Emanuel Wertheimer Zitate
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Manche glauben nicht zu altern, weil ihre Thorheiten sich verjüngen.
Bei Verlusten, die das Herz erleidet, ist Kummer oft der einzige Trost.
Am zufriedensten sind die Menschen noch, wenn sie ein Unglück leichter trifft, als sie erwarteten.
Der uns gleich bei der Geburt die Träne auf den Weg des Lebens mitgegeben, wusste, dass wir sie unterwegs gebrauchen werden.
Geselligkeit ist die Annehmlichkeit, sich seiner zu entledigen.
In die Gesellschaft tritt man gewöhnlich als Schmeichler, bleibt als Gelangweilter und geht als Spötter.
Alle Laster sind bereit, der Not zu Hilfe zu eilen.
Die Hoffnungen schwätzen nach, was ihnen die Wünsche vorplappern.
Keiner geht gezwungener aus dem Leben als der Selbstmörder.
Die Jugend ist ein Darlehen und das einzige, dessen pünktliche Begleichung niemand eingestehen will.
Spott ist Selbstlob.
Das Glück besteht, nach der Weisheit vieler, die es im Übermaß besitzen, aus Entbehrungen.
Die Tapferkeit der Fürsten erfordert oft viel fremden Mut.
Wenn du verarmst, bist du der Erste, der dich demütigt.
Es dauert lange, ehe man zwanzig Jahre alt wird – sechzig ist man im Handumdrehen.
Verleumdungen langweilen nie.
Wie undankbar sind wir gegen den Eigennutz! Ohne ihn würde sich keiner um den andern kümmern.
Am aufopferndsten pflegen wir jene Tiere, die uns schmecken.
Man wäre zu bedauern, hätte man sich nicht lieber als seinen Nächsten.
Die Uniform sichert manchem Fähigkeiten, die das bürgerliche Kleid nicht gewährt.
Den ganzen Körper verhüllen wir, selbst das Gesicht – durch Mienen.
Die Wissenschaft erweitert unsre Kenntnisse immer mehr von dem, was wir nie wissen können.
Niemand besitzt den Mut, sich ganz zu zeigen, wie er ist. Doch! Der Wahnsinnige.
Die Kirche ist eine gar eifrige Pädagogin; dank ihr verlernt man schon von frühester Jugend an – das Denken.
Ließe sich aus ihr kein Gewerbe machen, gäbe es vielleicht nur eine Religion: die Nächstenliebe.
Man beneidet manchen um das, worum er sich bedauert.
Strebt die Mittelmäßigkeit nach Originalität, entdeckt sie eine neue Natur, gegen welche die alte unnatürlich erscheint.
Fast könnten einem die Nachahmer jede Originalität verleiden.
Lieber kein Menschenkenner sein, als durch Erfahrung einer werden.
Die Kirche wird immer ein Bedürfnis bleiben: man geht als Schuldner hinein und kommt als Gläubiger heraus.
Den leisesten Schlummer hat der Neid.
Den Tod erwarten wir mit einer Zuversicht, als ob er nie käme.
Erst wenn man alt ist, verstünde man so recht, jung zu sein.
Es gibt ungemein zarte Naturen, die alles verletzen, nur nicht den Anstand.
Sorgen sind Krankheiten, vor denen die zu Hilfe gerufenen Ärzte fliehen.
Unsern Mienen verdanken wir mehr als die Hälfte des guten Namens.
Man gelangt schließlich zu dem Ideal – keines zu haben.
Mit dem Alter streift man die Erziehung allmählich wieder ab und kehrt zur Natur zurück – zur eignen aber.
Es scheint, daß der Ehrgeiz immer erst dort beginnt, wo er enden wollte.
Unsre meisten Bedürfnisse, wie unsre bittersten Sorgen sind Folgen desselben Strebens: nicht zu scheinen, was wir sind.
Kein Genie verkennt sich.
Die Ehe ist nur zu oft die Scheidung zweier Herzen.
Was man zuweilen Irreligiosität nennt, ist die unterlassene Anbetung gewisser Götzen.
Die Wissenschaft macht ungeheure Anleihen bei den Hypothesen; manche davon werden nach und nach getilgt, viele nach Jahrhunderten erst, die meisten nie.
Nicht weil sie zu leise spricht, überhören wir die Natur, sondern weil unsere Vorurteile zu laut dazwischen schreien.
Die Gesetze haben eine verletzende Ähnlichkeit mit den Menageriekäfigen – man kennt uns!
Habe Erfolg, und selbst die Schande gereicht dir zur Ehre.
Genies sind in allem unbeholfen, wozu kein Geist gehört.
Man nehme der Zuneigung den Eigensinn, und es gibt keine Verliebten.
Jede Mode ist zweimal lächerlich: am Anfang und am Ende.