Emanuel Geibel Zitate
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Das Fest der Pfingsten kommt im Hall der Glocken.
Wer einmal Liebe nahm und Liebe gab auf Erden, kann selbst im tiefsten Gram nie ganz unselig werden.
Altern ist einsam werden und die du liebtest begraben; Wohl dir, wenn dir ein Kind hold die Verlornen ersetzt!
Oft wie der Goldfrucht Ball, frühzeitig gebrochen, im Schiff erst ausreift, wird dir das Glück erst als Erinnerung süß.
Eine Biene, die versucht zu stechen, bringt keinen Honig mehr nach Haus.
Das ist die klarste Kritik der Welt, wenn neben das, was ihm mißfällt, einer was Eigenes, Besseres stellt.
Frühling ist die schöne Jahreszeit, in der der Winterschlaf aufhört und die Frühjahrsmüdigkeit beginnt.
Rasch wie der Wind umspringt, so wechseln das Herz und die Welle, Heut weitleuchtende Ruh, morgen chaotischer Sturm.
In Erinnerung nur zu schweben wie im Wind ein welkes Blatt, hüte dich! Nur das heißt Leben, wenn dein Heut ein Morgen hat.
Tadle mir einzelnes nicht an großen Naturen. der Fittich, der im Schreiten sie hemmt, trägt sie zu himmlischem Flug.
Süß ist’s, den Reiz der Welt zu saugen, wenn Herz und Sinn in Blüte steh’n, doch süßer noch mit deines Kindes Augen die Welt noch einmal frisch zu seh’n.
Nur ein großes Geschick hat Raum im Rahmen des Dramas.
Was die Epoche besitzt, das verkündigen hundert Talente, aber der Genius bringt ahnend hervor, was ihr fehlt.
Denn in sich ganz und einfach ist das Große.
Undank ist ein arger Gast; Aber an den angetanen Liebesdienst den Freund zu mahnen, Ist so arg wie Undank fast.
Es folgt dem Nachtbankett die trübe Zwielichtstunde.
Kein Mensch glaubt an Wunder, aber alle warten darauf.
Wenn, was Gott dir zur Freude beschert, Deine Torheit in Leid verkehrt, Wird er dich künftig der Müh überheben, Und das Leid dir schon fertig geben.
Fülle die Jugend mit würdigem Stoff und in froher Begeisterung lehre sie glühn! Die Kritik kommt mit den Jahren von selbst.
Das Reden von allem magst du gönnen Denen, die selbst nichts machen können.
Als aus Eden verbannt, untröstlich Eva sich härmte, Schenkte der Herr ihr das Kind, daß sie der Tränen vergaß.
Immer noch besser schwärmen und trinken als sich ärgern und nichts tun.
Und ob die Brust auch blutet, Nur vorwärts in die Bahn! Du weißt, am vollsten flutet Gesang dem schönsten Schwan.
Los zu werden den alten Zopf ist ein vernünftig Begehren, aber wer wird darum den Kopf gleich rattenkahl sich scheren!
So ist der Tod auch ein Bad nur. Aber drüben am anderen Ufer liegt uns bereitet ein neu Gewand.
Sprich von Reue mir nicht, wenn du nichts empfindest als Unmut über die Folgen der Schuld oder aus Furcht des Gerichts. Wirkliche Reue ist verwandelnde Glut; nur weil du ein anderer wurdest, sobald du sie fühlst, hat sie zu sühnen Gewalt.
Gefahr hat Löwenart: ein unerschrocknes Auge bändigt sie.
Ein ewig Rätsel ist das Leben, und ein Geheimnis bleibt der Tod.
Leicht ist’s törichtes Lob zu verschmähen. Erst wer den gesunden Tadel zu ehren versteht, wird als bescheiden gerühmt.
Das ist des Lyrikers Kunst, aussprechen, was allen gemein ist, Wie er’s im tiefsten Gemüt neu und besonders erschuf; Oder dem Eigensten auch solch allverständlich Gepräge Leihn, daß jeglicher drin staunend sich selber erkennt.
Nennt Epigonen uns immer! Ein Tor nur schämt sich des Namens, der an die Pflicht ihn mahnt, würdig der Väter zu sein.
Gilt’s Frauen zur Vernunft zu bringen, so laß den allgemeinen Ton. Wie klug sie reden von den Dingen, sie meinen stets nur die Person.
Aber fürchte die Schuld und mehr noch den Hochmut, der wie berauschender Wein rasch dir die Sinne verwirrt.
Das Mannigfaltige Läßt sich erlernen; Das Urgewaltige Kommt von den Sternen.
Architektur und Musik, euch beide begrüße ich als Schwestern, die ihr die zwingende Kraft ewiger Maße bewahrt.
Kann mich der Tod so bald entseelen, Was nützt mir alles Glück der Welt? Um froh zu sterben, will ich leben.
Recht ist hüben zwar wie drüben, aber danach sollst du trachten: Eigene Rechte mild zu üben, fremde Rechte streng zu achten.
Lorbeer ist ein bittres Blatt, dem, der’s sucht, den dem, der’s hat.
Kleine Sorgen machen viele Worte, große machen stumm.
Freude schweift in die Welt hinaus, bricht jede Frucht und kostet jeden Wein; riefe dich nicht das Leid nach Haus, du kehrtest nimmer bei dir selber ein.
Bruder, sprachen die Gänse zum Schwan, wir lassen dich gelten, aber bemüh‘ dich nun auch, daß du das Schnattern erlernst.
Wirf dein Talent nicht so hinaus, Beleidigung damit zu rächen! Die Biene, die versucht zu stechen, bringt keinen Honig mehr nach Haus.
Gibt die Not dich wieder frei, Prüfe dich mit frommem Eifer; Ach, und wardst du drin nicht reifer, Sprich noch nicht: sie ist vorbei.
Laß mir die Knaben vom Feste, denn sie haben noch nichts erlebt! Das ist am Wein das Beste, daß die Erinnerung darüber schwebt.
Das Höchste bleibt ein freier Wille, Der, unverwirrt vom Fleisch und Blut, Sich selbst getreu in Stumm und Stille Das Gute, weil es gut ist, tut.
Wörter sind Laternen, steckt ein Licht hinein, Und sie geben einen guten Schein.
Vollendetes steht über der Laune des Tages.
Und war die Freude noch so süß – Ein Wölkchen kommt gezogen, Und vom geträumten Paradies Ist jede Spur verflogen.
Nur zu oft vom Born entfernt Trübt die Welle sich, die klare; Heil, wem das Unmittelbare Blieb, als er die Kunst gelernt!
Schnell reitet der Tod.