Edward Young Zitate
Ist denn die Vernunft allein getauft, sind die Leidenschaften Heiden?
Eine Seele ohne Gedanken muß, wie ein Gebäude ohne Einwohner, bald in Verfall geraten.
Das Leben lügt, gleich verstockten Verbrechern, bis auf den letzten Augenblick, und bekennt seine Betrügereien nicht eher, als bis es stirbt. Seine kleinen Freuden verlöschen eine nach der andern und lassen endlich den armen Menschen in einer völligen Nacht zurück.
Das Beste zu hoffen ist fromm und tapfer und weise.
Wer ein Stück Brot fordert, ist edler, als der um eine Verbeugung, oder um einen Blick bettelt; denn jenes ist ja mehr wert.
Ein jeder hält einen jeden für sterblich – außer sich selbst.
Der Mensch braucht nur wenig; und auch dieses Wenige nicht lange.
Die Jugend ist nicht reich an Zeit; – ja, vielleicht arm. Gib sie, wie Geld, mit sparender Hand aus; zahle keinen Augenblick hin, ohne damit so viel zu erkaufen, als er wert ist!
Wir bemerken die Zeit nur aus ihrem Verluste.
Man badet zweimal nicht im selben Bach, erwacht nicht zweimal zu demselben Leben.
Ein ernsthaftes Gemüt ist der natürliche Boden zur Hervorbringung aller Tugenden, und der einzige Charakter, der dem Menschen Ehre macht.
Ein hohes Verdienst ist ein erhabener Rang; es ist noch mehr; es zwingt die Ehrenstelle, sich um dich zu bewerben. Es macht mehr als Monarchen, – es macht einen rechtschaffenen Mann.
Niemand schlummert sich fromm. Nur durch Mühe und Sorgen und mancherlei Künste erreichen wir den steilen Gipfel. Hier ist die Szene des Kampfes, nicht der Ruhe.
Dann geleiten Alter und Erfahrung Hand in Hand ihn zum Tode und lehren ihn, nach so schmerzvollem und so langem Forschen, daß er sein ganzes Leben auf falschem Wege war.
Der Mensch flieht vor der Zeit, die Zeit vor dem Menschen.
Liebe, und Liebe allein, ist das Darlehen für Liebe.
Was ist ein hoher Rang? Ein stolzer Bettler, der prahlt und bettelt, – bei der Menge bettelt um ein Almosen Huldigung, und oft versagt die Menge ihre milde Gabe.
Mehr Geld aufnehmen, als unser Vermögen bezahlen kann, ist mit der Zeit ein gewisses Verderben: Mehr Ruhm aufnehmen als unsere Verdienste bezahlen können, ist mit der Zeit ein eben so gewisser Schimpf.
Hoffe in niemandem einen Freund zu finden, als wer einen Freund in dir gefunden hat.
Der Verstand ist unser Helm; der Witz ist nur der Federbusch.
Der Aufschub ist ein Dieb der Zeit.
Die Welt ist eitel; aber nur für die Eiteln.
Der Stolz baut gleich dem Adler seinen Sitz neben den Sternen, die Wollust nistet gleich der Lerch‘ nah der Erde.
Über die Torheiten unserer Jugend erröten wir nicht, aber über die Torheiten unseres Alters.
Das Leben stirbt, sobald es verglichen wird. Das Leben lebt erst jenseits des Grabes.
Gesundheit ist der Sonnenschein der Seele.
Das erste sichere Kennzeichen einer gesunden Seele ist die Ruhe des Herzens und ein inwendig gefühltes Vergnügen.
Der Mensch hört früher auf zu fühlen als zu hoffen.
Wer aufschiebt, stiehlt Zeit.
Wenn der zehnte Teil des Elends, das gefühlt wird, gesehen würde, so müßte uns dieser Anblick mit Grausen durchdringen.
Gold glänzt zumeist, wo Tugend nicht mehr strahlt: Die Sterne glühn erst, wenn die Sonne sank.
Den Strom der Trauer mildert, wer ihn teilt.
Unterwirf die Güter des Glücks der Gesundheit des Leibes, den Leib der Seele, und die Seele deinem Gotte.
Man kann das menschliche Leben mit einem treulosen Gläubiger vergleichen: Es hält unsere Jugend und unsere männlichen Jahre von einem Tage zum andern mit Lügen hin; endlich gesteht es den Betrag und gibt unserm Alter eine völlig abschlägige Antwort.
Unsere Ehre steigt, sowie unser Hochmut sinkt; wo die Prahlerei aufhört, da fängt die wahre Würde an.
Ach, endlos ist des Menschenjammers Reihe, des Seufzens Kraft vergeht, nicht Stoff zum Seufzen.
Der Tod verwundet, um zu heilen.
Freundlichen Menschen schenkt Gott schon bei der Geburt den Schlüssel zu anderen Herzen.
Unsre Geburt ist nichts, als ein Anfang unseres Todes, so wie der Docht schon verzehrt wird, sobald er angezündet ist.
Der betrauert die Toten würdig, welcher nach ihrem Wunsche lebt.
Des Lebens Sorgen sind Erquickungen; vom Himmel dazu bestimmt; wer keine hat, muß sie sich machen, oder elend sein.
Das Leben lebt erst jenseits des Grabes.
Unsere Jugend sammelt nur Seufzer für das Alter.
Die Freude ist ein eingeführtes Gut; die Freude ist ein Tausch, kein Monopol: Sie will von zweien gesucht sein, eine reiche Frucht! Vom Himmel gepflanzet, und nie von Einem gesammelt.
Was ist das Laster denn als Eigenliebe auf falschem Weg? Ein armer blinder Krämer, der seine Freuden viel zu teuer kauft.
Staunen ist unfreiwilliges Lob.
Werde zu spät nicht weise, schlecht steht Narrheit dem Greise.
Verschwendete Zeit ist Dasein. Gebrauchte Zeit ist Leben.
Helden können einen Thron erobern, aber das ist ein himmlisches Geschlecht, welches ihn mit Anständigkeit verlassen kann.
O sei ein Mensch! – und bemühe dich, ein Gott zu werden.