles Gefäß trägt, muß das Gedränge vermeiden, und wessen Seele am Überlaufen ist, einsame Wege gehn.
Entsagung ist erst etwas, wenn kein Feuer dabei erlischt.
Entscheidender Energieunterschied: Die Barbarei will siegen, die Zivilisation möchte nicht verlieren.
Historische Anrechte sind gewöhnlich historische Unrechte.
Das Leben ist nichts als ein Weg, um etwas zu werden.
Wenn eine Liebe nicht täglich neu erweckt wird, schläft sie bald ganz ein.
Schwester Ruhe schöpft mehr klares Wasser aus dem Quell mit einem Löffel, als Bruder Sturm mit einem Kruge.
Bleibe jeder mir ferne, der meint, ich sei für seine Langeweile gerade gut.
Die Achselstücke der Bourgeoisie bezeichnen die Gehaltsgruppe des Trägers.
Barbarei und Zivilisation – Vorgericht und Nachspeise der Kultur.
Es ist leicht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, das man mit anderen treibt.
Was du hast, hat auch dich, was du willst, fängt an zu befehlen.
Kleine Töpfe sind leicht zu füllen – Geheimnis der Nichtverzweiflung kleiner Leute.
Urteil kommt zuwege durch Stillstand der Kritik.
Einsamkeit ist ein köstlicher Balsam auf die wunde Haut der Seele; aber im Übermaß aufgetragen reizt er vielleicht mehr als er lindert.
Durchsichtig wie der edelste Kristall muß um mich stehn und leuchten rings das All. Kein dunkler Fleck darf fürder an ihn sein. Wie schaff ich das? – Ich glüh‘ mich selber rein!
Gut sein ist eigentlich das Wenigste, was wir von uns verlangen können. Es ist nur eine Verfassung, eine Grundstimmung zu dem Leben, das wir durch Gut tun zu errichten hätten.
Leben, ist das nicht: die Kunst zu sterben? Oder ist dieses lange Sterben nicht der Boden für die Kunst, zu leben?
Des Glückes größter Feind ist die Begierde.
Am feinsten lügt das Plausible.
Schenke und laß dir schenken. Es wird ein seliges Nehmen sein.
Ausgesprochenen Bösewichtern mißtraut der Teufel, Übertreibung wechselt zu leicht die Partei.
Dem Glücke feind, sein Leben nur als Frucht der Arbeit, erfüllter Pflichten nehmen.
Eine Sünde, die mich weckt, ist besser als eine Tugend, bei der ich einschlafe.
Eine fast widerliche Eigenschaft des Mannes ist, dass er mit schnellfertiger Verachtung vom Weibe alle die Tugenden verlangt, die er selbst an sich ersehnt.
Ist es nicht rührend, wie unsere kleinen Laster die Nachbarn anheimeln?
Es verlassen mehr steigende Engel weinend, ausgestoßen von den Menschen, die sie lieben, die Erde, um heimzukehren, als gefallene aus dem Paradiese stürzen.
Mancher, der zu feig oder faul ist, uns ein Feind zu sein, wird unser Freund. Es ist die bequemste Art, uns zu drücken.
Man kann nicht besser sein, ohne auch schlechter zu sein.
Faule Engel taugen weniger als fleißige Teufel.
Es gibt so recht Fromme, die, weil ihre Linke von der Rechten weiß, lieber nichts Gutes tun – um Gott nicht zu erzürnen.
Die Ehre hat gesetzlichen Anspruch auf Feierabend und Pension.
Am Ende meines Strebens könnte meine göttliche Tat (oder Mittat) gewesen sein: dem Manne das Weib gleichgestellt zu haben.
Es ist nicht schlecht, seinem Nachbarn Gefälligkeiten zu erweisen, aber töricht, selber solche zu erheischen.
Zwei Geschlechter des Menschen: Das eine fragt immer und überall: „Nix zu handeln? Nix zu handeln?“ Das andere späht immer und überall: „Nichts zu bauen? Nichts zu bauen?“
Der fromme Betrug gibt eine breite Basis für den verruchten.