Emil Baschnonga Zitate
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Des Zweiflers Fragezeichen sind des Gläubigen Ausrufezeichen.
Ideale heißen die Aufstöße der Seele – und sind meistens kurzfristig, wie die des Magens.
Würden Kriege auf dem Schachbrett ausgetragen, wären Schachbrettfabrikanten dafür.
Er bewegte sich viel auf seiner Suche nach Ruhe.
Von der Sohle bis zum Scheitel voll unerfüllter Versprechen.
Vorsatz. Kommt selten zum Nachsatz.
Wer Lob anbietet, hofft auf einen ersprießlichen Tauschhandel mit ihr.
Das Urteil im Tellergericht ist, was übrig bleibt.
Ihre Bedenken begannen beim Nabel. Dort endeten seine.
Dem jungen Menschen winken Erfahrungen zu, dem alten nach.
Er hielt sich an die Kehrseite der Welt, weil er sich von vorne nicht an sie heranwagte.
Jeder schale Witz kitzelt sein Gaumenzäpfchen. Ich möchte einen finden, der daran wie an einem Glockenstrang zieht.
Viele Regeln sind eigentlich nur geregelte Ausnahmen, gemaßregelte.
Der Kluge packt aus; der Weise packt ein.
Wir sollten jene Erfolge mißachten lernen, die den Raubbau an der Mitwelt bedingen.
Die Hürde wird im Anlauf genommen – nicht unbedingt im ersten.
Psychoanalyse in der Baukunst: Fassaden aus Glas.
Viele Leute tragen geradewegs schwer an krummen Gedanken.
Jedes Volk verdient seine Sprache. Sagen wir „auswendig“, meint der Engländer „by heart“ und der Franzose „par coeur“.
Der Wahrheitsfanatiker zürnt dem Paradox; der Weise schließt es in die Arme.
Nicht jeder Bruch ist mathematischer Auflösung wert. Es genügt, ihm den Bruchstrich zu rauben.
So großzügig die Natur auch ist, verzeiht sich höchst ungern.
An die Wand gedrängt, verschafft Rückhalt.
Auf der Ebene ist Standhaftigkeit kein Verdienst.
Das, woran sich die Zunge wetzt, hält ihr stand.
Der Tag erneuert alles, begonnen mit Bedürfnissen.
Höflichkeit bezwingt; ein Lächeln besticht.
Die Natur tischt allen auf. Sie verlangt deswegen nicht, daß ihr jeder eine Tischrede hält.
Wenn der Wille nebst Bergen auch noch Täler versetzen könnte…
Nicht Daunen, Gedanken sind des Kopfes bestes Kissen.
Er suchte das Paradies und ging jeden Tag an ihm vorbei.
Apathie. Telepathie der Unlust.
Die Kinder werden dazu angehalten, nichts auf dem Teller zurück zu lassen. Beim Spinat werden sie störrisch.
Sich von der besten Seite zeigen: Ob das ausreicht, um die schlechten zu verdecken?
Gewisse Autoren sind so sehr von sich eingenommen, daß sie glauben, mit bloßem Zeigefinger der Ewigkeit eine Leuchtspur zu hinterlassen.
Seine Rede war eine Pause wert.
Zwar hatte er Hefe. Doch knetete er sie in Lehm statt Teig.
Ein Pfuscher in eigener Sache wird mitunter ein tüchtiger Kritiker in fremder.
Der Blick in die Weite hilft zuweilen, daß man sich auf das Nächste besinnt.
Es würde erstaunen, wüßte man, wieviel verkannte Intelligenz ringsum besteht, erfaßte man sie und richtete sie auf, bände sie an den Halt, der ihr in den entscheidenden Kindheitsjahren gefehlt hat. Mehr noch erstaunte, wieviel der heute akkreditierten dann nicht mehr bestände.
Sein Herz habe er verloren, sagte er. Nein, es ist ihm davongelaufen!
Neuauflage: er lügt wie elektronisch gedrückt.
Was ist der Zweck des Aphorismus? Zwecklos darüber zu grübeln.
Wer bei den Größten zur Schule geht, merkt, daß sie gerade das, was uns nebensächlich vorkommt, mit größter Mühe und peinlichster Sorgfalt am ergiebigsten behandeln.
Unlustgefühlen kann niemand ausweichen. Das heißt aber noch lange nicht, daß man sich mit ihnen abgeben muß.
Routine ist reibungslos, angenehm und leicht erwerbbar. Aus diesem Grund wird der Zustand, wie er ist, so selten und zögernd mit dem Zustand, wie er sein sollte, ausgetauscht.
Zur Spinne kam der Computerfachmann und programmierte ihr die Maschen ins Netz. Ei, wie freuten sich die Mücken!
Wie lange dauert es noch, bis das Hufeisen als Glückssymbol durch die Radkappe ersetzt wird? (Nachsatz heute: Radkappen haben den gleichen Seltenheitswert wie Hufeisen.)
Es ist möglich, auch auf Hintertreppen zur Wahrheit zu kommen.
Die Vorstellung von der Arbeit im blauen Überkleid wird zur Schwerarbeit.