Emanuel Wertheimer Zitate
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Zu allen Bedingungen des Glücks fehlt meist eine, die man selbst mitbringen muß: die Gabe, glücklich zu sein.
Der bequemste Patriotismus bleibt – auf seine Nation stolz zu sein.
Jeder Schlüssel vertritt ein Mißtrauen.
O ja, es gibt eine platonische Liebe – aber nur unter Eheleuten.
Man widerspricht oft dem Urteil andrer, nur um ein eignes zu haben, und hat zuweilen über etwas eine originelle Meinung, weil man gar keine darüber hat.
Man zweifelt an Wundern und glaubt noch an Dankbare!
Man ist nie ganz verloren, solange man schmeicheln kann.
Wenn Liebe zur Freundschaft wird, folgt sie nur einem Rate, den ihr die Natur befiehlt.
Nur das Genie hat den Mut, es nicht allen recht machen zu wollen.
Es gibt freigebige Naturen, die mit dem Gelde um sich werfen, wenn es verdoppelt zurückkommen muß: es sind ökonomische Verschwender.
In Liebesangelegenheiten wird man der Enttäuschungen nie müde.
Wenige besitzen die Mäßigung, sich mit einem geringen Verlust zu begnügen.
Das muß man unsrer Bescheidenheit lassen: keiner hält viel von seinesgleichen.
Ihr Glück begreifen die wenigsten, unglücklich zu sein verstehen alle.
Der Pessimist kommt zu abschreckenden, ja schädlichen Wahrheiten, die verbreiteter wären, wollten die Menschen nicht lieber mitlachen als mitweinen.
Schon seine Bewunderer machen den Dilettanten unmöglich.
Man spielt eine klägliche Rolle in einer Gesellschaft, der man nicht nützen oder schaden kann.
Ein langweiliges Buch schreiben ist leichter, als eines lesen.
Dem Reichen ist die Armut andrer Naturgesetz.
Was der größte Luxus ist? Ein Herz besitzen.
Gebet des Armen ist scheue Erbittung, der Reiche indessen wünscht eine Quittung.
Ob die Menschen durch Verdummung oder Aufklärung zu bessern sind? Eine Enttäuschung durch das letztere Vorurteil wäre vorzuziehen.
Die meisten wären glücklich, wenn sie alles verkehrt gemacht hätten.
Keiner sucht Trost, daß er nicht immer gelebt hat – jeder, daß er nicht immer leben wird.
Sorgen brauchen wenig Schlaf.
Mit immer größerer Sehnsucht blickt man den Jahren nach, die uns verlassen; durch Erinnerungen winkt man sie zurück – vergebens… das Pendel hat nur verneinende Bewegungen.
Unsterblichkeit ist der unbescheidenste Trost.
Der Faule plagt sich in einer Stunde mehr als der Fleißige das ganze Jahr.
Welches der einzige Weg zur Zufriedenheit ist?… der zum Spiegel.
Wie oft kann man einen Menschen genießen? Alle schmecken bitter, sowie der Zucker oben weg ist.
Wir sind unmäßig in unserm Beileid und fast immer enttäuscht, weniger Schmerz anzutreffen, als wir Trost mitbringen.
Die Güte hat sich immer zurückgezogen – sie ist schwach geworden – kaum mehr zu erkennen – ich glaube, sie liegt im Sterben.
Diese Literarhistoriker! Was nicht langweilt, unterhält sie nicht.
Wenn es zu hell wird, kommt immer ein Genie ohne Herz: es hat Strahlen, die finster machen.
Das Volk wird ungeduldig, es will nicht mehr auf die versprochenen Mahlzeiten im Jenseits warten.
Man hat mehr Scharfsinn darauf verwendet, das Kleid dem Körper, als den Ausdruck dem Gedanken anzupassen.
Man erschrickt oft, wenn man seine Gedanken belauscht.
Unabhängigkeit schafft Originale.
Die Liebe verläßt uns zu früh, die Eifersucht zu spät.
Noch so viele Gesetze – all unsere Laster erreichen sie doch nie!
Der Neid wetteifert mit der Ungeduld, wenn er die Schadenfreude erwartet.
Kehrt der Feinschmecker zur Natur zurück, praßt er bei trockenem Brot.
Die gebildete Sprache vergaß beim Dialekt viel Kürze und Ton.
Nichts fürchte man mehr, als zu viel Neid zu erregen.
Der Überfluß teilt mit dem Elend: Religion, Gesetz, Jenseits… Alles – nur keine Goldstücke.
Vorgesetzten gegenüber ist man oft aus Höflichkeit beschränkt.
Uns nicht überschätzen, heißt uns beleidigen.
Die ersten Laute eines Kindes erregen mehr Begeisterung, als sämtliche Reden des Demosthenes.
Die Gesellschaft gleicht einem Maskenball, auf dem sich niemand demaskiert.
Die Liebe braucht Unsicherheit; sie entzweit sich mit jeder Gewißheit und folgt Liebenden nicht viel weiter als bis zur Schwelle der Ehe.